Am 22. November braucht es alle in Bern
Das Volks-Ja zu Pflegeinitiative muss endlich umgesetzt werden

Schon bald stellt der Nationalrat die Weichen für die Gesundheitsversorgung. Damit das gut kommt, machen Gewerkschaften und Verbände jetzt zusammen Druck: Sie organisieren eine grosse Demo auf dem Bundesplatz.

Beitrag vorlesen lassen.
0:00 / 3:58
BÜNDNIS FÜR DAS GESUNDHEITSPERSONAL: Gewerkschaften und Verbände spannen zusammen. (Foto: zvg)

Eric Girodet ist Psychiatrie-Pflegefachmann im Wallis. Er erzählt:

Einige von unseren Patientinnen und Patienten müssen wir ständig überwachen, da sie suizidgefährdet sind. Andere sind depressiv, wir müssen sie manchmal sogar beim Waschen unterstützen, da sie dazu weder den Mut noch die Kraft haben.

Trotzdem seien in seinem Dienst jeweils nur drei Pflegekräfte für 25 Patientinnen und Patienten eingeteilt. Viel zu wenig.

So fehlt es an Zeit, um den anvertrauten Menschen gerecht zu werden. Dabei wissen Pflegende schon lange: Gerade Zeit ist der entscheidende Faktor für gute Pflege (zum work-Beitrag). Monika Antenen, Pflegehelferin in einem Altersheim und Unia-Mitglied, sagt:

Das gilt besonders für ältere und noch mehr für demente Menschen. Gute Pflege kann keine Fliessbandarbeit sein.

Damit das endlich besser wird, wollen 9 Gewerkschaften und Verbände, darunter Unia und VPOD, jetzt gemeinsam Druck machen: Sie rufen zu einer starken Kundgebung auf dem Bundesplatz auf. Unter dem Motto «Gesundheitsversorgung: Das sind wir für euch» werden am 22. November Mitarbeitende der Gesundheitsberufe zusammen mit der breiten Bevölkerung die Politik lautstark auffordern, endlich den Willen des Stimmvolkes umzusetzen.

Das reicht noch nicht!

Schon vor vier Jahren sagten 61 Prozent an der Urne Ja zur Pflegeinitiative und gaben damit Bundesrat und Parlament den Auftrag, die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen zu verbessern. Im Dezember debattiert der Nationalrat nun erstmals darüber, wie das zu tun sei. Vorher soll die Demo den Parlamentarierinnen und Parlamentariern klarmachen: Was bisher geplant ist, reicht nicht.

Denn der Bundesrat hat dem Parlament zwar ein Gesetz mit einigen Verbesserungen vorgelegt. Hat es aber versäumt, die Finanzierung zu regeln (work berichtete). Ebenso fehlen im Gesetz jegliche Vorgaben für Heime und Spitäler, wie viel Personal mit welchen Qualifikationen sie einstellen müssen – eine zentrale Forderung der Initiative, die jetzt Verfassungsauftrag ist.

«Eine Ohrfeige»

Entsprechend enttäuscht sind die Mitarbeitenden im Gesundheitswesen. An einer gemeinsamen Medienkonferenz des Bündnisses sagte heute Marie-Odile Heim, Pflegefachfrau und VPOD-Mitglied: «Ich war wirklich der Meinung, dass wir mit der Pflegeinitiative auf dem richtigen Weg waren, hin zu einem intelligenten Finanzierungssystem. Doch der Gesetzesentwurf ist eine monumentale Ohrfeige.»

MEDIENKONFERENZ HEUTE IN BERN: Die Gewerkschaften und Verbände präsentieren ihre Forderungen. (Foto: zvg)

Am 22. November sollen Tausende Stimmen die Nationalrätinnen und Nationalräte auffordern, die grossen Lücken im Gesetz zu schliessen. Diese Chance gelte es zu packen, sagt Yvonne Ribi vom Berufsverband der Pflegenden (SBK):

Wir stehen an einem entscheidenden Punkt. Das Parlament ist jetzt in der Pflicht, den Volkswillen zu respektieren und umzusetzen.

Damit es diesen Ruf hört, braucht es breite Unterstützung. Der Demo-Aufruf richtet sich deshalb nicht nur an Beschäftigte aus den Gesundheitsberufen, sondern an alle. Pflegefachmann Eric Girodet bringt es auf den Punkt: «Die Bevölkerung muss reagieren und sich mobilisieren. Sie ist die erste Betroffene.»

Pflegedemo: Es ist 5 nach 12

Vier Jahre nach dem deutlichen Ja zur Pflegeinitiative zeigt sich: Der Vorschlag des Bundesrates zur Umsetzung ist lückenhaft. So lässt sich die langsame Zerstörung der Gesundheitsversorgung nicht aufhalten, das Parlament muss nachbessern. Mit der Botschaft «Es ist 5 nach 12» ruft eine breite Allianz der Gesundheitsberufe zu einer gemeinsamen Kund-gebung am 22. November in Bern auf. Damit auch die Politik merkt: So kann es nicht weitergehen! Alle Infos hier.

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.