Eindrückliche Gäste am Unia-Kongress
«Das beste Gegengift gegen rechts sind die Gewerkschaften»

Nebst Resolutionen, Positionen und der Strategie hat die Unia an ihrem Kongress auch Gäste begrüsst. Aus der Schweiz und weltweit.

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WARNTE VOR DER GEFÄHRLICHEN SVP-INITIATIVE: SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard. (Foto: Manu Friederich)

Nebst Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (zum Artikel) haben weitere Gäste der Unia die Ehre erwiesen. Da war SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard. Er zeigte sich beeindruckt von der Disziplin der Delegierten, die auch am dritten Kongresstag noch konzentriert bei der Sache waren. Auch das sei eine Stärke der Unia. Der SGB-Präsident warnte vor der gefährlichen SVP-Initiative (10-Millionen-Schweiz). Denn Bevölkerungswachstum sei immer mit Wirtschaftswachstum verbunden. Solange die Firmen wachsen wollten, brauche es Migration. Maillard sagte:

Wer weniger Migration will, müsste folglich mehr Armut fordern.

AUFTRITT AM UNIA-KONGRESS: SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard. (Foto: Manu Friederich)

Was die SVP wirklich wolle, sei die Möglichkeit, die Migrantinnen und Migranten besser ausbeuten zu können. Deshalb sei es wichtig, die Löhne aller Arbeitnehmenden zu schützen. «Das beste Gegengift gegen rechts sind die Gewerkschaften, die real die Lebenssituation der Menschen verbessern.» Die Gewerkschaften leisteten einen wichtigen Beitrag zu mehr Demokratie in unsere Gesellschaft.

Heimarbeiterinnen in Pakistan

Auch internationale Gäste kamen zu Wort. Eindrücklich war die Rede von Zehra Kahn aus Pakistan. Sie ist Generalsekretärin des Verbandes der Heimarbeiterinnengewerkschaften (HBWWF). Ihr und ihrer 2009 gegründeten Gewerkschaft ist es gelungen, tausende Heimarbeiterinnen in einer Gewerkschaft zu vereinen. Diese Arbeiterinnen arbeiten zu Hause in der Baumwollproduktion, unter schwierigsten Arbeitsbedingungen, zu Hungerlöhnen. Kahn sagt:

Es war sehr schwierig, die Heimarbeiterinnen zu organisieren, sie sind unsichtbar in unserer Gesellschaft. Sie hatten keinerlei Schutz.

EINDRÜCKLICHER AUFTRITT: Zehra Kahn aus Pakistan. (Foto: Manu Friederich)

Doch ihrer Gewerkschaft ist es gelungen, dass diese Heimarbeiterinnen als Arbeitnehmerinnen anerkannt werden. Und sie somit die Möglichkeit haben, für ihre Rechte einzustehen.

Vorbild Brasilien

Da war auch Bruno Bothua (57), Präsident der Europäischen Gewerkschaftsföderation der Bau- und Holzarbeiter (EFBWW) und langjähriger Generalsekretär des Sektors Bau bei der französischen Gewerkschaft CGT. Über den Zustand auf den Baustellen Europas sagte der Bau-Gewerkschafter:

Auf Europäischen Baustellen sterben weiterhin täglich 2-3 Arbeiter und Arbeiterinnen. Frankreich ist in der ganzen EU das zweitgefährlichste Land für Bauarbeiter, fast täglich stirbt hier jemand. Das wollen wir unbedingt verhindern. Jeder Tote ist einer zu viel.

GAST AUS FRANKREICH: Bruno Bothua von der Europäischen Gewerkschaftsföderation der Bau- und Holzarbeiter. (Foto: Manu Friederich)

Hauptgrund für die vielen Unfälle seien die vielen Subunternehmen auf den Baustellen. «Mit den Subunternehmen hat man die Arbeitsrechte systematisch ausgehöhlt und am Ende trägt niemand mehr die Verantwortung es gibt gar keinen Schutz mehr.» Als grosse Gefahr für die progressiven Gewerkschaften sieht Bothua die leeren Versprechen der Rechtspopulisten:

Sie erzählen, dass sie das Pensionsalter 60, höhere Löhne, und Löhne für Hausfrauen wollen. Aber wenn es um die konkrete Politik geht, dann stimmen sie dagegen, gegen bessere Löhne, gegen ein tieferes Pensionsalter, gegen Migrantinnen und Migranten. Es ist also purer Populismus, mieser Populismus.

Und können die Gewerkschaften dem entgegensetzten? «Wenn wir heute wieder träumen wollen, müssen wir uns auch am globalen Süden orientieren. Zum Beispiel an Ländern wie Brasilien, wo Lula die Arbeiterinnen und Arbeiter für sich gewinnen konnte und Bolsonaro besiegt wurde. Auch dank dem Schutz der Wälder und in Zusammenarbeit mit den Indigenen. Für Hoffnung brauchen die Leute einen ausreichenden Lohn, Wertschätzung, und keine Vertreibung wegen fehlendem Wohnraum.»

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