Holzfabrik Samvaz: Auf 11 Tage Streik folgt Schlichtung
«Die Vorschläge der Chefs sind beleidigend!»

Auch nach 11 Tagen Streik zeigt sich die Geschäftsleitung des Freiburger Holzverarbeiters Samvaz absolut kompromisslos. Im Kampf für einen würdigen Sozialplan haben die Streikenden deshalb die Schlichtungsstelle für Arbeitskonflikte eingeschaltet.

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ZURÜCK INS WERK. Die Streikenden von Samvaz haben den letzten Vorschlag der Geschäftsleitung abgelehnt und nun die Vermittlung durch die staatliche Schlichtungsstelle beantragt. Diese Intervention beendet die Kampfmassnahmen. Foto: Olivier Vogelsang.

Die Hoffnung auf einen Dialog ist endgültig dahin im freiburgischen Châtel-St-Denis. Dort hatten die 33 Beschäftigten des Holzverarbeiters Samvaz 11 Tage lang gestreikt – gegen die angekündigte Werkschliessung ohne einen Sozialplan. Während des Streiks zeigte sich ausserdem, dass Samvaz teils Löhne unter 3000 Franken zahlte und somit jahrelang den GAV Holzindustrie verletzte. Die Streikenden unterbreiteten der Geschäftsleitung mehrere Vorschläge für einen Sozialplan. Nach langen Tagen des Wartens erhielten sie am 25. Juli endlich eine Antwort. Aber was für eine!
Die Geschäftsleitung lehnte jegliche Verbesserung ab. Sie ging weder auf Entschädigungen ein, noch auf Überbrückungsrenten für Personen, die kurz vor der Pensionierung stehen, noch auf Hilfe bei der Stellensuche. «Sie hat lediglich zugestimmt, die Mitarbeitenden von der Arbeitspflicht zu befreien. Mehr nicht. Ein beleidigender Vorschlag, den die Belegschaft abgelehnt hat», empört sich Yannick Ferrari, Mitglied der Regionalleitung der Unia Freiburg. «Das ist eine skandalöse Haltung. Eine Missachtung der Arbeiterinnen und Arbeiter. Dieses Ergebnis ist der faktische Beweis dafür, dass das Unternehmen nie in Verhandlungen eintreten wollte.»

Forderungen nach unten korrigiert

Ferrari betont zudem, dass die Beschäftigten bereit waren, ihre Forderungen nach unten zu korrigieren: «Wir hatten erhebliche Zugeständnisse gemacht und forderten nur noch 1000 Franken Abfindung pro Dienstjahr und die Freistellung von der Arbeit. Ein Sozialplan in Höhe von 300 000 bis 350 000 Franken statt der zuvor geforderten zwei Millionen Franken. Hätte Samvaz zugestimmt, hätten wir die Schlichtung vermeiden können. Das Unternehmen hat diese Gelegenheit nicht genutzt.» Die Firma ihrerseits, so präzisiert die Unia in einer Pressemitteilung, habe einen Vorschlag in Höhe von 160 000 Franken gemacht. «Das ist derselbe Betrag wie ursprünglich vorgesehen und gerade so viel wie für die Schliessung der Fabrik nötig ist. Das Unternehmen hat seinen Vorschlag also auf den Cent genau berechnet, um kein Geld zu verlieren und die Schliessung seiner Fabrik zu optimieren.»

Jetzt muss Schlichtungsstelle ran

Da die letzte Chance auf eine Einigung zwischen den beiden Parteien gescheitert ist, bestätigt die Unia nun die Einschaltung der Schlichtungsstelle für kollektive Arbeitskonflikte (OCCT). Seine Intervention bedeutet nun die Aufgabe der Kampfmassnahmen, mit anderen Worten das Ende des Streiks. «Nach wiederholten Versuchen, einen Dialog zu führen, sind die Streikenden heute davon überzeugt, dass die Schlichtungsstelle der beste Weg ist, um zu einem positiven Ergebnis zu gelangen und ihre Würde gewahrt zu sehen», erklärt die Gewerkschaft und verpflichtet sich, eine Arbeitnehmerdelegation während des gesamten Verfahrens zu begleiten, um die Achtung ihrer Rechte zu gewährleisten und «einen Sozialplan zu erreichen, der ihrem langjährigen Engagement für den Erfolg des Unternehmens gerecht wird».

Streik nicht umsonst

«Auch wenn der Streik zu diesem Zeitpunkt noch keine Fortschritte gebracht hat, war er dennoch nicht umsonst», meint Nicolas Marty, Mitglied des Regionalkomitees von Unia Freiburg, der gekommen ist, um die kämpfenden Holzarbeiter zu unterstützen. «Er hat es den Mitarbeitern ermöglicht, ihre Würde zu verteidigen. Es zählt nicht nur das unmittelbare Ergebnis, sondern auch der zurückgelegte Weg. Die Arbeiter haben nicht nachgegeben. Sie haben bis zum Schluss gekämpft. Nun werden wir sehen, was die Schlichtung bringt.» Mit seiner tief verwurzelten Solidarität kam der Aktivist jeden Tag vorbei, um die Streikenden zu unterstützen. Auch freitags nachmittags, wenn er frei hatte, stand er ihnen zur Seite. «Man ist nicht nur bei schönem Wetter in der Gewerkschaft, sondern auch, wenn es regnet, um seinen Regenschirm zu leihen», sagt Marty, der selbst im Stahlbau arbeitet.

«Ich wohne in einem Nachbardorf. Es kam nicht in Frage, auf dem Heimweg von der Arbeit an Châtel-St-Denis vorbeizufahren, ohne anzuhalten, wenn ich mir weiterhin selbst in die Augen sehen wollte. Auch ich habe schwierige Zeiten durchgemacht.» Nicolas Marty gibt zu, dass er immer noch schockiert ist über die «Verachtung» der Geschäftsleitung. «Sie hat auf Zeit gespielt und so getan, als würde sie die Diskussion eröffnen. Das ist überhaupt nicht korrekt.»

Dieser Artikel erschien zuerst in der Westschweizer Unia-Zeitung L'Événement syndical.

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