Nach work-Enthüllung über Sex-SMS:
Bündner Gastro-Boss wirft das Handtuch

Der Bündner Gastro-Unternehmer Roberto Giovanoli tritt nach Belästigungs-Leaks aus dem Wirte-Vorstand zurück. Und bezeichnet die Nachrichten als «Flirt».

RÜCKTRITT: Gastro-Unternehmer Roberto Giovanoli ist aus dem Vorstand von
Gastro Graubünden zurückgetreten. (Foto: Gastro Graubünden)

Der Engadiner Gastro-Ketten-Unternehmer Roberto Giovanoli (35) mag’s abenteuerlich. Als work ihn letzte Woche mit seinen Ekel-Chats konfrontierte, stritt er alles ab. «Ich glaube nicht, dass ich das je geschrieben habe», sagte der Inhaber der Plan B Kitchen AG wörtlich. Dann legte er auf. Zur Erinnerung: Der Chef von 20 Angestellten und Betreiber zahlreicher Restaurants versandte der Mitarbeiterin Berta Frigerio* (33) Sex-Nachrichten. Etwa: «Wenn du willst, gebe ich dir einen Fick, dann sind wir quitt.» Oder: «Wenn du willst, gebe ich dir etwas von meinen Eiern.» Im ersten Fall hatte die Mitarbeiterin zuvor kritisiert, dass sie seit 15 Tagen nicht mehr frei gehabt habe. Im zweiten Fall hatte sie ihren Chef lediglich informiert, dass jemand im Restaurant Kaviar-Proben abgegeben habe.

Seine Leugnung korrigierte Giovanoli gegenüber work nie. Doch dann änderte Giovanoli seine Strategie: Statt seine Urheberschaft weiter abzustreiten, stellte er am Erscheinungstag von work eine Pressemitteilung online. Dort bekennt er sich plötzlich als Autor der Nachrichten und gesteht, diese könnten «als übergriffig empfunden werden». Um sexuelle Belästigung handle es sich aber keinesfalls. Sondern nur um «dumme Sprüche». Und: Der «flirtende bis frivole Kommunikationsstil» sei auch von Mitarbeiterin Frigerio ausgegangen – und zwar «gleichermassen». Im «Blick» behauptete Giovanoli sogar: «Sie hat mit dem Flirten angefangen.»

«Rein scherzhaft» gemeint

Die Behauptung, es habe sich um gegenseitige «Flirts» gehandelt, empfindet Unia-Mitglied Frigerio als blanken Hohn. Im Gegenteil habe sie Giovanoli mehrmals darum gebeten, mit den Anmachen aufzuhören. Auch andere vom Team hätten versucht, auf Giovanoli einzuwirken. In den Chats habe sie manchmal zwar «das geschrieben, was er hören wollte». Dies aber bloss in der Hoffnung, dass dann endlich Ruhe sei. Und schliesslich sei sie als ausländische Angestellte und als Mieterin gleich mehrfach von Giovanoli abhängig gewesen. Dieser machte jedenfalls weiter und drohte am Schluss sogar offen: «Ich werde dich ruinieren. Ich werde alles dafür tun, dass du in der Gegend keine Arbeit mehr findest.» Diesen Punkt sieht selbst Giovanoli heute kritisch: Es habe sich um eine «Impulshandlung» und «falsche Reaktion» gehandelt. Ansonsten präsentiert sich der Chef weiter als Unschuldslamm. Und sucht nach Gewährsleuten. So behauptet er in der Medienmitteilung, der damalige vermeintliche Lebenspartner von Frigerio, auch er ein Plan-B-Mitarbeiter, habe vom «Kommunikationsstil» gewusst und sich nicht daran gestört. Und das belege doch, dass alles «rein scherzhaft» gewesen sei. Bloss: Dieser «Freund» existierte gar nie!

Der erfundene Freund

Der Mann, ein 21jähriger Argentinier, bestätigt: «Wir waren Kollegen, aber nie ein Paar!» Und Frigerio sagt sogar: «Ich hatte zu dieser Zeit überhaupt keinen Freund!» Giovanoli aber habe sich immer die wildesten Geschichten über sie ausgedacht. «Wir waren seine fixe Fiktion!» Besonders auffällig: Nach den work-Recherchen rief Giovanoli den angeblichen Freund mehrmals an und bat ihn, zu seinen Gunsten auszusagen. Blöd nur: Der «Freund» mochte für seinen Ex-Chef keine Unwahrheiten verbreiten, sondern informierte umgehend Frigerio. Und was tat Giovanoli? Ein Tag nach den work-Recherchen trat er aus dem Vorstand von Gastro Graubünden zurück. Und zwar «mit sofortiger Wirkung». Begründung: Die «Rufmordkampagne der Unia» habe das Potential, sich negativ auf den Verband auszuwirken. Als Schuldeingeständnis will Giovanoli dies nicht verstanden wissen.

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