Massenentlassung in Uhrenfabrik in Cortaillod NE
Gucci: Bling-Bling auf dem Buckel der Uhrenarbeiterinnen

Gucci hat eine neue Strategie: noch mehr Dividenden, noch weniger Kosten. Deshalb stellt das Luxuslabel einen Sechstel der Mitarbeitenden in der Schweizer Uhrenfabrik auf die Strasse. 

LUXUS AM HANDGELENK: Ein Gucci-Stand an der früheren Schmuckmesse Baselworld. (Foto: Keystone)

21 von 122 Mitarbeitenden der Gucci-Uhrenfabrik in Cortaillod am Neuenburgersee werden entlassen. Für sie und weitere Arbeiterinnen in einem Zulieferbetrieb im Tessin hat die Unia letzte Woche einen Sozialplan ausgehandelt. Die entlassenen Mitarbeitenden erhalten eine Abfindung und Unterstützung bei der Stellensuche. Gucci rechtfertigte die Massenentlassung mit rückläufigen Umsatz- und Gewinnzahlen. Der Luxusboom nach der Pandemie ist abgeflaut. Laut der «Financial Times» hat die Branche in den letzten zwei Jahren etwa 50 Millionen Kundinnen und Kunden verloren, insbesondere in China und auch unter einer jüngeren Klientel, die immer weniger Interesse an Luxusmarken zeigt.

NEUENBURGER UHRENFABRIK: Ein Sechstel der Belegschaft in Cortaillod hat die Kündigung erhalten. (Foto: pd)

Die Familie und der Luxuskonzern hinter Gucci

Die Uhrenfabrik in Cortaillod NE und die Luxusmarke Gucci sind Teil des französischen Luxusgüterkonzerns Kering mit weltweit fast 47 000 Angestellten. Dieser wird mehrheitlich durch den Multimilliardär François Pinault (88) und seine Familie kontrolliert. Mit einem Vermögen von fast 30 Milliarden Euro gehört Pinault zu den reichsten Franzosen und sponsert als Kunstsammler gerne hochkarätige Museen.

SCHWERREICH: Kering-CEO François-Henri Pinault. (Foto: Keystone)

Sein Sohn François-Henri Pinault (63) ist Verwaltungsratspräsident und auch CEO von Kering. Im Jahr 2024 erhielten die Aktionärinnen und Aktionäre und die Familie Pinault Rekorddividenden in der Höhe von 1,7 Milliarden Euro. Seit 2015 hat der Konzern insgesamt Dividenden im Wert von mehr als 10 Milliarden Euro ausgeschüttet.

Druck auf Löhne und Mitarbeitende

Die Massenentlassung begründet Gucci mit einer neuen Strategie. Das Unternehmen versucht sich im Ultra-Luxusbereich neu zu positionieren und in Zukunft vermehrt in eigenen Boutiquen zu verkaufen. Magnus Meister, Ökonom der Gewerkschaft Unia, sagt: «Der Verkauf in eigenen Gucci-Geschäften hat nichts mit der Arbeit in Cortaillod zu tun.» Die neue globale Vertriebsstrategie von Gucci sei lediglich ein Vorwand für die Massenentlassung. Meister sagt:

Gucci will stärkeren Druck auf die Kosten – und damit auch auf die Löhne und Arbeitsplätze – ausüben, ohne dass eine wirtschaftliche Notwendigkeit besteht.

Und all dies bei einem offensichtlichen Luxusleben der erlesenen Kundschaft – und der Eigentümerfamilie.

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