Editorial

Das Virus hat uns wieder

Marie-Josée Kuhn

Marie-Josée Kuhn, Chefredaktorin work

Und wie es uns hat! Diesmal macht es auch vor den Jodlern und Berglerinnen nicht Halt. Das Wallis ist jetzt Schweizer Meister bei den Fallzahlen. Und schon vor Tagen vermeldete der Kanton das Drama: 90 erkrankte Bewohnerinnen und Bewohner in 8 Pflegeheimen. Und 66 infizierte Pflegerinnen und Pfleger.* Derweil musste sich in Schwyz die Spital­direktion mit einem Corona-Hilferuf an die Bevölkerung wenden: Sie könnten das «Spital nicht mehr stemmen», wenn es so explosiv weitergehe. Die zweite Coronawelle ist im Urschweizer Kanton erst die erste, dafür aber ein richtiger Tsunami. Und der kommt vom Jodeln. Von den maskenfreien Aufführungen des Jodler-Musicals «Uf immer und ewig» etwa. Wo der Sepp Trütsch recht hat, hat er recht: «Die Schwyzer sind selber schuld», sagte der Volksmusikfreund im «Blick». «Sie benehmen sich, als gäbe es kein Morgen!» Es sei kaum auszuhalten.

Dieses Mal macht Corona auch vor den Jodlern nicht Halt.

NASENFREIHEIT. Die Positivitätsrate steigt – und die Corona-Massnahmen hinken hinterher. Eine Hauruck­öffnung und eine Schlendrian-Ewigkeit der Kantone später schneidet die Schweiz bei der Corona-Bekämpfung im europäischen Vergleich schlecht ab. Das haben wir vor allem den rechten Parteien und den Wirtschaftsverbänden zu verdanken. Das belegt unsere Corona-Analyse auf Seite 10. Das rechte Wahlvolk hat es auch nicht so mit der Maskentragpflicht. Das zeigen Umfragen. Die bürgerliche Freiheit beschränkt sich in Corona-Zeiten offenbar auf eine grenzenlose Nasenfreiheit.

Nur blöd, dass das Virus auch vor Covidioten nicht zurückschreckt. Den grossen Trump hat es mit der gleichen Gleichgültigkeit flachgelegt wie Jair Bolsonaro, den rechtsradikalen Präsidenten Brasiliens. Und auch der renitente Tennis-Superstar Novak Djokovic ging ihm ins Netz. Nicht, dass Trump & Co. an der Krankheit geistig gewachsen wären: «The Donald» geht auch weiterhin in der Menge baden. Oben ohne, versteht sich. Und weiterhin warnt auch Ueli Maurer vor einer «Corona-Hysterie». Just dann, wenn es von der Bundeshauskuppel her 5 nach 12 schlägt.

VIRENSCHEISSERCHEN. Die, die es wissen wollen, haben ihre Corona-Lektion längst gelernt: Niemand ist wirklich sicher vor Sars-CoV-2. Nicht einmal Armeechef Thomas Süssli. Und nichts ist den winzigen und zähen Virenscheisserchen heilig, nicht mal die päpstliche Schweizergarde in Rom. Drum liebe Leserinnen und Leser: immer brav die Maske auf und über die Nase ziehen! Hände regelmässig waschen! Und auf Distanz gehen, auch zu den Covidioten.

* Stand zu Redaktionsschluss am Dienstag, 20. Oktober 2020

2 Kommentare

  1. Peter Bitterli

    Zahlen und Fakten werden an dieser Stelle gelöscht.
    Die stehengebliebene Aussage zum BAG bezieht sich primär auf dessen hundslausige Kommunikation und die irrelevanten und missverständlichen Statistiken und Zahlen, von denen es sich leiten lässt. Keinesfalls darf sie als Bestätigung der hardcoronistischen Ideologie der Unia und ihrer Geistesgenossen verstanden werden, die ja auf noch viel jämmerlicherer Faktenbasis argumentieren.

  2. Peter Bitterli

    Wenn es im Zusammenhang mit der Corona-Massnahmen-Krise wirkliche Versager gibt, die längst jegliche Glaubwürdigkeit verspielt haben, dann sind es wohl mit Bezug auf die hiesige Provinz die über 60 Cov-Bürokraten des BAG.

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