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Pensionskassenrenten sind im Sturzflug, die AHV bleibt stabil und wird für die Rentnerinnen und Rentner immer wichtiger.

DIE LEIDTRAGENDEN: Rentnerinnen erhalten immer weniger Geld. (Foto: Keystone)

Mit ihrem genialen Mechanismus sorgt die AHV dafür, dass über 90 Prozent der Menschen von ihr profitieren. Sie bekommen mehr zurück, als sie einbezahlt haben. Weil auf allen Einkommen Beiträge bezahlt werden müssen, die Renten aber gedeckelt sind. Diese Umverteilung ärgert die Reichen, seit es die AHV gibt. Weil sie nicht profitieren. Das grosse Geschäft machen Banken, Versicherungen und Makler-Firmen in der Pensionskasse. Für die Versicherten ist es eher ein schlechtes Geschäft. Genauer: ein immer schlechteres. Denn Rentnerinnen und Rentner erhalten immer weniger Geld. Seit 2002 sind die Gesamtrenten (AHV und Pensionskassen) um durchschnittlich 16 Prozent gesunken. Sagt das neuste «Pensionierungsbarometer» des VZ Vermögenszentrums.

Verantwortlich für die sinkende Kaufkraft der Rentnerinnen und Rentner ist nicht die stabile AHV, die von den rechten Parteien immer schlechtgerechnet wird. Sondern die bröckelnden Pensionskassenrenten, die nicht halten, was die Finanzindustrie versprochen hat. Diese sind 40 Prozent tiefer als 2002. Zu massiv höheren Lohnabzügen.

Und daran wird sich auch nichts ändern, weil Banken und Versicherungen dar­an kein Interesse haben. Und die von ihnen grosszügig gesponserten Parteien im Parlament eine Mehrheit haben.

Volk stoppt Bschiss

Vor rund drei Jahren arbeiteten die Gewerkschaften mit dem Arbeitgeberverband einen Kompromiss aus, wie das BVG-System reformiert und das Rentenniveau der Menschen gesichert werden könnte. Der von den Gewerkschaften und den Arbeitgebern ausgearbeitete Vorschlag war zwar keine Gewerkschaftsvorlage, aber halbwegs sozialverträglich. Das sah auch der Bundesrat so und machte ihn zu seinem. Doch die bürgerliche Mehrheit im Parlament zimmerte daraus eine Abbauvorlage, vor der nur ihre Sponsoren aus Banken und Versicherungen profitieren. Trotz Millionenpropaganda der Finanzindustrie fielen die Stimmenden nicht auf diesen BVG-Bschiss herein und versenkten ihn am 22. September 2024 mit über 67 Prozent Nein-Stimmen-Anteil deutlich.

Was zu tun wäre

Damit wäre eigentlich der Weg frei, die tatsächlichen Probleme im BVG zu lösen: zum Beispiel der fehlende obligatorische Teuerungsausgleich auf die Renten, die Benachteiligung der Frauen, die überrissenen Profite der Finanzindustrie. Das allerdings sind alles von der Finanzindustrie gewünschte «Geburtsfehler». Darum sind die Chancen klein, dass die bürgerlichen Parlaments- und Bundesratsmehrheiten daran wirklich etwas ändern wollen. Und so werden die Pensionskassen weiterhin immer ­tiefere Renten für immer höhere Prämien bezahlen. Und die AHV wird für immer mehr Menschen noch wichtiger im Alter.

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