1x1 der Wirtschaft

Baufirmen: Die Grossen profitieren von Subunternehmen

David Gallusser

Das Schweizer Baugewerbe wird ­immer kleinteiliger. In den vergangenen 10 Jahren hat die Zahl der Kleinstunter­nehmen im Hochbau, die weniger als 10 Beschäftigte haben, stark ­zugenommen. Umgekehrt gibt es ­weniger Baumeister mit 10 und mehr Beschäftigten (vgl. Grafik). Die Entwicklung schlägt sich auch in der Beschäftigung nieder. Während die Zahl der Stellen bei den Kleinsten um einen Viertel zugenommen hat, fiel beim Rest der Unternehmen jeder zehnte Arbeitsplatz weg.

SUBUNTERNEHMEN

Die Branche zersplittert, weil vermehrt mit Subunternehmen gearbeitet wird. Die grossen Unternehmen verrichten längst nicht mehr alle Arbeiten in einem Bauprojekt. Teilweise beschränken sie sich auch ganz auf die Rolle des Generalunternehmers, der im Auftrag eines Bauherrn ein Gebäude durch Dritt­firmen erstellen lässt. Deshalb brauchen die Grossen weniger Bauleute. Gleichzeitig sind sie auf Subunternehmen angewiesen, die die Arbeit an ihrer Stelle ausführen. Das wie­derum sind häufig die Kleinstunternehmen, deren Zahl in der Statistik steigt.

Für die grossen Unternehmen ist es ein lukratives Geschäft. Sie können den Kleinen oft die Preise diktieren und das Risiko auf sie abwälzen. Das setzt die Kleinen unter Druck. Genauso schnell, wie sie aus dem Boden schiessen, verschwinden deshalb viele von ihnen wieder. Bereits nach 5 Jahren haben mehr als die Hälfte das Geschäft bereits wieder aufgegeben. Trotzdem ver­suchen jedes Jahr mehr Neue ihr Glück. Denn die Nachfrage nach Subunternehmen bleibt hoch.

PROBLEM FÜR DIE BRANCHE

Für die Branche wird die Zersplitterung ­zunehmend zu einem Problem. Je mehr mit der Weitervergabe von ­Arbeiten Geld verdienen, ohne auf der Baustelle zu arbeiten, umso ­weniger bleibt für die effektive ­Arbeit auf der Baustelle – und das geht zulasten der Arbeitsbedingungen und der Qualität. Ebenso erschweren die vielen Akteure die Zusammenarbeit auf den Baustellen. Die ­kleinteilige Struktur dürfte auch der Innovationskraft der Firmen abträglich sein. Und nicht zuletzt belastet sie auch die Sozialpartnerschaft. Denn Kleinstfirmen, die genauso schnell kommen wie gehen, setzen sich im Gegensatz zu eta­blierten Firmen kaum mehr für Branchen­anliegen wie einen Gesamtarbeitsvertrag ein.

David Gallusser ist Ökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB).

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