Wie einstige Rivalen die Unia-Fusion tätschmeisterten
«Unsere Gewerkschaften hatten sich lange Zeit sogar bekämpft»

Aus erbitterten Konkurrentinnen zimmerten Vasco Pedrina (75) und Renzo Ambrosetti (71) die mächtigste Gewerkschaft der Schweiz. Jetzt schauen die beiden Unia-Gründerpräsidenten selbstkritisch zurück. 

DIE HOCHZEITSPLANER: Vasco Pedrina (l.) und Renzo Ambrosetti mussten viel Misstrauen aus der Welt schaffen, um die Gewerkschaften Smuv und GBI zusammenzuführen. (Foto: Severin Nowacki)

work: Herr Ambrosetti, mit wie viel km/h sind Sie heute unterwegs?
Renzo Ambrosetti: Warum fragen Sie?

Weil Sie in Ihrem letzten work-Interview 2015 gesagt haben, Sie würden einen Gang runterfahren, von 150 auf 80 km/h.
Ambrosetti: Stimmt! Heute sind es wohl noch gemütliche 60 km/h. Daheim im Tessin präsidiere ich noch einige paritätische Kommissionen im Gewerbesektor, sonst bin ich definitiv im Ruhestand.

Und Sie, Herr Pedrina, fahren Sie überhaupt Auto?
Vasco Pedrina: Seit kurzem nicht mehr. Ich habe aber ein GA, zweiter Klasse versteht sich.

Sie beide haben stets Vollgas gegeben für die Entstehung der Unia. Trotzdem hat sich der Fusionsprozess über rund zehn Jahre hingezogen. Warum?
Ambrosetti: Wir mussten sehr behutsam vorgehen, Schritt für Schritt. Denn die beiden Gewerkschaften, die Vasco und ich damals führten, der GBI und der Smuv, hatten sich lange sogar bekämpft. Das gegenseitige Misstrauen war gross. Und jeder hat über den anderen die schlimmsten Räubergeschichten erzählt.

Was haben denn Ihre Smuvler über die GBIler erzählt?
Ambrosetti: Dass sie Chaoten und Revolutionäre seien! Die GBI wurde ja irgendwann wirklich von Marxisten und Linksaussen geführt. Und in ihrer Basis hatten sie viele Ausländer, primär Bauarbeiter, die eine kämpferische Kultur mitbrachten. Wir beim Smuv hatten dagegen noch viele Schweizer Industriearbeiter, wir waren braver. Und unsere Spitze war immer sozialdemokratisch.

Herr Pedrina, Sie selbst waren in den 1970er Jahren aktiv in der Revolutionären Marxistischen Liga, einer trotzkistischen Organisation. Waren Sie etwa noch stolz auf den Revoluzzer-Vorwurf?
Pedrina: Das nicht, aber es ist klar: Smuv und GBI waren quasi die Pole innerhalb der Gewerkschaftsbewegung. Schon historisch. Der Smuv hatte 1937 mit dem Friedensabkommen in der Metallindustrie als erste Gewerkschaft den absoluten Arbeitsfrieden in einem GAV akzeptiert. Bei uns im Bau kam das erst zwanzig Jahre später. Mit der Zunahme der Einwanderung haben sich die Unterschiede noch verschärft. Ezio Canonica, einer meiner Vorgänger, war der erste, der gecheckt hat, dass die Immigration ein ständiges Phänomen sein wird. Und dass man auch die Interessen der Immigranten vertreten muss, wenn man diese organisieren will. Das war in den 60er Jahren. Beim Smuv gab es da noch heftige Vorbehalte bis hin zur Unterstützung des Fremdenfeinds James Schwarzenbach.

IM WORK-INTERVIEW: Vasco Pedrina (l.) und Renzo Ambrosetti. (Foto: Severin Nowacki)

Warum mussten denn ausgerechnet diese «Pole» zueinanderfinden?
Ambrosetti: Zum einen hatten sich die beruflichen Realitäten verändert. Es war nicht mehr wie früher, wo ein Mechaniker sein Leben lang Mechaniker blieb und in derselben Spartengewerkschaft organisiert war. Heute wird der Job oder sogar die Branche viel öfter gewechselt. Und damit die Leute nicht jedesmal auch die Gewerkschaft wechseln müssen, brauchte es eine Multibranchengewerkschaft für alle.

