Billig und illegal
Schwarzarbeit für Temu-­Retouren!

In Eglisau ZH nimmt der ­chi­­nesische Onlineriese Temu seine Billigware aus der Schweiz zurück – mit Hilfe eines Sub­unternehmens, gegen das international ermittelt wird.

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ERMITTLUNGEN: Tieflöhner verarbeiten die Temu-Retouren. (Foto: Keystone)

Temu liefert alles Mögliche spottbillig per «unglaublichem Gratisversand» von China in die Schweiz, zum Beispiel den Mini-Hoodie für den ­Autoschalthebel für 1 Franken und 47 Rappen. Und wenn der Warentraum dann doch nicht passt, ist auch die Rücksendung kostenlos. Verarbeitet werden die Temu-Retouren in einer Industriezone im Zürcher Unterland. Dort hat sich die Firma Clevy Links eingemietet.

Monatelange Schwarzarbeit

«SRF Investigativ» war vor Ort und hat mit einem Arbeiter in Eglisau gesprochen: Er ist Inder mit einem Stu­dentenvisum für Lettland. In der Schweiz hat er kein Aufenthaltsrecht. Zu Clevy Links habe ihn 2024 eine Personalvermittlung namens Wherhouse Eleni GmbH mit Sitz in Baar ZG geholt. «Man hat mir einen Arbeitsvertrag versprochen, aber ich habe monatelang schwarz gearbeitet», sagt er gegenüber SRF.

10 Euro pro Stunde

Der indische Arbeiter zeigt SRF auch seinen Kontoauszug vom Mai 2025: 1740 Euro wurden ihm vom Personalvermittler Wherhouse Eleni ausbezahlt. Gemäss Clevy-Links-Lohnliste hat er für diesen Betrag 187,5 Stunden gearbeitet, das ergibt 9,30 Euro pro Stunde. Für Unia-Logistik-Sekretär Markus Bardenheuer «eine Frechheit». Und die Tatsache, dass nicht Clevy Links selbst das Geld auszahle, sondern ein Personalvermittler, sei typisch bei Schwarzarbeit. Auch verdächtig: Clevy Links überwies dem Personalvermittler deutlich mehr Geld, als die Firma dem Arbeiter auszahlte. Der indische Arbeiter hat die Schweiz ­inzwischen wieder verlassen.

Untersuchung in Österreich

Laut der Zürcher Ausgleichskasse ist ­­Clevy Links nicht registriert bei der Sozialversicherung, auch das ist gesetzeswidrig. Etwa ein Dutzend Arbeiter seien in Eglisau schwarz beschäftigt worden, sagen ehemalige Angestell­te. Wegen mutmasslicher Schwarzarbeit hat die Ausgleichskasse das Zürcher Amt für Wirtschaft alarmiert. Aus Datenschutzgründen sagt man dort nichts zum Stand der Unter­suchungen. Auch in Österreich ist die Logistikfirma Clevy Links zuständig für Temu-Retouren, und auch dort ermitteln die Behörden. Das ­österreichische Finanzministerium schreibt SRF, man habe Clevy Links im August unangemeldet kontrolliert und zehn Personen vorgefunden, die entweder nicht korrekt angemeldet oder nicht sozialversichert gewesen seien.

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