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Null-Emissions-Fabrik Lonza: Das Versprechen einlösen

Mit Solarenergie und dezentralen Energiespeichern kann die hochrentable Lonza zu einer Null-Emissions-Fabrik werden.

SO GEHT’S! Mit dem Kraftblock-Speichersystem wird Strom als Wärme gespeichert. Mit solchen ­Speichern könnte das Chemie- und Pharmaunternehmen Lonza CO2-neutral produzieren. (Foto: Keystone)

Während Jahrhunderten wurden die Mühlen in der Schweiz entlang von Bachläufen erstellt. Die Müllerinnen und Müller benutzten die Kraft des Wassers, um das Korn der Bäuerinnen und Bauern zu mahlen. Die weltweit besten und leistungsfähigsten Mühlen baut heute weltweit das Unternehmen Bühler aus Uzwil. Zwei grosse Mühlen könnten locker die ganze Schweiz versorgen. Die Arbeitsplätze wandern von den Bach­läufen in die Fabriken.

Die Industrialisierung der Schweiz fand in den Randregionen statt. Warum? Die Schweizer Industrie erzeugte den von ihr benötigen Strom nicht mit Kohle, nicht mit Kohlekraftwerken, sondern umweltfreundlicher und billiger mit Wasserkraft. Das Problem: Lange Zeit war es praktisch nicht möglich, den Strom über längere Distanzen zu transportieren. Deshalb baute die Lonza einst ihre Werke zuerst in Gampel und dann in Visp. Dort, wo es genügend Wasser und genügend Gefälle gab. Deshalb waren auch Regionen wie Glarus und der Jura Hotspots der industriellen Entwicklung.

Die Lonza in Visp entwickelt sich geradezu gespenstisch gut. Einst filetierten Martin Ebner und Christoph Blocher mit ihren real nicht existierenden Visionen den Alusuisse-Konzern. Die Energie wurde an die Deutschen verkauft. Die Aluwerke nach Nordamerika. Und auch an der Lonza hatten die beiden Heuschrecken der ersten Generation kein ­Interesse.

Ironie der Schicksals: Die Lonza ist heute marktkapitalisiert doppelt so viel wert wie die Ems-Chemie. Und in Visp arbeiten heute 4000 Menschen direkt oder indirekt für diesen hochrentablen Betrieb. Jetzt soll die Lonza schon wieder filetiert werden. Deshalb mussten der bis­herige Chef Richard Ridinger sowie der Standortleiter Visp, Jörg Solèr, das Werk verlassen. Solèr ist heute in Zürich im Reich des roten Stadtrates Richard Wolff für die Abfall­entsorgung zuständig.

Richard Ridinger hat vor gut einem Jahr den Oberwalliserinnen und Oberwallisern versprochen, die Lonza werde zu einer Null-Emissions-­Fabrik. Eine Herausforderung, weil kein Industriebetrieb in der Schweiz mehr Strom und Gas verbraucht als die Lonza.

Börsenkotierte Unternehmen sind Getriebene. Sie investieren nur, wenn sich die Investition rechnet. Die Rechnung muss ökonomisch und ökologisch aufgehen. Das ist heute möglich:

  • Baustein 1: Auf über 2000 Metern über Meer kann man dank bifazialen Photovoltaikzellen im Winter gleich viel Strom produzieren wie im Sommer. Und pro installiertes Kilowatt Leistung ­doppelt so viel Strom wie in Olten. Für 3 Rappen die Kilowattstunde, wenn die Nationalbank den ökologischen Umbau finanziert.
  • Baustein 2: Mit leicht zu verlegenden 16-kV-Leitungen kann man den Strom von den umliegenden Bergen, ohne die zu teuren Netze von Swissgrid und Valgrid zu benutzen und zu belasten, in die Lonza transportieren.
  • Baustein 3: Die Sonne scheint nur am Tag und nicht in der Nacht. Und nicht an allen Tagen gleich stark. Strom und Wärme braucht ein Industriebetrieb permanent. Deshalb braucht es dezen­trale Speicher in den Fabriken. Das System Kraftblock scheint absehbar die sinnvolle Lösung zu sein. Zu viel pro­duzierter Strom wird als Wärme bei 1300 Grad Celsius gespeichert. Und dann dank Heat-to-Power-Turbinen zu Strom und Wärme gemacht. Kompliziert? Nur auf den ersten Blick.

Alles in allem liefert eine solche Kombination Strom und Gas günstiger als jede andere Bezugsvariante. Wir bleiben dran.

Links zum Thema:

  • rebrand.ly/buehler
    Giorgio V. Müller erzählt die Geschichte des Unternehmens Bühler. Die Wasserkraft war auch hier ein wichtiger Faktor. Noch wichtiger waren die Arbeiterinnen und Arbeiter, die 1901 mit einem Streik bessere Arbeitsbedingungen durchsetzten.
  • kraftblock.com
    Kraftblock ist als Start-up ein Kind der Uni Saarbrücken. Und jetzt ist der politisch weit rechts stehende Investor Frank Thelen eingestiegen. Hoffentlich technologisch ein halbwegs gutes Omen.

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