Millionen für Schafe, aber keine gegen Gewalt?
Das passiert, wenn Bürgerliche den Feminismus unterschätzen

Erst wollte das Parlament eine Aufstockung von 1 Million Franken gegen Gewalt an Frauen ablehnen. Doch der Entscheid des Nationalrates löste Empörung aus – und mobilisierte in kürzester Zeit Hunderte Menschen. Das Druckmachen hat sich gelohnt!

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WÜTEND: Nationalrätin Tamara Funiciello an de Spontandemo auf dem Bundesplatz. (Foto: David Fürst)

Es ist der 9. Dezember 2025, 18.30 Uhr auf dem Bundesplatz in Bern. Er ist voll mit Menschen, Kerzen erinnern an die Opfer von Femiziden, und auch passende Plakate wurden in Windeseile gemalt. «27 Femizide dieses Jahr, aber kein Geld für Prävention?» ist auf einem Plakat zu lesen. work war vor Ort.

GELD FÜR SCHAFE, ABER NICHT FÜR FRAUEN? Klare Botschaften an der Demo in Bern. (Foto: David Fürst)

Doch worum geht es? Erst wenige Stunden zuvor haben die SP-Nationalrätinnen Tamara Funiciello und Anna Rosenwasser ein Video geteilt mit einer eindringlichen Botschaft: Der Nationalrat lehnte in der aktuell laufenden Budgetdebatte eine Erhöhung von 2,5 auf 3,5 Millionen Franken für Gewaltprävention ab. Die Abstimmung war knapp: 93 Nationalrätinnen und Nationalräte befürworteten das Anliegen, 93 stimmten dagegen. Der Entscheid lag also bei Nationalratspräsident Pierre-André Page (SVP). Er stimmte gegen die Erhöhung. Was dieser Entscheid auslöste, hat wohl nicht nur Page überrascht.

Druck von der Strasse 

Funiciello und Rosenwasser riefen zur Spontandemo auf, ebenfalls mehreren feministische Organisationen und fortschrittliche Parteien. Dem Aufruf folgten Hunderte. Parallel wurde in kürzester Zeit eine Petition dagegen lanciert. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels steht die Anzahl Unterschriften bei beeindruckenden 300'000 (zur Petition). 

HUNDERTE SIND GEKOMMEN: Ein Weckruf an das Parlament. (Foto: David Fürst)

Exemplarisch zeigt diese Aktion: Kommt der Druck von der Strasse, kann vieles bewegt werden. Denn heute morgen sass der Ständerat zusammen und stimmte ebenfalls über die Aufstockung des Budgets ab. Die Bürgerlichen im Saal ziehen lange Gesichter, einige von ihnen beschweren sich in der Tagespresse über eine Mailflut von Feministinnen. Das Trötzeln bringt ihnen nichts. Die Demo und die Petition haben Eindruck hinterlassen und genau das bewirkt, was das Ziel war: Der Budgetentscheid nach mehr Mitteln für die Bekämpfung häuslicher Gewalt und Gewalt gegen Frauen wurde vom Ständerat angenommen.

GROSS UND KLEIN GEMEINSAM: Die Demo hat Eindruck hinterlassen. (Foto: David Fürst)

Feministisch weiterkämpfen

Das Anliegen kommt somit zurück in den Nationalrat. Dieser entscheidet nun final über das Budget. Solche Investitionen sind dringend nötig! Alleine in diesem Jahr kam es zu 27 Femiziden. Die nationale Notnummer 142 gegen häusliche Gewalt verspätet sich wegen technischer Probleme und kommt erst im Mai, und die Schweiz bekommt eine ungenügende Note im Zusammenhang mit der Gewaltprävention. Währenddessen werden Millionen für Schafe, Kartoffeln und Wein aus dem Bundesbudget gesprochen.

STARKES ZEICHEN: Die Schweiz muss endlich handeln. (Foto: David Fürst)

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