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Heizung: Wann kommt die Massenproduktion von Wärmepumpen?

Wenn wir den ökologischen Umbau schnell schaffen wollen, brauchen wir nicht nur sich selbst steuernde Elektroautos, sondern auch Alternativen zu Gas- und Ölheizungen: Schon heute lohnt sich bei Neubauten in der Regel der Einbau einer Wärmepumpe.

NOCH ZU TEUER: Luft-Wasser-Wärmepumpen sind die teuren Alternativen zu Gas- und Ölheizungen. Würden sie so effi zient produziert wie Autos, würden sie mindestens vier Mal weniger kosten. (Foto: Bundesverband Wärmepumpe E.V)

Heute können wir 1300 Kilo schwere Autos für 26’000 Franken kaufen. Ein Kilo Auto kostet also nicht mehr als 20 Franken. Brauchbare Modelle gibt es auch schon ab 10 Franken pro Kilo. Die Produktion von Autos ist weitgehend automatisiert. Roboter ersetzen immer mehr die Arbeiterinnen und Arbeiter.

Wir brauchen, wenn wir den ökologischen Umbau schnell schaffen wollen, nicht nur sich selbst steuernde Elektroautos, sondern auch Alternativen zu Gas- und Ölheizungen. Besonders, weil wir in der Schweiz pro Kopf viele noch nicht sanierte ältere Gebäude haben.

ZU TEUER. Drei Massnahmen rechnen sich heute fast immer: Erstens, Fenster ersetzen. Die Gläser der neuen Fenster samt Rahmen erreichen ­U-Werte von 0,6 bis 0,7 (je kleiner der U-Wert, desto besser die Wärmedämmung).

Zweitens, wo möglich, sollten Dachböden und Kellerdecke isoliert werden. Und drittens rechnet sich ökologisch der Einbau einer Wärmepumpe.

Luft-Wasser-Wärmepumpen haben in den letzten Jahren gewaltige Fortschritte gemacht. Sie wurden und werden immer leiser. Man kann sie zunehmend auch in Wohngebieten ver­wenden. Parallel dazu stieg ihre Effizienz. Im Jahresdurchschnitt produzieren sie mit einer Kilowattstunde Strom vier Kilowattstunden Heizungswärme und Warmwasser. Eine Wärmepumpe – etwa eine LW 161 H A/V von Alpha Innotec mit 15 Kilowatt-Leistung – ist 310 Kilo schwer und kostet als Set gut 27’000 Franken. Und somit 90 Franken pro Kilo.

Wärmepumpen werden heute vorab von mittelständischen Unternehmen hergestellt. Alles schön und gut, nur leider noch nicht sehr kosten­effizient. Sobald man Wärmepumpen so pro­duziert wie Autos, würden sie pro Kilo und pro Kilowatt mindestens vier Mal weniger kosten. Denn bei ­Wärmepumpen gilt das gleiche Prinzip wie bei Solarzellen oder Windkraft­werken. Je mehr Anlagen produziert werden, desto günstiger werden die Produkte und desto schneller erobern sie den Markt.

SCHMIEREN UND SALBEN. Um diesen Prozess zu beschleunigen, gibt es verschiedene Hebel:

  • Wirksam ist eine CO2-Abgabe, die vorhersehbar für alle schrittweise erhöht wird. Wer für Öl und Gas immer mehr bezahlen muss, wird eher früher als später auf Wärmepumpen umsteigen, die ihren Strom aus neuen, erneuerbaren Energien beziehen.
  • Vergleichbar wirksam ist ein Verbot von fossil betriebenen Öl- und Gasheizungen. Hier haben die Immobilienbesitzer keine Wahl. Sie müssen erneuern. Das Kunststück besteht darin, diesen Prozess zeitlich gestaffelt hinzubekommen.
  • Alle wissen: Schmieren und salben hilft allenthalben. Auch Subventionen können diesen Prozess beschleunigen.

Viele Wege führten einst nach Rom. Von daher lohnt es sich, unterschiedliche Instrumente gezielt und kombiniert einzusetzen. Oder wie es der gar pragmatische chinesische Parteiführer Den Xiaoping formulierte: «Es ist egal, ob eine Katze schwarz oder weiss ist – Hauptsache, sie fängt Mäuse.»

Links zum Thema:

  • rebrand.ly/skoda
    Tschechien ist ein Autoland. Die Skoda-Arbeiter drohten 2018 mit Streik, bis sie 12 Prozent mehr Lohn bekamen. Im Internet kann man sich die von ihnen produzierten Autos – wie den beliebten Skoda Octavia Combi – nach eigenem Gusto selber konfigurieren. Der Preis pro Kilo Octavia liegt bei plus/minus 15 Franken. Der VW-Konzern, zu dem Skoda gehört, will nächstens bezahlbare Elektroautos produzieren. Immerhin.
  • rebrand.ly/alpha-innotec
    Das Unternehmen Alpha-Innotec glaubt an seine Produkte. Zu Recht. Auf der Top-Ten-Liste werden sie denn auch gut bewertet. Selten transparent weist das Unternehmen aus, wie viel seine Wärmepumpen inklusive Zubehör kosten. Fazit: Pro Kilo sind sie mindestens viermal teurer als Autos. Dies, obwohl Autos komplexere Maschinen sind.
  • rebrand.ly/co2-neutral
    Ein aufmerksamer work-Leser vom Paul-Scherrer-Institut hat uns auf die Differenz zwischen CO2-frei und CO2-neutral hingewiesen. Zu Recht. Der Discounter Aldi Süd, der sich in Österreich «Hofer» nennt, hält dazu auf seiner Homepage fest: Wird der Ausstoss von CO2- vermieden bzw. durch spezielle Massnahmen zum Klimaschutz kompensiert, ist die Rede von CO2-neutralen Prozessen. Klimaneutralität ist also dann gegeben, wenn das atmosphärische Gleichgewicht nicht verändert wird.

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