Etwa 100 französische Arbeiterinnen und Arbeiter protestierten in Zürich zusammen mit der Unia gegen eine Massenentlassung beim Verpackungskonzern Amcor. Die Konzernleitung liess die Protestierenden trotz lautstarkem Protest im Regen stehen.
OBELIX IN ZÜRICH: Amcor-Büezer Alain ist mit Kostüm und Megafon angereist, um gegen das «regelrechte Massaker» zu protestieren. (Foto: Unia)
«On est là!» und «Kommt herunter!» rufen die Protestierenden vor dem Hauptsitz des Verpackungsherstellers Amcor in Zürich Oerlikon. Fast 100 Arbeiterinnen und Arbeiter aus dem Amcor-Werk in der französischen Gemeinde Sarrebourg sind an diesem Montagmorgen aus Frankreich angereist. Zusammen mit der französischen Gewerkschaft Force Ouvrière und der Unia kämpfen sie für einen sofortigen Entlassungsstop und eine Garantie für den Weiterbestand ihrer Fabrik. Denn Amcor will 47 der 230 Mitarbeitenden in Sarrebourg entlassen.
MENSCHEN SIND KEINE ZAHLEN
Alain steht in einem Obelix-Kostüm und mit Megafon in der Hand vor dem Amcor-Gebäude aus schwarzem Granit und Glas: «Ich arbeite seit 35 Jahren als Elektriker in diesem Betrieb, aber so etwas habe ich noch nie gesehen. Das ist ein regelrechtes Massaker!» Alain sagt, dass er nicht für sich selbst hier sei: «Ich werde demnächst pensioniert, aber ich stehe hier für meine Kolleginnen und Kollegen.» Es gehe ihm ums Prinzip, sagt er: «Die Leute werden als Nummern und als nichts anderes gesehen! Das ist traurig!»
Auch Matteo Pronzini, leitender Industriesekretär der Unia, steigt auf die Bühne, die extra für diesen Protest aufgebaut wurde: «Euer Kampf ist unser Kampf! Solidarité internationale!» ruft er den französischen Kolleginnen und Kollegen zu.
MASSENENTLASSUNG VORERST ABGEWENDET
Servin Roos ist als Delegierter der Personalkommission der Amcor-Fabrik nach Zürich gekommen: «Die Direktion wollte uns einen Sozialplan aufzwingen, der nur den Aktionären dient!» Mit Streiks hätte man diesen Plan und die Entlassung der 47 Mitarbeitenden vorerst abwenden können. Roos sagt: «Wir wollen von der Direktion jetzt auch eine verbindliche Zusage, dass die Fabrik in Sarrebourg erhalten bleibt.» In Sarrebourg befürchtet man, dass die verhängnisvolle Konzernstrategie fortgesetzt wird: Im letzten Jahr hat Amcor weltweit 1200 Mitarbeitende entlassen und die Dividendenrendite auf 5,3 Prozent erhöht. Auch Hervé Juszczak, Gewerkschaftssekretär bei Force Ouvrière, kritisiert die einseitige Strategie des Konzerns: «Statt in die Fabrik in Sarrebourg zu investieren, verschuldet sich der Konzern einzig zugunsten der Aktionäre.»
STEUERN VERMEIDEN
Die Protestierenden wollen mit den Verantwortlichen des Abbauprojektes in Zürich sprechen. Doch am Hauptsitz will man vom Personal aus Sarrebourg und dessen Gewerkschaft nichts wissen. Ralph Blindauer vertritt als Anwalt die Interessen der Arbeiterinnen und Arbeiter und zieht die Fäden hinter den erfolgreichen Streikaktionen. Mit rotem Kopf und durchnässtem Haar ruft er in die Menschenmenge: «Die Manager von Amcor haben nicht den Mut, nach Sarrebourg zu kommen, dann kommen wir eben hierher! Und wenn sie uns dieses Mal nicht treffen wollen, dann kommen wir das nächste Mal mit 300 Personen.» Und wenn das auch nicht helfe, dann fliege man auch bis nach Jersey. Dort, in der britischen Steuervermeidungszone auf den Kanalinseln, befindet sich seit fünf Jahren der steuerliche Hauptsitz des Verpackungskonzerns.
Amcor, Alcan, Alusuisse
Weltweit arbeiten etwa 41’000 Personen für Amcor. Auch in der Schweiz produziert Amcor in Kreuzlingen TG, Rorschach SG, Burgdorf BE und in Rickenbach SO Verpackungen und Spezialkartons. Im Jahr 2023 hat Amcor einen Rekordgewinn von über einer Milliarde Franken erwirtschaftet. Im gleichen Jahr hat der Konzern in der Schweiz 70 von 400 Stellen in Kreuzlingen abgebaut und einen Teil der Produktion nach Polen ausgelagert. Bis ins Jahr 2010 waren die Fabriken in Kreuzlingen und Rorschach Teil der Alcan Packaging, die zum kanadischen Aluminiumkonzern Alcan und zuvor zu Alusuisse gehörte. (isc)
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1 Kommentare
Birmele Alain ( Obélix )
20. März 2024 um 20:59 Uhr
Merci pour votre accueil , merci pour tout , j’avais l’impression d’être en famille , d’être chez moi . D’être avec des gens qui déteste autant que moi l’injustice et le mépris de l’ouvrier et de l’ être humain Uniquement pour une histoire d’argent .
Merci pour votre accueil , merci pour tout , j’avais l’impression d’être en famille , d’être chez moi . D’être avec des gens qui déteste autant que moi l’injustice et le mépris de l’ouvrier et de l’ être humain Uniquement pour une histoire d’argent .
Merci unia 👍