Es ist kein Rückschritt, leider
Die aktuelle Welle, welche die Frauenrechte erodieren lässt und viele Frauen an Leib und Leben bedroht, ist neu.

Technologisch und politisch verändert sich alles rasend schnell. Die neue Normalität: Die Mehrheit der Menschen in der Schweiz will keinen Sozialabbau. Einschliesslich der SVP-Basis.
Fast fälschungssicheres Geld zu drucken ist technologisch hoch aufwendig. Die Nationalbank kontrolliert deshalb eine Druckerei, die das kann. Schweizer Geldnoten zu fälschen ist feinstes Kunsthandwerk und entsprechend schwierig. Alles wandert parallel dazu von Analog zu Digital. Kryptowährungen drohen den Staaten das Monopol der Währungen zu entreissen. Und damit auch wichtige Einnahmen und wirtschaftspolitische Steuerungsmöglichkeiten.
Der israelische Geheimdienst Mossad produzierte selber Pager mit 25 Gramm Sprengstoff. Technologisch eine Meisterleistung! Er verkaufte diese Minibomben an den Hizbullah. Und liess die tödlichen Pager tausendfach explodieren, weil der Hizbullah zu spät Verdacht schöpfte. Cyberkrieg oder Kriegsverbrechen? Beides gleichzeitig.
Alles beschleunigt sich in unserer Welt, in der technischer Fortschritt in immer mehr Lebensbereiche und Todeszonen dringt. Trotzdem macht Sein weiterhin Bewusstsein: Die Schweiz gerät sozial aus dem Gleichgewicht. Die von den Schweizer Dax-Konzernen ausgeschütteten Dividenden haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Das Kapital bekommt einen immer grösseren Teil vom Kuchen.
Umgekehrt stagnieren die realen Löhne, wenn wir dem statistischen Amt in Neuenburg glauben wollen. Es hat leider die massiven Erhöhungen der Krankenkassenprämien nicht korrekt berechnet.
Für mehr Lohn haben am 21. September die Gewerkschaften und 15 000 Menschen in Bern demonstriert. Und einen Tag danach versenkte die Mehrheit der Stimmenden an der Urne die Bschiss-Revision der zweiten Säule.
Entscheidend war, ist und bleibt der Umwandlungssatz. Dieser hätte von 6,8 Prozent auf 6 Prozent gesenkt werden sollen. Doch das ist total unnötig: besser sollten die Verwaltungskosten der zweiten Säule von 7 Milliarden auf 1 Milliarde gesenkt werden. Das ist möglich, auch dank künstlicher Intelligenz. Heute kassieren die Boni-Verwalter und ihre Vermögensverwalter viel zu viel.
Am schlimmsten treibt es die Swiss Life und ihr Präsident Rolf Dörig. Die Renditen seiner Pensionskassenprodukte sind grottenschlecht. Und die Verwaltungskosten rekordverdächtig. Warum setzt noch niemand diesen SVP-Oligarchen und Druck?
Leider ist die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer für die Schuldenbremse. Es hilft nichts, wenn SP-Nationalrätin Tamara Funiciello verlauten lässt, sie habe den Sparbericht zur Bereinigung des Bundeshaushaltes der Kommission Gaillard ungelesen in den Papierkorb geschmissen. Oder wenn uns SP-Co-Präsident Cédric Wermuth via NZZ mitteilt, der Staat sei keine Excel-Tabelle.
Denn der Bundesrat und seine verlängerten Arme wollen, dass die Schweiz unsozialer wird, damit man die Armee Nato-kompatibel aufrüsten kann. Wer dies verhindern will, muss die Excel-Tabellen der Kommission Gaillard im Detail studieren, um den politischen Widerstand zu organisieren gegen weniger für die AHV, nix für die Kitas und den ökologischen Umbau.
In den alpinen Pampas der Schweiz herrscht bereits helle Aufregung. Der ländliche Raum ist zunehmend der Verbündete der Linken und der Gewerkschaften. Das beste Beispiel: Die Mehrheit der SVP-Basis stimmte gegen den unsozialen BVG-Bschiss.
Nun schlägt der Think-Tank des Kapitals, Avenir Suisse, zwecks Ablenkung vor, man solle die Gewinne der Nationalbank künftig direkt an alle ausschütten, statt wie heute an Bund und Kantone. Dies soll uns allen bis zu 400 Franken pro Jahr in die Kässeli spülen. Die heilige Kuh ist somit auf dem Eis. Man braucht keine künstliche Intelligenz, um das Spiel zu begreifen. Dreisatzrechnen reicht aus:
Die Schweizer Nationalbank verfügt faktisch über ein Vermögen von 800 Milliarden Franken. Vernünftig ist folgender Weg: Man nehme der Nationalbank 500 Milliarden weg. Und schaffe wie Norwegen einen Staatsfonds, der diese Einlage durchschnittlich real mit 3 Prozent verzinst.
Das ergibt jährliche Einnahmen von 15 Milliarden Franken. Und somit gingen pro Nase nicht lächerliche 400-Avenir-Suisse-Fränkli in so einen Staatsfonds, sondern stolze 1650 Franken. Also vier Mal mehr: Bund, Kantone und Gemeinden könnten mit diesem Geld kräftig investieren. Und das ist es auch, was sie tun sollten, sagt SGB-Chefökonom Daniel Lampart in seinem Blog: Sparprogramme seien trotz der Schuldenbremse gar nicht notwendig. Interessante These!
Was sicher zuletzt notwendig ist, ist eine massive Aufrüstung der Schweizer Armee. Doch genau das wollen die Rechten und die Avenir Suisse durchdrücken.