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Mieten belasten die Haushalte – aber nicht alle gleich

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Das rekordhohe Kampagnenbudget des Hauseigentümerverbands von 7 Millionen Franken zahlte sich aus: Am 28. September wurde die Abschaffung des Eigenmietwerts angenommen. Davon profitieren die Hauseigentümer – vor allem Personen mit hohem Einkommen – auf Kosten der Allgemeinheit. Dass ein Grossteil der Bevölkerung Wohnraum mietet und nicht besitzt, zeigte sich jedoch an ­einem anderen Ergebnis dieses Abstimmungssonntags: Im Kanton Bern wurde die Mietinitiative angenommen. In Zukunft müssen die ­Vormieten transparent gemacht ­werden. Mieterinnen können dadurch missbräuchliche Mieterhöhungen ­einfacher erkennen und sich dagegen wehren. Angesichts der ­hohen Mieten und der Wohnungsnot, die viele Haushalte vor grosse Probleme stellen, ist die Annahme der Initiative nicht erstaunlich. In den letzten 20 Jahren stiegen die Mieten über 30 Prozent, ­allein seit 2020 um fast 7,5 Prozent. Das Büro Bass berechnete, dass die Mieter jedes Jahr insgesamt 10 Milliarden Franken zu viel Miete zahlen.

Klassenunterschied

Zudem ist die Belastung der Haushalte durch die Wohnkosten sehr ungleich verteilt. Bei den 20 Prozent der Haushalte mit den niedrigsten Einkommen geht ein Viertel der gesamten Ausgaben für die Mieten drauf. Einschliesslich ­Nebenkosten und Energie sind es sogar 31 Prozent. Auch bei der zweittiefsten Einkommensklasse stellt der Posten Wohnen eine gros­se Belastung dar: 20 Prozent der Ausgaben sind für Mieten, ­Nebenkosten und Energie reserviert. Dieses Geld fehlt dann an anderen Orten. Die Reichsten 20 Prozent hingegen ­wenden gerade mal 6 Prozent ihrer ­Gesamtausgaben für Mieten oder Hypothekarzinsen auf. Sogar einschliesslich Nebenkosten und Energie sind es nur 8 Prozent. Über 90 Prozent der Ausgaben tätigen sie also für ­andere Dinge – Nahrungsmittel, ­Kleidung, Freizeitaktivitäten. Das Problem der hohen Mieten und der dadurch entstehenden Ungleichheit muss gelöst werden – zum Beispiel durch die nationale Mietpreis­initiative, die die Miethöhe auf Basis der Kosten plus einer gedeckelten Rendite sowie eine automatische und regelmässige Überprüfung vorsieht.

Noémie Zurlinden ist Ökonomin bei der Unia.

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