Und zum andern?
Pedrina: Die 1990er waren Krisenjahre, der Neoliberalismus durchdrängte alles. Leute wie Christoph Blocher oder Martin Ebner setzten auch in der Industrie das reine Shareholder-Prinzip durch. Sie wollten extreme Profitraten wie im Bankensektor und flogen hierfür aus dem Ausland Manager ein, die von Sozialpartnerschaft und GAV nichts mehr wissen wollten. Da mussten wir alle einsehen, dass mit der alten Arbeitsfrieden-Orientierung nichts mehr zu gewinnen war.

Spielten auch klamme Kassen eine Rolle?
Ambrosetti: Nein, finanziell waren Smuv und GBI gut aufgestellt. Aber beide hatten mit Mitgliederschwund zu kämpfen, auch weil der Anteil des Dienstleistungssektors in der Wirtschaft immer grösser wurde, während unsere traditionellen Sektoren, also die Industrie und der Bau, schrumpften. Nur als Beispiel: 1945 waren in der Basler Chemie 80 Prozent Arbeiterinnen und Arbeiter und nur 20 Prozent Angestellte mit einer höheren Ausbildung. Heute ist es genau umgekehrt.

Haben die Gewerkschaften diesen Strukturwandel verpennt?
Ambrosetti: Der Smuv blieb mental zu lange an der Drehbank stehen. Mit der Schweizer Kaderorganisation hatten wir sogar ein Abkommen, wonach ein Arbeiter von uns sofort an diese weitergegeben wird, wenn er seinen Blaumann durch einen Weisskittel tauschte, also zum Vorarbeiter aufstieg. So verloren wir zusehends den Anschluss an die Kader. Gleichzeitig wurde der Dienstleistungssektor der grösste Wirtschaftssektor, glich aber einer gewerkschaftlichen Wüste. Die wollten sowohl GBI als auch wir vom Smuv begrünen. Es gab zwei Möglichkeiten: Jeder macht es für sich auf die Gefahr hin, viel Geld zu verpuffen, oder wir tun es gemeinsam.

FRÜHERER SMUV-PRÄSIDENT: Renzo Ambrosetti. (Foto: Severin Nowacki)

Pedrina: Dass die Gewerkschaften sich neu aufstellen mussten, war eigentlich schon lange klar. Beim SGB gab es bereits 1977 eine Kommission, die Reformen durch Fusionen vorgeschlagen hatte. Wir Linke, die Anfang der 90er in Führungspositionen kamen, haben ihre Dokumente genau studiert und uns gefragt, mit wem ein Neuanfang möglich wäre. In Hans Schäppi, dem Chef der Gewerkschaft Textil, Chemie, Papier (GTCP), hatten wir einen Verbündeten. Meine Gewerkschaft Bau und Holz und seine GTCP fusionierten 1993 zur GBI.

Was sagte der Smuv zu dieser Hochzeit?
Ambrosetti: Wir waren sauer! Denn unsere damalige Präsidentin, Christiane Brunner, hatte zuvor schon für eine Fusion von Smuv und GTCP geweibelt. Doch dann war da plötzlich diese GBI, die auch noch das Wort «Industrie» im Namen trug. Dabei gehörte die Industrie doch uns vom Smuv! Und schon ging der Mäis wieder los. Wir reagierten jedenfalls auch mit einer Fusion: Der Verband der Bekleidungs-, Leder- und Ausrüstungs-Arbeitnehmer gehörte fortan zum Smuv!

Herr Pedrina, hätte die Chemiegewerkschaft GTCP nicht besser zur Industriegewerkschaft Smuv gepasst?
Pedrina: Strukturell schon, doch innerhalb des mächtigen Smuv hätte die kleine GTCP die nötigen Veränderungen nicht durchsetzen können, der allgemeine Reformprozess wäre gebremst worden.

