Wegen Lohn-Bschiss und mieser «Sozialpläne»:
Gleich zwei Fabrikstreiks in der Westschweiz!

Am Donnerstag trat in Morges VD die Belegschaft von Sun Chemical in den Streik. Und seit heute Morgen verschränken auch 18 Arbeiter des Freiburger Holzverarbeiters Samvaz die Arme. Die Fälle gleichen sich.

HÄNDE HOCH! Streikabstimmung am Morgen des 11. Juli bei der Samvaz SA. Foto: Unia Freiburg

In der Romandie endet die Woche überraschend mit gleich zwei Arbeitsniederlegungen. In Morges im Kanton Waadt streiken die Beschäftigten des Chemiewerks von Sun Chemical, einer Tochterfirma des japanischen Tintenherstellers DIC. Im freiburgischen Châtel-St-Denis wiederum traten am Freitagmorgen 18 Arbeiter des Holzwerks von Samvaz SA in einen unbefristeten Streik. Beide Werke sollen geschlossen werden. Und beide Belegschaften monieren, dass ihre Chefs sie möglichst billig auf die Strasse werfen wollten.

Reine Profitmaximierung in Morges

Die Direktion von Sun in Morges hatte schon Ende April die Werkschliessung angekündigt. Im darauffolgenden Konsultationsverfahren machte die Belegschaft, unterstützt von der Unia Waadt, diverse Vorschläge zur Rettung des Standorts. Einfach sei das nicht gewesen, betont die Gewerkschaft, denn Sun habe nicht die «minimalsten notwendigen Betriebsinformationen» ausgehändigt. Und letztlich habe die Direktionsleitung alle Vorschläge der Beschäftigten vom Tisch gefegt. Zudem habe sie sich geweigert, ihre künftigen Produktionspläne offenzulegen. Die Einschätzung der Unia dazu:

Alles deutet darauf hin, dass Sun Chemical das simple Ziel verfolgt, mit der Produktionsverlagerung die Gewinne zu maximieren. Insofern hatte der Erwerb der Fabrik durch DIC wahrscheinlich nur den Zweck, das Know-how und die Patente zu erwerben, die für diese Maximierung nützlich sind.

KEIN EITEL SONNENSCHEIN. Sun Chemical will billig dichtmachen und wird jetzt bestreikt. Foto: Unia Waadt.

Und nun verweigert Sun sogar einen Sozialplan. Stattdessen hat das Unternehmen Abgangsentschädigungen angeboten. Doch diese seien, so die Betroffenen, «ungenügend und schwach», insbesondere für jene, die kurz vor der Rente stünden und dem Betrieb jahrelang treu gewesen seien.

Jahrelanger Lohn-Bschiss in Freiburg fliegt auf

Anders die Vorgeschichte beim Holzverarbeiter Samvaz in Châtel-St-Denis: Zwar soll auch hier das Werk dichtmachen. Doch der Konsultationsprozess, der bereits im Februar startete, schien anfänglich erfolgsversprechend. Noch im März lobte die Firma den «offenen und konstruktiven Dialog mit der Gewerkschaft Unia». Doch diese Zeiten sind vorbei: Heute Freitagmorgen haben rund 18 Arbeiter eine Versammlung abgehalten und zusammen mit der Unia den unbefristeten Streik ausgerufen. Verlangt wird nicht nur ein «fairer Sozialplan», sondern auch «die sofortige Auszahlung der Lohnnachzahlungen, die gemäss dem GAV Holzindustrie, dem das Unternehmen untersteht, geschuldet sind».
Das lässt aufhorchen! Praktizierte Samvaz etwa Lohndumping? Yannick Ferrari, Co-Regioleiter der Unia Freiburg bestätigt gegenüber der Zeitung «La Liberté»: Er habe festgestellt, dass Samvaz den GAV «seit vielen Jahren» verletze.

Manche Angestellte verdienten brutto 2900 Franken statt der minimal vorgeschriebenen 4600 Franken.

Die Samvaz-Führung aber will davon nichts wissen und verharrt bislang auf ihrem «letzten Angebot»: eine einmalige Abgangsentschädigung von 7400 Franken plus 500 Franken pro Dienstjahr. Der Streik geht weiter. work bleibt dran.

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.