Genfer Fensterbauer zeigen wie‘s geht

Zahltag nach 3 Streiktagen!

Manon Todesco

Drei Genfer Fensterbauer erkämpfen sich mit einem Dreitagesstreik 30 000 Franken Lohn. Doch ihr Chef trickst noch an anderer Stelle – und zwar massiv!

ARBEIT NIEDERGELEGT: Die drei Fensterbauer traten mit Unterstützung der Unia in den Streik und hatten damit Erfolg. (Foto: Olivier Vogelsang)

Ein weiterer Sieg für die Unia! Am 21. Februar traten drei Fensterbauer der Genfer Firma KRI SA in den Streik. Unia-Sekretär José Sebastiao erklärt: «Ihre Löhne für Dezember 2023, Januar 2024 sowie die Ferienguthaben 2022 und 2023 wurden nicht ausbezahlt.» Insgesamt schulde die KRI SA den drei Büezern mehr als 32 000 Franken. Der KRI-Chef wiederum behauptet, er sei zahlungsunfähig, da seine Kunden ihre Rechnungen nicht bezahlten. So billig liessen sich die drei Arbeiter aber nicht abspeisen. Sie legten bis auf weiteres die Arbeit nieder! Und Unia-Mann Sebastiao suchte sofort den Kontakt zur Bauleitung. Doch diese blockte ab und verweigerte den Unia-Leuten sogar den Zutritt zur Baustelle. Jedoch vergeblich.

BAUHERRSCHAFT SPRINGT EIN

Denn Sebastiao wandte sich nun an die Leitung des zuständigen Architekturbüros und an die Bauherrschaft. Dreieinhalb Streiktage dauerte es, dann gelang der Durchbruch. Die gesamte geforderte Summe wurde bezahlt – über 30 000 Franken! Allerdings nicht von der KRI, sondern von der Bauherrschaft. Diese darf den Betrag von der Schlussrechnung der KRI abziehen.

José Sebastiao ist voll des Lobes für die drei Arbeiter: «Ihr Mut und ihre Entschlossenheit waren beispielhaft! Trotz der Druckversuche des Chefs und den Störmanövern der Bauleitung gegen die Unia haben sie nicht aufgegeben.» Ende gut, alles gut?

BÜEZER AUS LETTLAND UND UNGARN

Nein, denn bis anfangs März hatten die drei Büezer ihren Februarlohn noch nicht erhalten. Steht also bald der nächste Streik an? Durchaus möglich, meint Sebastiao. Zumal nicht nur drei, sondern total etwa zehn Arbeiter für die KRI tätig seien. «Das Problem ist, dass die meisten aus Lettland oder Ungarn kommen und kein Französisch sprechen.» Daher sei es bisher schwierig gewesen, mehr über ihre Arbeitsbedingungen zu erfahren. Einen durch den Streik ausgelösten Schneeballeffekt hält der Gewerkschafter aber nicht für ausgeschlossen und verweist auf das Betreibungsregister. Demnach schuldet die Firma fast 1 Million Franken Sozialversicherungsabgaben. Für Sebastiao ist daher klar: «Mit dieser Firma sind wir noch nicht fertig!»

*Dieser Artikel ist zuerst in der Westschweizer Unia-Zeitung «L’Evénement syndical» erschienen. Zum Original-Beitrag. 

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