Straftäter als Wachleute? In einigen Kantonen erlaubt
Die Security-Branche hofft auf Regeln

Preisdumping, zu wenig Personal, zu wenig Ausbildung: In den privaten Sicherheitsfirmen wird heute kaum jemand glücklich. Der Ständerat könnte das am Montag ändern.

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FORDERT EINHEITLICHE REGELN FÜR PRIVATE SICHERHEITSFIRMEN: Mitte-Nationalrat Reto Nause. (Foto: Keystone)

Eine Undercover-Journalistin wird von der Security-Firma b.i.g. als Wachfrau in eine Zürcher Asylunterkunft geschickt. Ohne Vorstellungsgespräch und ohne dass die Firma einen Strafregisterauszug verlangt hatte: Die Recherche von SRF sorgte Anfang Jahr für Aufsehen. Aber nur, weil der Kanton Zürich Vorschriften erlassen hat für Sicherheitsfirmen. Im Nachbarkanton Schwyz wäre derselbe Vorfall keine Schlagzeile wert gewesen. Dort gelten keine Regeln. Firmen dürfen verurteilte Straftäter als Security-Personal einsetzen. Ganz legal.

Auch die Kantone Glarus und Zug kennen keine Vorschriften. Für die Sicherheitsbranche ist das ein Problem, und zwar in der ganzen Schweiz. Denn Unternehmen dürfen ihre Dienste auch ausserhalb des Kantons anbieten. Die absurde Folge: Bekommt eine Schwyzer Security-Firma in Zürich einen Auftrag, muss sie sich an keine speziellen Regeln halten. Eine Zürcher Firma dagegen schon.

Bundesrat soll Standards festlegen

Heute kann der Ständerat diesem Flickenteppich ein Ende bereiten. Er entscheidet darüber, ob künftig der Bundesrat einheitliche Regeln für private Sicherheitsfirmen festlegen soll. Etwa, was ein Betrieb erfüllen muss, um eine Bewilligung zu bekommen. Oder auf welche Aus- und Weiterbildung Mitarbeitende ein Anrecht haben. Das wäre dringend nötig: Für die Menschen, die für Sicherheit sorgen sollen, sind heute nur gerade 20 Stunden Ausbildung vorgeschrieben (work berichtete).

Es geht um die öffentliche Sicherheit

Diesen Frühling hat der Nationalrat bereits deutlich Ja gesagt zur entsprechenden Motion des Mitte-Politikers Reto Nause, ehemals Berner Polizeidirektor. Doch die vorberatende Kommission des Ständerats stimmte mit nur einer Stimme Unterschied zu. Jetzt wenden sich die Sozialpartner der Branche gemeinsam an alle Ständerätinnen und Ständeräte. In dem Brief machen die Gewerkschaften Unia und Syna sowie der Arbeitgeberverband VSSU deutlich: Die grossen kantonalen Unterschiede führen zu einer «Abwärtsspirale» mit «Preis- und Sozialdumping». Und das sei schlecht für die ganze Gesellschaft. Denn es stehe dem «übergeordneten Ziel, die öffentliche Sicherheit zu garantieren, diametral entgegen».

Laut Igor Zoric, Leiter Sicherheitsbranche bei der Unia, haben die Betriebe heute Mühe, genügend Mitarbeitende zu finden:

Viele erfahrene Leute haben die Branche verlassen. Und die jüngeren haben immer weniger Interesse, lang zu bleiben.

Auch er hofft deshalb, dass der Ständerat den unfairen Konkurrenzkampf beendet und Ja sagt zu einheitlichen Regeln für alle. 

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