16 Tage Aktionen, Lesungen, Mahnwachen und vieles mehr
Die Gewalt, die bleibt

Am 25. November ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Auch dieses Jahr lanciert Frieda – die feministische Friedensorganisation – 16 Aktionstage in der ganzen Schweiz. Dringend nötig, denn die Schweiz unternimmt gegen geschlechterbezogene Gewalt viel zu wenig.

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DIE OPFER SCHÜTZEN, NICHT DIE TÄTER: Demo-Teilnehmerin in Bern im Rahmen von «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» vom letzten Jahr. (Foto: Franziska Scheidegger)

Ungenügend! Das ist das Fazit vom «Netzwerk Istanbul Konvention» zur Schweiz, wenn es um den Schutz der Frauen und Kinder hierzulande geht. Nachdem die Schweiz vor sieben Jahren die Istanbul-Konvention unterzeichnet hat, kommt jetzt die nüchterne Erkenntnis: Gesamtnote 3. Die Konvention, ein Übereinkommen des Europarats, fordert professionelle Beratung und Schutzmassnahmen für Opfer von Gewalt, genügend Schutzplätze, gemessen an der Bevölkerungsgrösse, Präventionskampagnen und vieles mehr. Die Note ist aber nicht nur ungenügend, sondern deutet auf noch viel Schwerwiegenderes hin:

Frauen und Kinder, die von Gewalt betroffen sind, leiden und sterben an der fehlenden Infrastruktur und Unterstützung.

Im aktuellen Jahr verzeichnet die Schweiz einen traurigen Rekord. Laut dem Rechercheprojekt «Stop Femizid» wurden bereits 27 Frauen und Mädchen ermordet. Ihre Mörder sind die eigenen Ehemänner, Brüder, Väter, Exfreunde oder andere Männer in ihrem Leben. Gemeinsam ist diesen Delikten, dass eine Frau aufgrund ihres Geschlechts getötet wurde, dass es sogenannte Femizide sind. Weiter kam es 2025 bislang zu neun versuchten Femiziden. Aus diesen Gründen lanciert Frieda, die feministische Friedensorganisation, auch diesen Herbst die «16 Tage gegen Gewalt an Frauen».

Schweizweite Aktionen

Der Fokus der diesjährigen Aktionstage liegt auf geschlechterspezifischer Gewalt und Behinderungen. Denn gerade Frauen und queere Personen mit Behinderung sind Übergriffen, Machtmissbrauch, Kontrolle und Vernachlässigung stark ausgesetzt. Vom 25. November bis 10. Dezember finden deshalb schweizweit diverse Aktionen statt. Das ganze Programm ist unter diesem Link zu finden.

Zum Auftakt, am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, setzen gleich mehrere Städte ein Zeichen gegen die Gewalt. In Bern findet eine Mahnwache statt, die auf dem Bundesplatz den Opfern von patriarchaler Gewalt gedenkt. Im Stadtzentrum von Aarau wird eine Installation mit roten Schuhen aufgebaut. Jeder Femizid wird mit einem Paar dargestellt. Und in Freiburg wird in der Bahnhofshalle ein Weihnachtsbaum aufgestellt, der Opfern von Gewalt eine Plattform bietet. Sie können am Baum einen QR-Code scannen und anonym ihre Erfahrungen teilen.

Gewalt am Arbeitsplatz

Geschlechterspezifische Gewalt passiert aber nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern auch am Arbeitsplatz. Am diesjährigen Feministischen Kongress des SGB (Schweizerischer Gewerkschaftsbund) war dies ein grosses Thema. Im Fokus der Veranstaltung stand neben der Gesundheit und der Sicherheit am Arbeitsplatz für Frauen und queere Menschen auch die sexualisierte Gewalt. Die Hälfte aller Arbeitnehmerinnen haben an ihrem Arbeitsplatz sexuelle Belästigung erlebt. Deswegen fordert der SGB klare Regeln und Massnahmen in allen Betrieben (mehr dazu hier).

Am SGB-Kongress war auch Agota Lavoyer, Expertin für sexualisierte Gewalt. Sie sagte zu work:

Sexualisierte Gewalt ist nie okay, egal an welchem Ort sie ausgeübt wird. Spezifisch am Arbeitsplatz kommt ein Abhängigkeitsverhältnis dazu, was es für Opfer noch schwieriger macht, von den Tätern Abstand zu nehmen oder sich zu wehren.

«Die Wut, die bleibt»: Feministischer Lesetipp der Redaktion

Ein Roman, der ordentlich hässig macht und exemplarisch aufzeigt, wie Frauen strukturell benachteiligt werden. Und was die Konsequenzen für die veralteten Rollenbilder in unserer Gesellschaft sind. «Die Wut, die bleibt», geschrieben von Mareike Fallwickl, ist ein feministisch-tragisches Meisterwerk. Im Zentrum der Geschichte steht Helene – eine erschöpfte Mutter, die sich das Leben nimmt. Der Selbstmord zerreisst die Familie. Während ihre älteste Tochter Lola mit der Wut und dem Verlust klarzukommen versucht, sieht sich Helenes beste Freundin Sarah in der Pflicht, für die hinterbliebenen Kinder da zu sein. Exemplarisch wird aufgezeigt, welcher Last Frauen ausgesetzt sind. Und welch hohen Preis sie bezahlen.

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