Doch dann waren die Bedingungen endlich reif für eine Annäherung der GBI an den Smuv
Pedrina: Das wäre der logische Schritt gewesen. Doch die Fronten waren noch viel zu verhärtet…Ambrosetti: … woran du nicht ganz unschuldig warst!
Pedrina: Zugegeben, es war ein Fehler, dass ich den Smuv in einem Zeitungsinterview angegriffen habe. Hintergrund war ein neuer Krisenartikel, dem der Smuv zugestimmt hat. Dieser erlaubte es den Metallfirmen, die Arbeitszeit befristet zu erhöhen – ein Tabubruch mit Auswirkungen auch für uns! Die Baumeister hielten uns eine lange Predigt und verlangten, die GBI solle doch endlich so vernünftig werden wie der Smuv. Für eine nächste Fusion haben wir uns daher nicht an den Smuv, sondern an den VPOD gewandt.

An die Gewerkschaft des öffentlichen Personals? Das höre ich zum ersten Mal!
Pedrina: Das wurde bisher auch nicht wirklich öffentlich. Wir dachten zumindest an eine enge Kooperation im Gesundheitswesen. Aber es ist auch schnell gescheitert. Denn der VPOD war zwar linker als der Smuv, doch der damalige Präsident, Walter Renschler, war mit seinem Verband strukturkonservativ. Zudem gab es kulturelle Gründe: Beim VPOD waren viele Intellektuelle organisiert, Lehrerinnen etwa oder Beamte. Wir dagegen waren die Gewerkschaft des Proletariats des privaten Sektors. Nach dem Riesenkrach wegen meiner öffentlichen Kritik kam jedenfalls Smuv-Präsidentin Brunner auf mich zu. Und wir kamen überein, dass es so nicht weitergehen dürfe. Das war der eigentliche Beginn des Fusionsprozesses!

Mit Christiane Brunner teilten Sie sich ab 1994 zunächst das SGB-Präsidium …
Pedrina: Das war für GBI und Smuv ein grosser Schritt! Aber die Zusammenarbeit mit Christiane klappte super und war die Basis, um weiterzugehen und die verbreitete Skepsis zu zerstreuen. Mitte 1995 habe ich mit ihr dann erstmals über eine mögliche Fusion gesprochen. Christiane hat es sich in den Sommerferien überlegt, kam zurück und sagte: «Einverstanden, aber das Wort Fusion ist verboten!»

Weil Fusion zu sehr nach Stellenabbau klang?
Pedrina: Weil es einfach einen Gang zu hoch war. Also sprachen wir zuerst von «Zusammenarbeit», dann von «Zusammenschluss». Das Wichtigste  war aber immer, die Mitglieder und Mitarbeitenden an Bord zu haben.

FÜHRTE DIE GBI: Vasco Pedrina. (Foto: Severin Nowacki)

Wie haben Sie das konkret ­gemacht?
Ambrosetti: Wir mussten viel Vertrauen aufbauen, was am besten durch gemeinsame Projekte gelingt. Die «kleine unia» war so ein Projekt, also die Dienstleistungsgewerkschaft, die der Smuv und die GBI 1996 gemeinsam aufbauten. Oder die Zusammenlegung der Sprechstunden in den Regionen: Die Leute merkten, dass die Dienstleistungen so gut wie früher funktionierten, aber die Mobilisierungsfähigkeit wuchs, da wir uns neu unterstützen.
Pedrina: All das waren im Prinzip Lockerungsübungen, um zu zeigen, dass das Gegenüber gar nicht so schlimm ist. Auch work gehörte übrigens dazu.

work als Lockerungsübung?
Pedrina: Natürlich nicht nur! Aber work ist ja drei Jahre älter als die Unia. Und wenn die Basis zweier Gewerkschaften die gleiche Zeitung liest, ist das ein sehr starkes ­Signal Richtung Zusammenschluss.

Und wie wurde das aufgenommen?
Ambrosetti: Gut, ich habe jedenfalls keine Kritik vernommen. Zentral im Fusionsprozess war für mich aber noch etwas anderes.

Nämlich?
Ambrosetti: Unser Auftritt! Vasco und ich waren gegen aussen immer kompakt und hatten volles Vertrauen ineinander.

