Übernimmt KI bald deinen Job?

Das sagt der Büezer, das sagt der Bot

Iwan Schauwecker

work hat sich mit dem Security-Büezer Karl Iten (60) und dem Programm ChatGPT über den Wert der Arbeit und künstliche Intelligenz (KI) unterhalten. Ein Gespräch über digitale Türen und programmierte Abgründe.

ERHELLEND: Künstliche Intelligenz braucht menschliche Köpfe. (Foto: Keystone)

Künstliche Intelligenz (KI) wird grosse Auswirkungen auf die Arbeitswelt haben, das sagt eine neue Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) (siehe unten). In der Sicherheitsbranche und in militärischen Betrieben sind die Entwicklungen zum Teil bereits weit fortgeschritten. Im Krieg werden Drohnen und Waffensysteme eingesetzt, die auch mit KI gesteuert werden. Etwas harmloser ist die Arbeit von Sicherheitsmann Karl Iten* im Kanton Bern. Doch auch er beobachtet, wie Automatisierung und Digitalisierung immer mehr in seinen Arbeitsalltag vordringen. Doch Angst macht ihm diese Entwicklung nicht.

work: Was bedeutet Arbeit für euch?

Karl Iten: Dank meiner Arbeit verdiene ich genügend Geld zum Leben, ich erlebe Herausforderungen, und das führt zu geistigem Wachstum. Im Idealfall macht mir meine Arbeit auch Freude. Mir ist wichtig, dass der Arbeitsalltag auch abwechslungsreich ist und meine Gesundheit nicht schädigt.

ChatGPT: Als KI habe ich keine persönlichen Erfahrungen oder Empfindungen, daher hat der Begriff «Arbeit» für mich keine Bedeutung im menschlichen Sinne. Ich bin darauf programmiert, Informationen bereitzustellen und Aufgaben zu erfüllen, ohne eine subjektive Perspektive zu haben.

Was denken Sie über künstliche Intelligenz?

Iten: Künstliche Intelligenz ist ein Tool, ein Werkzeug. Es ist eine weitere technologische Entwicklung. Ich sage: bringt das Zeugs! Und wir schauen dann, was wir damit machen. Die Technologie ist komplex, aber uns Menschen wird es immer brauchen, denn die Sensoren der Roboter können ihre Umgebung nicht so umfassend erkennen, wie wir Menschen das können.

Wie ist das bei dir, ChatGPT?

ChatGPT: Meine Existenz basiert auf Algorithmen und Datenverarbeitung, um Informationen bereitzustellen und Anfragen zu beantworten. Mein Zweck ist es, menschlichen Nutzern zu dienen, indem ich Informationen liefere und bei verschiedenen Aufgaben unterstütze. Ich habe aber keine persönliche Meinung und Empfindung.

Warum dann der Begriff «Intelligenz»?

ChatGPT: Es ist wichtig zu beachten, dass meine «Intelligenz» nicht mit menschlicher Intelligenz in Bezug auf Bewusstsein, emotionale Empfindungen oder Selbstreflexion vergleichbar ist. Der Begriff «Intelligenz» in der künstlichen Intelligenz bezieht sich eher auf die Fähigkeit, Muster zu erkennen, zu lernen und Probleme zu lösen, basierend auf den vorhandenen Daten und Algorithmen.

Iten: Für mich bedeutet «Intelligenz», etwas verstehen zu wollen. Also die Neugier und der Wille, Dingen auf den Grund zu gehen. KI wird uns neue Produkte und Dienstleistungen bringen, aber es ist auch ein Hype, und es wird Rückschläge geben. Nach meiner Einschätzung ist die Zusammenschaltung zwischen KI und Robotern noch nicht weit fortgeschritten, und auch juristisch ist noch vieles nicht definiert.

Und wie verwenden Sie in der Sicherheitsbranche künstliche Intelligenz?

Iten: Ich arbeite mit Drohnen, bewache Roboter und bewege mich durch eine Vielzahl von digitalen Türen, die elektronisch verriegelt sind und über das Internet geöffnet werden. Aber auch da gibt es manchmal handfeste Probleme. Zum Beispiel, wenn eine Tür verklemmt ist. