Der Juni ist der Pride-Month und die work-Redaktion hat für Sie die passenden Lektüren zusammengestellt. Ob in Form von Kinderbüchern, in Kurzgeschichten aus dem echten Leben oder in einer düsteren Romanwelt: Das ist Queerness in all ihren Facetten.

SPANNENDE BÜCHER: work präsentiert sechs Werke für den Pride-Month. (Montage: work)

Aus dem Safe Space der Cis-Männer

Anna Rosenwasser (35) mischt als queere Person den Safe Space für Cis-Männer auf. So bezeichnet Rosenwasser das Bundeshaus, wo sie seit 2023 als SP-Nationalrätin mitfühlt und mitstimmt. Im Bundeshaus ist Rosenwasser eine grosse Ausnahme: Sie zelebriert nicht nur ihre Queerness, sie schreibt auch richtig gute Texte. Aus der Überzeugung, dass das Private politisch ist, hat sie dieses Jahr ihr zweites Buch mit Kurzgeschichten aus ihrem Leben veröffentlicht. In «Herz – Feministische Strategien und queere Hoffnung» macht Rosenwasser auch Heteros Hoffnung und beschreibt sexuelle Anziehung als etwas Fluides und Vielfältiges: Die Möglichkeit eines entspannteren Liebeslebens für alle steht im Raum! (isc)

Herz, Anna Rosenwasser, Rotpunktverlag, 240 Seiten, 30 Franken 


Das Transmädchen im spanischen Arbeiterquartier

Rouge und Lippenstift, zu Madonna tanzen, sich in Highheels schön fühlen – und das alles im Versteckten. In diesem rührenden Roman von Alana Portero geht es um ein Transmädchen, das in den achtziger Jahren in einem armen, kranken und von Drogen verseuchten Arbeiterquartier bei Madrid aufwächst. Sie merkt früh: Ich passe hier nicht rein. In einem Kampf mit sich selbst und dem Anderssein schafft es die Erzählerin, Mut zu machen. Sie zeigt, wie Solidarität – gerade unter Frauen – überlebenswichtig sein kann. Ein Buch, das trotz all den harten Umständen die schönen Momente von Freundschaften, Liebe und dem Erwachsenwerden zeigt. (dak)

Die schlechte Gewohnheit, Alana S. Portero, Claassen-Verlag, 240 Seiten, ca. 34 Franken


Eine Feier der Vielfalt

Eigentlich ist die Handlung ganz einfach: Julian sieht auf dem Rückweg vom Schwimmbad mit seiner Grossmutter in der U-Bahn drei als Meerjungfrauen gekleidete Frauen und ist fasziniert. So will er auch sein. Zu Hause kleidet – eben nicht: verkleidet – er sich neu ein und wird dank Vorhang-Rock, Farn-Frisur und Lippenstift selbst zur Meerjungfrau. Als die Grossmutter ins Zimmer kommt, sagt sie nur «Oh». Es folgt der wohl berührendste Moment der Geschichte: Die Grossmutter dreht sich um und kehrt mit einer ihrer alten Ketten zurück. Und dann machen sich die beiden auf zur Meerjungfrauenparade. Jessica Love erzählt fast ohne Worte, aber mit leuchtenden, ausdrucksstarken Bildern. Ihre Aquarelle feiern die Vielfalt und lassen Raum für eigene Deutungen. Das poetische Bilderbuch ist kein Plädoyer, sondern ein ermutigendes Versprechen: «Du bist richtig, so wie du bist. Und ich bin da.» Eigentlich ist es ganz einfach. (cs)

Julian ist eine Meerjungfrau, Jessica Love, Knesebeck-Verlag, für Menschen ab 4 Jahren, ca. 25 Franken 


Geächtete Bücher

Der Roman spielt in einer düsteren, repressiven alternativen Welt. Bücher sind geächtet, aus gutem Grund. Die scheinbar unantastbaren Mächtigen benutzen Bücher im Verborgenen, um ihre Triebe zu befriedigen. Als der junge Emmet zu einer Buchbinderin in die Lehre geschickt wird, kommt er dem Geheimnis langsam auf die Spur … Nein, das hier ist kein «queeres Buch» im engen Sinn. Sondern eine packende Geschichte mit Szenen und Menschen, die im Gedächtnis haften bleiben. Auch wegen einer queeren Liebesbeziehung. Die überrascht nicht nur die Lesenden, sondern auch die Romanfiguren, die sie eingehen. (che)

Die verborgenen Stimmen der Bücher, Bridget Collins, Aufbau TB-Verlag, 467 Seiten, ca. 20 Franken 


Von Sexualität und Macht

Das Buch besteht aus mehreren Geschichten, die einen richtig in ihren Bann ziehen. In einer davon landet ein IT-Berater nach einem Flug in Kopenhagen. Doch die Bank, für die er arbeiten soll, ist nur noch ein Krater. Stattdessen trifft er Alvin, einen jungen Ex-Banker, der ihn in die Geheimnisse der Derivate-Geschäfte einweiht, mit denen sich mühelos in grossen Mengen Geld verdienen lässt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Romanze, die sie abrupt nach Bukarest führt – und schliesslich zurück in die Tunnel unter dem Krater, wo die Bankangestellten einfach weiterarbeiten, als wäre nichts passiert. Die Geschichten erzählen von Menschen am Rand der Gesellschaft, Sexualität, Macht und auch von dem Gefühl, nicht ganz dazuzugehören. (jun)

Nach der Sonne, Jonas Eika, dtv-Verlag, 160 Seiten, 30 Franken


Faszination Glitzerzeug

Die Geschichte beginnt mit einem klassischen Fluchtreflex: Glitzer gleich Mädchenplunder gleich Berührungsverbot für Buben. Doch was passiert ganz genau, wenn Buben Glitzersachen anfassen? Diese existentielle Frage treibt Paul und Tarek um, nachdem sie zuoberst auf dem Klettergestell in der Kita eine glitzernde Krone entdecken. Ihre Theorie: Die Buben verwandeln sich in einen Stern, oder es gibt zumindest eine Explosion. Darum fliehen sie vor den Mädchen im allgemeinen und allem Glitzerzeug im besonderen. Doch die Faszination des glitzernden Fundstücks und die Möglichkeit, explodierend zum Stern zu werden, ist zu verlockend. Der experimentelle Aufbau ist bestechend: Kostümkiste plus Klettergerüst als Weltraumrampe. Das Ergebnis ist im ersten Moment ernüchternd – und im zweiten ermutigend. Denn Traktor-Tilly verteidigt die Glitzerbuben energisch gegen das Gelächter der Mitschüler, bis es verstummt. Das mit den Sternen im Weltraum hat zwar nicht funktioniert. Doch auf der Erde gibt’s Glitzer für alle! (cs)

Glitzer für alle!, Milena Baisch, Eefje Kuijl, Penguin-Verlag, für Menschen ab 4 Jahren, ca. 24 Franken


Gewerkschaft goes Pride! 

An der diesjährigen Pride «Basel tickt bunt» ist auch der Gewerkschaftsblock des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes am Start! Die Gewerkschaften setzen sich entschlossen für die Arbeitsrechte von allen Personen ein, die zur Bewegung LGBTQAI+ gehören. Letztes Jahr gab es an der Zürcher Pride zum allerersten Mal einen Gewerkschaftsblock (work berichtete). Dieses Jahr wird die Tradition in Basel fortgesetzt. Denn queere Personen erleben gerade am Arbeitsplatz Diskriminierung und Ausgrenzung. Mehr Infos zum Gewerkschaftsblock unter diesem Link.

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