Bauvertrag: Noch immer kein Resultat!
Meister blockieren Verbesserungen – am Freitag bebt der Bau in Bern!

Auch die letzte geplante Verhandlungsrunde für einen neuen LMV bringt keine Einigung. Die Baumeister-Spitze verweigert weiterhin jeden Fortschritt – und will sogar Verschlechterungen durchstieren. Damit steht fest: Diesen Freitag wird Bern beben! Und auch die Bauleute in Basel, der Westschweiz und Zürich stehen in den Startlöchern.

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PROTESTTAG DER BAULEUTE IN BELLINZONA: Mittendrin die Unia-Bauverantwortlichen Chris Kelley (zweiter von rechts) und Nico Lutz (Mitte). (Foto: Keystone)

Eigentlich müsste er heute auf dem Tisch liegen: der neue Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV). Schliesslich läuft der bestehende Vertrag schon Ende Jahr aus. Er sichert die Mindestlöhne und Arbeitsbedingungen für 80'000 Bauleute und dient vielen verwandten Branchen als Referenzvertrag.

Aber Fehlanzeige! Heute Nachmittag ging auch die letzte Verhandlungsrunde resultatlos über die Bühne. Chris Kelley hat kein Verständnis:

Die Baumeisterfunktionäre spielen mit dem Feuer!

Sie hätten sich nicht kompromissbereit gezeigt und seien auch von ihren Verschlechterungsplänen nicht abgerückt, so der Co-Bau-Chef der Unia. Kelley weiter:

Und das, obwohl alle Fakten zeigen, dass der Bau attraktiver werden muss!

Denn nur so könnten die guten Leute in der Branche gehalten und neue Generationen für sie begeistert werden.

Was die Bauleute belaste, hätten die Gewerkschaften den Baumeisterfunktionären abermals klar aufgezeigt, so Kelley. Nämlich: «Überlange Arbeitstage mit hoher körperlicher Belastung und ausufernden Reisezeiten, die ein normales Familien- und Privatleben zunehmend verunmöglichen.» Daher fordern die Gewerkschaften eine Reduktion des Arbeitstags auf 8 Stunden, Schluss mit den illegalen 30 Minuten unbezahlter Reisezeit zur Baustelle und eine bezahlte Pause, so wie das in anderen Branchen, zum Beispiel im Gerüstbau, Standard ist. Ausserdem braucht es einen gesicherten Teuerungsausgleich. Und nicht zuletzt sollen die Bauleute mitentscheiden dürfen, ob ihre Überstunden ausbezahlt oder kompensiert werden sollen. 

Bezahlter Znüni nur für Meister

Doch selbst solche, eigentlich moderaten Verbesserungsvorschläge, hätten die Meister rundweg abgelehnt. Zusätzlich stossend sei das, da die SBV-Funktionäre sich selbst Annehmlichkeiten herausnähmen, die sie den Bauarbeitern verweigerten: Laut gut unterrichteten Quellen gönnen sich die Baumeisterfunktionäre nämlich selbst eine tägliche bezahlte Znüni-Pause, die zur Arbeitszeit zählt. So soll es sogar im SBV-Personalreglement stehen! Wasser predigen und Wein trinken also. Wobei selbst das Wasser immer schaler werden soll.

Zur Erinnerung, die SBV-Delegation will nach wie vor:

  • 250 Überstunden ohne Zuschlag – mehr als das Doppelte im Vergleich zu heute.
  • Bis zu 150 Minusstunden, die die Bauarbeiter und Poliere später nacharbeiten müssten.
  • Streichung von Zuschlägen bei Arbeit am Samstag.
  • Langjährige Arbeitnehmer über 55 ohne Gespräch und schneller auf die Strasse stellen können.
  • Kranke und verunfallte Bauarbeiter schneller entlassen können.

Lohnkürzungen bei Rekordumsätzen 

Besonders weltfremd findet Kelley jedoch jene Forderung, mit der die Meister erst in der zweitletzten Runde aufgefahren sind: Gelernte Fachkräfte sollen in den ersten fünf Jahren nach Lehrabschluss bis zu 25 Prozent weniger Lohn erhalten. Ein ausgelernter Maurer soll also künftig weniger verdienen als ein ungelernter Hilfsarbeiter ohne einen Tag Erfahrung! Man könnte meinen, die Baumeister nagten am Hungertuch und stünden kurz vor dem Bankrott. Doch das Gegenteil ist wahr. Laut dem Fachmagazin «Baublatt» setzten Baufirmen in diesem September allein mit Mehr- und Einfamilienhäusern 3,5 Milliarden Franken um, fast eine Milliarde mehr als 2024. Mehr noch: Es handle sich «um das beste Septemberergebnis der letzten zehn Jahre», so das aktuelle «Baublatt».

Proteste im ganzen Land

So könne es jedenfalls nicht weitergehen, betonen die Gewerkschaften Unia und Syna heute in einem gemeinsamen Communiqué. Die Geduld der Bauleute sei definitiv am Ende. Nun würden die Berufsleute ihren Worten Taten folgen lassen und die Arbeit einstellen. Ein erster Protesttag fand letzte Woche bereits im Tessin statt. 2500 Bauarbeiter beteiligten sich an einer Demo in Bellinzona, 90 Prozent der Baustellen standen still. Am kommenden Freitag, den 31. Oktober, folgt der nächste Protesttag, und zwar in Bern. Weitere sind in den darauffolgenden Wochen in anderen Landesteilen geplant: am 3. und 4. November in der ganzen Romandie, am 7. November in der Nordwestschweiz und am 14. November in Zürich und anderen Regionen der Deutschschweiz.

Unia und Syna betonen:

Zeigt sich der Baumeisterverband weiterhin nicht verhandlungsbereit, Lösungen für die Personalkrise auf dem Bau zu finden, droht 2026 ein nationaler Branchenstreik.

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