Spielte auch Ihre Herkunft eine ­Rolle? Sie stammen ja beide aus der Valle Leventina …
Pedrina: Es hat sicher nicht geschadet. Wenn eine Sitzung mal stockte, kam es vor, dass Renzo und ich uns kurz im Dialekt austauschten. Die anderen rollten zwar die Augen, doch wenigstens ging es dann weiter. Und ja, wir kommen halt von der mythischen Gotthard-Achse, das Verbindende liegt also quasi in unserer DNA, doch wir Bergler haben auch einen harten Schädel!

Stand deshalb die Fusion mehrmals auf der Kippe?
Ambrosetti: Sie stand nur genau einmal auf der Kippe!
Pedrina: Es ging um die Frage des Hauptsitzes, also ob die GBI von Zürich in die Smuv-Zentrale nach Bern ziehen soll. Das widerstrebte meinen Leuten ziemlich. Und dann sagte ich im Zentralvorstand Folgendes: «Man weiss doch, dass es beim Heiraten nicht gut kommt, wenn die Gattin einfach ins Bett des Gatten steigt.» Ich plädierte für einen gemeinsamen Sitz anderswo in Bern. 

Das war zu viel, Herr Ambrosetti?
Ambrosetti: Ja, der Smuv-Zentralvorstand hat einen Aufstand gemacht und die Übung unterbrochen. Über Weihnachten war dann Ruhe, und am 2. Januar 2001 habe ich Vasco zum Znacht getroffen. Wir haben uns in die Augen geschaut und dann ein paar Dinge geklärt. Name: Unia. Sitz: Bern. Umgangsformen: Keiner redet den anderen schlecht. Und was den Hauptsitz betrifft: Die GBI kam zwar zu uns in die Zentrale, doch niemand durfte an seinem alten Pult bleiben. Damit es wirklich ein Neustart für alle wird.

IN DER HERKUNFT VERBUNDEN: Die beiden Leventiner Vasco Pedrina (l.) und Renzo Ambrosetti haben sich an Sitzungen auch mal in ihrem Dialekt ausgetauscht. (Foto: Severin Nowacki)

Im Herbst 2004 gaben sich am Basler Fusionskongress Hunderte Delegierte das Ja-Wort. Das Kind war geboren! Wie war die Stimmung an der Basis?
Ambrosetti: Hervorragend, es herrschte wirklich Aufbruchstimmung. Die Skepsis war sowieso immer eher im Apparat vorhanden als bei den Mitgliedern. Schon zwei Wochen nach der Fusion machten wir eine grosse Lohndemo in Bern. Das war wichtig! Zum ersten Mal war die Unia-Fahne in Aktion. Und die Leute haben sich sofort mit ihrer neuen Gewerkschaft identifiziert.

Einige Arbeitgeber wollten mit der neuen Gewerkschaft nichts zu tun haben. Migros, Ems-Chemie oder einzelne Astag-Verbände warfen sie aus den GAV!
Ambrosetti: Gut, die Blochers waren schon immer gegen alles! Wir vom Smuv hatten ja noch einen Vertrag mit der Ems und haben dann mit Frau Martullo-Blocher das Gespräch gesucht. Ich ging nach Herrliberg, doch die Diskussionen mit ihr haben nichts gebracht, und sie war auch noch ziemlich frech. Wir haben dann beschlossen, mit ihr keine Zeit mehr zu vergeuden.
Pedrina: Heikel war die Migros-Geschichte. Im Gegenzug für einen GAV sollten wir ja einen Maulkorb akzeptieren! Das ging natürlich nicht. Doch nun bestand das Risiko, dass auch Coop einknickte. Renzo und ich haben Coop-Chef Hansueli Loosli dann gesagt, dass eine intelligente Führung Kritik der Gewerkschaften ernst nehme und zur Weiterentwicklung des Unternehmens brauchen könne. Zudem sei es ein Zeichen der Stärke, wenn eine Firma nicht nur Ja-Sager als Sozialpartner akzeptiere. Und wo stehen wir heute? Die Migros steckt tief in der Krise, während Coop die Sozialpartnerschaft pflegt und prosperiert.

