Corona-Massnahmen:

So machen’s die Nachbarn

Clemens Studer

Die Corona-Massnahmen der Schweiz gehören zu den harmlosesten in Europa. Darum haben wir auch so viele Tote. Die Nachbarländer sind viel strikter. Ein paar Beispiele:

Deutschland: Bis mindestens 7.  März 2021 bleiben Beizen, Bars, Clubs, Theater, Opern- und Konzerthäuser, Museen und Zoos zu. In zahlreichen Bundesländern sind auch Schulen und Kitas geschlossen. An den Grenzen zu ­Tirol und Tschechien wurden die Grenzkontrollen verschärft, weil dort die Corona-Situation aus dem Ruder läuft.

Österreich: Trotz den «Öffnungsschritten», die von manchen Schweizer Medien frenetisch gefeiert wurden, gelten in unserem östlichen Nachbarland immer noch schärfere Massnahmen als in der Schweiz. Die Regierung unter dem rechtsnationalistischen Bundeskanzler Sebastian Kurz öffnete zwar die Läden unter strengen Bedingungen wieder, doch Restaurants und Hotels bleiben bis mindestens Ostern geschlossen. Aus dem besonders von den neuen Coronaviren-Mutationen betroffenen Bundesland Tirol darf nur noch ausreisen, wer einen negativen Coronatest vorweisen kann. Und auch auf die Pisten dürfen Skifahrende nur mit einem negativen Test. Ausserdem sprach die Wiener Regierung eine Reisewarnung für Tirol aus. Über allfällige Lockerungen entscheidet die österreichische Regierung frühestens am 1. März.

Italien: Während in der Schweiz die Bergbahn-Lobby die Öffnung der Skigebiete durchgestiert hat, bleibt Italien strikt und konsequent. Die für den 15. Februar angekündigte Öffnung der Skigebiete wurde kurzfristig wieder ­abgeblasen. Grund: die Zunahme der Virusmutanten. Italiens Skigebiete sind bereits die ganze Saison geschlossen. Und auch das an die Schweiz grenzende Südtirol zog die Schraube an: Hier gilt ein Lockdown, der über die härtesten sonst in Italien geltenden Massnahmen hinausgeht. Bis mindestens Ende Februar ist das Geschäftsleben inklusive des für die Region wichtigen Tourismus runtergefahren. Sämtliche Schulen wurden auf Fernunterricht umgestellt.

Schweden: Schweden ist kein Nachbarland der Schweiz. Aber war während Monaten das Vorbild von hiesigen Corona-Leugnern und Öffnungsturbos. Das ist schon länger nicht mehr so. Die Massnahmen zur Pandemiebekämpfung wurden schrittweise heraufgefahren. Staatsvirologe Anders Tegnell war der einst so geliebte Posterboy der europäischen Massnahmengegner. Weil er – wie andere «Corona-Skeptiker» – Covid mit der Grippe verglich. Jetzt musste er zugeben: «Das hat sich als nicht richtig erwiesen.» Unterdessen hat Schweden über 12’500 Coronatote. Und eine Bewegung von rund 200 Wissenschafterinnen und Wissenschaftern fordert, dass Tegnell wegen der vielen Coronatoten vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gestellt werde.

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