Hart erkämpfte Staatshilfe für Industrie
Nur Stahl Gerlafingen holt sich Unterstützung – zieht Swiss Steel nach?

Jetzt haben wir Gewissheit: Stahl Gerlafingen beantragt Finanzhilfe beim Staat, um den grössten Schweizer Recyclingbetrieb zu retten. Diese Option haben haben sich die Büezerinnen und Büezer mit dem Support der Gewerkschaften erkämpft. Die anderen Stahl- und Aluminiumwerke zögern bisher oder wollen gar keine Staatshilfe. 

STAHL GERLAFINGEN MUSS BLEIBEN: Büezer, Gewerkschaften und Politikerinnen setzten sich an der grossen Kundgebung vom letzten November für den Erhalt des Stahlwerks ein. (Foto: Manu Friederich)

Das Stahlwerk Gerlafingen hat beim Kanton Solothurn ein Gesuch für Finanzhilfe eingereicht. Die Unterstützung durch den Kanton ist Voraussetzung für die Reduktion der Stromkosten, die das eidgenössische Parlament Ende des letzten Jahres für Stahl Gerlafingen, Swiss Steel und die beiden Walliser Aluminiumfabriken beschlossen hat (work berichtete). Der Betrieb mit mehr als 500 Mitarbeitenden kann dank dem Einsatz der Mitarbeitenden und Gewerkschaften während der nächsten vier Jahren mit staatlicher Unterstützung rechnen. 

Zukunft für den Recyclingbetrieb

Der Kantonsrat von Solothurn wird den Kredit in der Höhe von 4,6 Millionen Franken im Herbst noch absegnen müssen. Angesichts der breiten Unterstützung der Parteien ist auch nicht mit einem Referendum zu rechen. Der Nutzen des Werks ist über Parteigrenzen hinweg unbestritten: Gerlafingen produziert aus Recyclingstahl die Hälfte des in der Schweiz verwendeten Betonstahls.

Was macht Swiss Steel?

Matteo Pronzini, Unia-Branchenleiter MEM-Industrie, sagt:

Wir sind sehr froh, dass Stahl Gerlafingen den Antrag gestellt hat und erwarten auch von Swiss Steel in Emmenbrücke, dass sie die staatliche Hilfe in Anspruch nehmen.

FROH ÜBER DAS GESUCH AUS GERLAFINGEN: Unia-Mann Matteo Pronzini. (Foto: Manu Friederich)

Die Frist für ein Gesuch zur Reduktion der Netznutzungsgebühren läuft allerdings nur noch bis Ende dieses Monats. Bis dann muss Swiss Steel beim Kanton Luzern einen Antrag auf Finanzhilfe für das Werk in Emmenbrücke LU gestellt haben. 

Novelis verzichtet

Die Firma Novelis, die ein Aluminiumwerk mit 500 Mitarbeitenden im Wallis betreibt, will die Staatshilfe nicht in Anspruch nehmen. Blaise Carron von der Unia Wallis sagt:

Wir verstehen nicht, dass die Firma dieses Angebot nicht annimmt, noch im letzten Jahr hat Novelis beim Kanton für finanzielle Hilfe angefragt.

Grund für die jetzige Zurückhaltung könnten die Auflagen sein: Die Unternehmen müssen eine Standortgarantie, einen Fahrplan zur CO₂-Reduktion und ein Dividendenverbot für die Eigentümer und ein Boniverbot für das Management einhalten. Auch von Constellium, dem anderen Walliser Aluminiumproduzenten, gibt es bisher keine Anzeichen, dass die Firma die Finanzhilfe beantragen wird.

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