WM-Wanderarbeiter in Katar:

«Nichts hat sich geändert»

Michael Stötzel
Die internationale und massive Kritik an den Arbeitsbedingungen zur Vorbereitung der Fussballweltmeisterschaft 2022 im Wüstenstaat Katar bricht nicht ab.

(Foto: Keystone)

Jetzt hat das Emirat die Abschaffung des sogenannten Kafala-Systems angekündigt. Dieses System sorgte dafür, dass die asiatischen und afrikanischen Arbeitsmigranten, die in Katar praktisch alle Handarbeit erledigen, in totaler Abhängigkeit von einem katarischen Staatsbürger standen. Im Normalfall von ihrem Arbeitgeber. Behandelte dieser sie schlecht, zahlte den Lohn nicht oder schlug sie sogar, konnten sie ihre Stelle nicht ohne seine Erlaubnis wechseln oder das Land wieder verlassen. Die internationalen Gewerkschaftsbünde sprechen deshalb von «moderner Sklaverei». Das katarische Arbeitsministerium schreibt nun in einer Mitteilung, das Kafala-System werde «durch ein System ersetzt, dass auf Arbeitsverträgen basiert».

Die Wanderarbeiter in Katar leben wie Leibeigene.

ABHÄNGIG

Ambet Yuson, der Generalsekretär der Bau- und Holzarbeiterinternationale BHI ist von dieser Ankündigung «zutiefst enttäuscht», weil «die Wanderarbeiter total abhängig bleiben von ihren Arbeitgebern». Einzige «Verbesserung»: Künftig entscheidet das katarische Innenministerium, ob ein Bauarbeiter oder eine Hausangestellte in die Heimat zurückkehren darf. Es ist den Wanderarbeitern auch weiterhin verboten, Gewerkschaften zu gründen. Es gibt keinen Mindestlohn, keine Verbesserung der an Lager erinnernden Wohnheime und keine Massnahmen zur Erhöhung der Arbeitssicherheit auf den Baustellen. Gewerkschafter Yuson: «Ich habe mit Wanderarbeitern in Katar telefoniert. Sie glauben nicht, dass sich ihre Situation verbessern werde. Sie sagen mir, nichts habe sich geändert.»

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