Ihr habt schon 2005 gesagt, die ­Arbeitgeber zeigten sich immer weniger kompromissbereit. Ist es seither noch schlimmer geworden?
Ambrosetti: Das hängt von den einzelnen Personen ab. Aber ja, in gewissen Verbänden gibt es kaum mehr Leute mit einer gewissen Einsicht. Mit meinem lieben Freund Fabio Regazzi (Präsident des Gewerbeverbands, A. d. R.) muss ich zum Beispiel immer wieder telefonieren und ihm sagen «Hör doch auf». Als er etwa über das Unia-Vermögen lästerte, sagte ich: «Komm, du bist doch nur eifersüchtig. Wir haben das Geld unserer Mitglieder halt gut gemanagt!» Aber viele Verbandsdirektoren sind heute auch einfach zu schwach. So kommt es zu einer Zersplitterung der Arbeitgeber oder gar zu Führungslosigkeit. Das macht es auch für uns schwieriger. Schwäche ist aber auch in der höchsten Politik ein Problem!

Wen kritisieren Sie jetzt?
Ambrosetti: Nehmen wir zum Beispiel Ignazio Cassis! 2018 war ich mit ihm an einem Podium über das Rahmenabkommen. Ich musste ihm danach anderthalb Stunden ­erklären, was die flankierenden Massnahmen seien! Er wusste das nicht – als Bundesrat! Und dazu noch in einer Phase der Verhandlungen mit der EU!

Sprechen wir doch lieber von Erfolgen! Was sind die grössten der Unia?
Pedrina: Es gibt viele! Die Mindestlohnkampagnen, die Frühpensionierungen in zahlreichen Branchen, die Steigerung der GAV-Abdeckung, die massive Erhöhung des ­Frauenanteils in der Gewerkschaft, und in Gastronomie, Pflege und Verkauf haben wir ­definitiv Fuss gefasst. Aber das grösste Verdienst ist wohl die Verteidigung der sozialen Errungenschaften. Überall in Europa gab es in den letzten Jahren massiven Sozialabbau und Kahlschlag. In der Schweiz konnten wir das vergleichsweise gut verhindern.

Und wird es weitere Fusionen geben?
Ambrosetti: Natürlich. Und ich erinnere alle Gewerkschaften daran: Es ist nachhaltiger, aus einer Position der Stärke zu fusionieren, statt zu warten bis einen die Umstände dazu zwingen.

Vasco Pedrina: Deckname «Valjean»

Vasco Pedrina (1950) wächst in Airolo auf – als katholischer Bäckerssohn mit vier Geschwistern. Vom linken Dorfpfarrer lernt er schon früh viel über Marxismus. In Freiburg studiert er Volkswirtschaft, wird dann wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der SBB-Generaldirektion, was den Staatsschutz auf den Plan ruft: Er warnt die SBB-Chefs, sie hätten den berüchtigten «Valjean» eingestellt, so nenne sich Pedrina unter «Linksextremen». Ab 1980 Sekretär für Arbeitsgesundheit beim SGB, von 1991 bis 2004 Präsident der Gewerkschaft Bau und Holz (GBH) bzw. Bau und Industrie (GBI). SGB-Co-Präsident von 1994 bis 1998. Unia-Co-Präsident von 2004 bis 2006.


Renzo Ambrosetti: In Europa fusioniert

Das Licht der Welt erblickt Renzo Ambrosetti 1953 in Basel, wo Vater und Grossvater als Bähnler arbeiten. Später zieht die Familie nach Bodio in die Leventina. In der Tessiner Schülerbewegung trifft er erstmals auf Pedrina. Es folgt das Jusstudium in Zürich. Doch zurück im Tessin, findet der junge SP-Mann kein Anwaltspraktikum, denn die Kanzleien sind fest in FDP-Hand. Ambrosetti steigt stattdessen beim Smuv ein, wird Regiosekretär und als solcher auch zuständig für das legendäre Stahlwerk Monteforno, wo trotz «Arbeitsfrieden» immer wieder gestreikt wird, zuletzt 1994 gegen die geplante Schliessung. Er war Grossrat, Zentralsekretär und ab 1995 Präsident des Smuv, später Unia-Co-Präsident von 2004 bis 2015. Nach der Unia-Gründung leitet er den Fusionsprozess dreier europäischer Industriegewerkschaftsverbände, die 2012 im 7 Millionen Mitglieder starken Verband Industriall Europe aufgehen. Bis 2016 war er ihr Vizepräsident.

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