Rosa Zukunft ‒ Technik, Umwelt, Politik

Tempo Teufel: 5 G für wen, wann und zu welchen Kosten?

5 G ist der kommende Standard fürs Mobilfunknetz. Er wird alles auf den Kopf stellen – darum dürfen wir diesen jetzt nicht verlieren.

NOCH SCHNELLER. Das 5-G-Netz ist auch in der Schweiz im Vormarsch. Und ein Politikum. (Foto: Pixabay)

Die älteren unter unseren Leserinnen und Lesern können sich vielleicht erinnern: In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts begannen vorab die welschen Trotzkisten mit ihrer Zeitung «La Brèche» gegen Asbest zu kämpfen. Bereits damals war klar, welche töd­lichen Gefahren der Schmidheiny-Faserzement Eternit für die Bauarbeiter mit sich brachte. Lange Zeit wurde alles bestritten. Heute entzieht sich die Milliardärsfamilie Schmidheiny ihrer Verantwortung. Immer wieder hat work dar­über berichtet.

WENIGER STRAHLENSCHUTZ? Fast alle von uns haben ein Smartphone im ­Hosensack oder im Handtäschli. Ohne Sender funktionieren diese praktischen Dinger leider nicht. Das merkt, wer in den Bergen unterwegs ist. Staatliche Strahlenschutzwerte reduzieren die bisher nicht genügend untersuchten Risiken. Sind die Auswirkungen von zu hoher Handystrahlung vergleichbar mit jenen von Asbest? Wir wissen es nicht.

Jetzt steht im Bereich der mobilen Kommunikation eine Revolution ins Haus, die alles verändern wird. Das 5-G-Netz wird absehbar hundertmal schneller sein als das heutige 4-G-Netz. In einer Sekunde sollen wir den ganzen Film «Herr der Ringe» runterladen können. Sich selbst steuernde Autos sind mit grosser Wahrscheinlichkeit auf dieses Netz angewiesen. Genauso wie Fabriken, in denen ­Maschinen und Roboter mittels eigener Netze fast zeitgleich gesteuert werden.

Viele Fragen sind heute noch nicht beantwortet:

  • Muss die Schweiz die heute geltenden Strahlungswerte erhöhen, damit man das 5-G-Netz schnell und flächendeckend einführen kann, so wie das die Telekommunika­tionsunternehmen Swisscom, Sunrise & Co. verlangen?
  • Oder müssen pro Netz je 15’000 dezentrale Handy­antennen neu installiert werden, damit die Einführung dieser neuen Technologie zu keinen höheren Strahlungs­werten führt?
  • Und: Wie schnell wird die ganze Schweiz flächendeckend ein 5-G-Netz erhalten? Und zu welchen Tarifen für wen?

Dies sind die wesentlichen Knackpunkte der laufenden Debatte. Das Problem: Volk und Parlament haben wenig bis keinen Einfluss. Über eine Erhöhung der Strahlungswerte entscheidet der Bundesrat. Über die Bedingungen der Ausschreibung des neuen 5-G-Netzes letztlich ebenfalls.

Immerhin will sich Energieministerin Doris Leuthard an Entscheide des Parlaments halten. So haben National- und Ständerat eine Erhöhung der Strahlenschutzwerte abgelehnt. Wenn auch sehr knapp.

Quellen: Bundesnetzagentur, LTE-Anbieter.Info

NATÜRLICHES MONOPOL. 5-G-Netze sind die digitalen Autobahnen der Zukunft. Gewerkschaften und Linke müssten eine gemeinsame Position entwickeln. Und diese mittels Bündnissen durch­setzen.

  • Baustein 1: Das 5-G-Netz muss staatlich sein. Es ist in jeder Beziehung das Rückgrat einer digitalen Gesellschaft. Niemand käme es in den Sinn, mehrere sich konkurrierende Hochspannungsnetze aufzubauen. Genauso ist das 5-G-Netz ökonomisch gesehen ein natürliches ­Monopol. US-Präsident Donald Trump und seine Berater tendieren aus Sicherheitsgründen in diese Richtung. Für einmal könnte der Bösewicht recht haben.
  • Baustein 2: Die Strahlungswerte dürfen nicht erhöht werden. Das heisst, es braucht allein für ein flächendeckendes Netz 15 000 neue Sender in den Quartieren und Dörfern der Schweiz. Pro 500 Einwohnerinnen und Einwohner also ein neuer Standort.
  • Baustein 3: Die ganze Schweiz muss schnell und flächendeckend versorgt werden. Und dies zu gleichen Preisen.

Links zum Thema:

  • rebrand.ly/strahlung-asbest
    Ein italienisches Gericht verglich die Auswirkungen von zu hoher Handystrahlung mit jenen von Asbest. Und sprach einem Angestellten eine Rente von 500 Euro zu.
  • rebrand.ly/antennen-standorte
    Es gibt heute rund 18 000 mobile Antennenstandorte. Wenn drei sich konkurrierende Netzbetreiber je 15 000 neue Antennen installieren, verdreifacht sich die Zahl der Sender. Von daher ist ein einziger Netzbetreiber ökonomisch und ökologisch sinnvoll.
  • rebrand.ly/kleinzellen
    Die Stadt St. Gallen setzt auf ein Kleinzellennetz. Weil dieses weniger Strom braucht und weniger strahlt. Und weil die Erstellung von Antennenanlagen nur melde-, aber nicht bewilligungspflichtig ist. Basis für das Klein­zellennetz ist ein relativ dichtes und leistungsfähiges Glasfasernetz.

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