Die Stimmen vom Unia-Kongress
«Es ist beeindruckend, wie engagiert hier gestritten wird»

Von der Schreinerin über den Chemielaboranten bis zur Coiffeuse: Am Unia-Kongress in Brig waren Mitglieder aus allen Berufsgattungen vertreten. Wie sie den Kongress erlebt haben, erzählen sie hier.

Mama Jacky Tuor (70), pensionierte Pflegerin, Wallis

(Foto: Manu Friederich)

Was mir gefällt, ist das Gefühl von Familie, ich fühle mich bei der Unia getragen. Die Unia informiert mich und bildet mich laufend weiter. An diesem Kongress habe ich mein Schofar dabei, ein traditionelles Blasinstrument aus dem Horn eines Widders. Mein Schofar habe ich in Jerusalem erstanden. Wenn ich hohe Töne blase, dann ist es ein Zeichen von hoher Intensität, dann geht die Stimmung hoch. Die tiefen Töne blase ich, um die Leute zu wecken.


Rosmarie Hintermeister (57), Schreinerin, Bern

(Foto: Manu Friederich)

Obwohl ich seit vielen Jahren Mitglied bin, ist dies mein erster Kongress. Es ist sehr spannend, aber auch anspruchsvoll, immer zu folgen. Und die Diskussionen sind sehr breit: Sie gehen für mich von verständlichen Anliegen bis zu Wortklaubereien. Ich bin auch beeindruckt, wie konzentriert viele Delegierte sind.


Kezia Ortiz (29), Reinigerin, Luzern

(Foto: jun)

Der Kongress ist eine sehr gute Erfahrung. Die Unia gibt auch Migrantinnen und Migranten eine Stimme, sie gibt allen eine Chance. Ich bin immer besonders berührt, wenn Frauen sprechen. Hier am Kongress ist mir erst klar geworden, wie stark die Frauen in der Unia sind.


Olga Pisarek, 42, Therapeutin, Ostermundigen BE

(Foto: Manu Friederich)

Migration ist kein Ausnahmezustand, sondern seit eh und je Teil unserer Geschichte und unseres Alltags. Vielfalt ist unsere Stärke! Und es macht mich stolz, Mitglied einer Organisation zu sein, in der sich so viele verschiedene Menschen jeden Tag für eine gerechte und solidarische Schweiz einsetzen.


Andri Meyer, 25, Chemielaborant, Steinhof SO

(Foto: Manu Friederich)

Obwohl ich in vielen Abstimmungen die Minderheitsposition vertreten habe – wir von der IG Jugend wollten zum Beispiel, dass die Unia jegliche Waffenexporte ablehnt –, bin ich mit dem Kongress sehr zufrieden. Denn die Diskussionen sind super, und die Basis hat das letzte Wort. Zudem lernt man viele interessante Leute kennen.


Christopher Bühler, 35, Anwalt, Kreuzlingen TG

(Foto: Manu Friederich)

Es ist beeindruckend, wie engagiert hier manchmal um einzelne Formulierungen gestritten wird. Trotzdem sind am Schluss kaum Beleidigte auszumachen. Das spricht für eine reife Debattenkultur! Selbst Mila Sophie (7 Monate) findet es spannend hier. Meine Sektions-Gspänli bespassen sie ständig. Sie ist auf jeden Fall immer in guten Händen hier in Brig!


Christoph Suter, 62, Industriearbeiter, Uzwil SG

(Foto: isc)

Das ist bereits mein vierter Unia-Kongress. Beim Antrag zur Ablehnung des EU-Abkommens war ich als Redner auf der Bühne. Wir müssen Druck auf den Bundesrat und das Parlament machen, aber durch ein grundsätzliches Nein zum Abkommen hätten wir nichts mehr in der Hand. Ich habe mich gefreut, dass die Mehrheit der Delegierten das auch so sah und den Antrag abgelehnt hat.


Lilia Benyezzar, 43, Erwachsenenbilderin, Delémont

(Foto: isc)

Ich bin seit vier Jahren Mitglied der Unia und das erste Mal am Kongress. Ich lerne und diskutiere gerne, da bin ich hier voll im Element. Der Kongress ist ein demokratischer Ort, eine Lebensschule. Alles ist gut, ausser dass ich mein Hotelzimmer nicht auf Anhieb gefunden habe, aber ich habe es trotzdem noch zum Konzert von Todos Destinos geschafft.


Stephan Maurer (50), Detailhandel, Region BOAE

(Foto: cs)

Ich bin seit dem Gründungskongress der Unia dabei. Auch dieser 5. Kongress ist super organisiert. Es werden die richtigen Diskussionen geführt. Auch wenn einmal nicht alle gleicher Meinung sind, bleiben die Diskussionen anständig, respektvoll und solidarisch. Die Kongresse sind immer auch wie ein riesiges Familientreffen. Das gefällt mir sehr!


Dominique Hodel (35), Detailhandel, Bern

(Foto: cs)

Es ist mein erster Kongress als Delegierte. Ich bin beeindruckt, wie engagiert hier gearbeitet wird. Es ist ganz wichtig, dass sich die Unia energisch positioniert für die Rechte der Arbeitnehmenden, der Frauen und der Migrierten. Denn unsere Rechte werden vom bürgerlichen Parlament immer heftiger angegriffen, und die Arbeitgeber bewegen sich auch nur, wenn die Arbeitenden Druck machen und sich wehren. Persönlich gefällt mir der Austausch mit anderen Unia-Engagierten aus der ganzen Schweiz. Es tut gut zu sehen, wie viele Menschen gleich oder ähnlich denken.


Justine Heusler (20, l.), Modedesignerin und Lana Voisard (21, r.), Coiffeuse

(Foto: jun)

Hier am Kongress sind viele Generationen vertreten, und ich bin für die jungen Arbeiterinnen und Arbeiter da. Mit der Interessengruppe Jugend haben wir eine Stimme. Wir werden bei der Gewerkschaft ernst genommen, was wir aus der Lehre nicht so kennen.

In wenigen Wochen haben wir für die Petition für 8 Wochen Ferien in der Lehre fast 180 000 Unterschriften zusammengesammelt. Das war ein unglaubliches Erfolgserlebnis für uns Lernende. Auch hier am Kongress durften wir darüber berichten und haben vom ganzen Saal die Unterstützung und Solidarität gespürt. Wir kommen mit dieser Petition einen kleinen Schritt näher, die Lehre für junge Menschen besser zu machen. Das ist auch der Grund, warum ich am Kongress dabei bin.


Regina Karich (53), Verkäuferin, Aargau-Nordwestschweiz

(Foto: che)

Ich habe schon ganz viele Kolleginnen aus dem Verkauf getroffen. Es tut einfach gut, so viele bekannte Gesichter zu sehen! Das ist mein zweiter Kongress, aber letztes Mal blieben ja die Regionen wegen der Pandemie unter sich. Jetzt kommen die Leute aus der ganzen Schweiz zusammen, das ist schon ganz etwas anderes! Was ich auch cool finde: Wie wir miteinander diskutieren. Gerade ging es um die SVP-Initiative. Es gab ganz unterschiedliche Standpunkte und Argumente zur Migration zu hören. Ich finde es super, wie wir solche Fragen innerhalb der Unia ausdiskutieren.

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