Ohne Arbeitnehmerrechte keine Fussball-WM

Protestaktion bei der Fifa bringt konkrete Ergebnisse

Hans Hartmann
Aus dem netten Freundschaftsspiel, das die Fifa-Funktionäre beim Treffen mit den Gewerkschaften erwartet hatten, wurde nichts. Stattdessen mussten sie sich über die Protestveranstaltung samt Medientross vor der eigenen Haustüre ärgern.

FUSSBALL-FUNKTIONÄRE GABEN NACH: Gewerkschaftsaktivist vor dem Sitz der Fifa in Zürich. (Foto: Christian Hartmann / Reuters)

Immer noch nichts? Wo bleiben die nur? Draussen, im gleissenden Wintersonnenschein hoch über dem vernebelten Zürich, warteten vor dem Fifa-Hauptsitz am17. November gegen fünfzig Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Unia-Aktivistinnen und -Aktivisten sowie Vertreter der Bau-und- Holzarbeiter-Internationale (BHI) und des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) mit Fahnen und Transparenten.

Kein Freundschaftsspiel, wie es die Fifa erwartet hatte.

HARTE FORDERUNGEN

Im Gebäude verhandelte schon seit über einer Stunde eine internationale Gewerkschaftsdelegation mit hochrangigen Fussballfunktionären unter Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke. Geplant war ein dreissigminütiger Gedankenaustausch. Doch aus dem netten Freundschaftsspiel, das die Funktionäre erwartet hatten, wurde nichts. Stattdessen mussten sie sich über die Protestveranstaltung samt Medientross vor der eigenen Haustüre ärgern – und über die harten Forderungen der Gewerkschaften.

Vasco Pedrina, ehemals Unia-Co-Präsident und heute Vizepräsident der BHI, forderte, dass die Fifa im Vorfeld einer jeden Fussball-WM für die Einhaltung der Arbeitnehmerrechte sorgen müsse. Die Fifa solle im Hinblick auf die Weltmeisterschaften in Brasilien 2014, Russland 2018 und Katar 2022 an die positiven Resultate der Arbeitnehmerschutzkampagne anlässlich der WM 2010 in Südafrika anknüpfen. Konkret verlangte Pedrina die Einhaltung der ILO-Sozialklausel bei der öffentlichen Auftragsvergabe für den Bau der WM-Infrastrukturen. Und, vorab in Brasilien, gemeinsame Kontrollen auf den Baustellen.

Sekundiert wurde Vasco Pedrina vom BHI-Generalsekretär Ambet Yuson. Er verlangte von der Fifa, dass die Einhaltung der sozialen Rechte bereits als zentrales Kriterium bei der Vergabe einer jeden Fussball-WM zu berücksichtigen sei. Und IGB-Generalsekretärin Sharan Burow kündigte eine weltweite Kampagne gegen die Durchführung der Fussball-WM 2022 in Katar an, falls die Fifa sich nicht für eine Verbesserung der miesen Arbeitsbedingungen einsetze, insbesondere für Migrationsarbeitskräfte im Golf-Emirat.

PROTEST WIRKT

Die anwesenden Journalisten wollten schon zum nächsten Termin hetzen, als Yuson und Pedrina nach mehr als einer Stunde endlich vor die Protestierenden traten und über die konkreten Ergebnisse berichteten: «Eure Anwesenheit hat der Fifa klargemacht, dass wir die rote Karte ziehen werden, wenn die Rechte der Arbeitnehmenden verletzt werden.»

Tatsächlich hatten die Fifa-Funktionäre schliesslich zugesagt, dass die Menschen- und Arbeitnehmerrechte bei künftigen WM-Vergaben stärker gewichtet werden sollen. Der Verband werde sich zudem in Brasilien für einen sozialen Dialog und Baustellenkontrollen starkmachen. Auch will die Fifa die Regierung in Katar zu Gesprächen über eine Verbesserung der Gewerkschafts- und Arbeitnehmerrechte bewegen.

Wenn die Fifa in den nächsten sechs bis acht Monaten keine substantiellen Fortschritte erzielt, werden die Gewerkschaften ihre Protestkampagne «Ohne Arbeitnehmerrechte keine Fussball-WM» international lancieren.

FussballFunktionäre gaben nach: Gewerkschaftsaktivist vor dem Sitz der Fifa in Zürich. Foto: Christian Hartmann / Reuters

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