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Anti-Corona-Impfstoff: Gibt es einen neuen kalten Krieg?

Die Russen waren mit ihrer Hündin Laika die ersten im All. Die USA landeten als erste auf dem Mond. Wer wird jetzt zuerst in ­genügender Menge einen Anti-Corona-Impfstoff auf den Markt bringen? China oder die USA in Visp VS?

DIE ERSTE IM ALL: Die russische Hündin Laika auf einer rumänischen Briefmarke, 1957. (Foto: Public Domiain)

Derzeit tobt ein Machtkampf zwischen den USA und China. Jedes Thema wird politisch aufgeladen und instrumentalisiert. Und dies von beiden Seiten.

Ein Beispiel unter vielen: Die USA greifen die in Genf beheimatete Welt­gesundheitsorganisation (WHO) an. US-Präsident Donald Trump behauptet, die WHO habe die USA nicht recht­zeitig über die Ausbreitung der Corona-Pandemie informiert. Dabei fällt in der WHO kein Bleistift vom Tisch zu Boden, ohne dass nicht mindestens fünf der dreissig amerikanischen Geheimdienste mit­hören. Denn Genf ist eines der grössten Agentennester der Welt. Trotzdem macht die Schweiz nichts – zu Recht, denn je mehr alle voneinander wissen, umso sicherer bleibt die Welt. Ablenken von seinem eigenen Versagen, das ist also Trumps Ziel.

TRUMPISTEN. Lange lagen die Russen in Sachen Raumfahrt vorne. Ihre Hündin Laika jaulte als erste im Weltraum. Und der russische Astronaut Juri Alexejewitsch Gagarin war ein Held, der erste Mann im Orbit. Im Gegenschlag realisierten die Yankees als erste den Flug auf den Mond. Viele Verschwörungs­theoretiker glauben bis heute, dass dies alles nur Studioaufnahmen gewesen seien. Und neu denken sie, diese Trumpisten, der Coronavirus komme aus einem Labor in der chinesischen Stadt Wuhan. Verschwörungstheorien sind ansteckend und somit wahre Virenschleudern.

Real ist ein total spannendes Rennen im Gang: Wer bringt zuerst in genügender Menge einen halbwegs vernünftigen Impfstoff auf den Markt? Viele Beobachterinnen und Beobachter glauben, dass Trump diesen Impfstoff brauche, wenn er trotz 30 Millionen Arbeitslosen die Wahlen im November 2020 gewinnen wolle. Für die Kommunistische Partei Chinas wäre ein Sieg in diesem Rennen nicht minder wichtig. Und die EU-Kommission will mit 7,5 Milliarden Franken ihrerseits den schnellen Durchbruch schaffen. Und den Impfstoff allen gratis zur Verfügung stellen. Sehr gut so.

AMERICA FIRST IN VISP. Eine Geschichte ist neben vielen andern besonders spannend: Moderna ist eine US-amerikansiche Biotechfirma, die an der Börse 15 Milliarden Franken wert ist. 75 Prozent mehr als im August des vergangenen Jahres. Sie glaubt, mit ihrem Anti-Corona-Impfstoff noch dieses Jahr den Durchbruch zu schaffen.

Wird Moderna als erste den Durchbruch schaffen? Vielleicht und vielleicht auch nicht. Das Unternehmen gehört immerhin zu den 15 ernsthaftesten Firmen, denen man einen Durchbruch zutraut. Und Trump subventioniert Moderna mit 500 Millionen Dollar.

Schafft es Moderna als erstes Unternehmen, würden in den Ibex-Anlagen in Visp VS, die sich teilweise noch im Bau befinden, innert eines Jahres eine Milliarde Moderna-Impf­dosen hergestellt. Mindestens. Nach Trumps Motto «America frist» zuerst für die Amerikanerinnen und Amerikaner.

Das von Trump finanzierte Moderna-Projekt hat sich in Visp die entsprechenden Produktionskapazi­täten gesichert. Gegen viel Geld.

Warum geht Moderna nach Visp? Weil es viel einfacher und schneller ist, in Visp eine Produktion in neuen bestehenden Gebäuden und Anlagen zum Laufen zu bringen, als auf der grünen Wiese eine neue Anlage aufzubauen. Und weil die Lonza-Tochter Capsugel den Impfstoff rasend schnell abpacken kann.

Gibt es einen neuen kalten Krieg? Ja. Gibt es während Jahren eine neue Realität? Nur wenn der Impfstoff nicht schnell genug kommt. Wir bleiben dran.

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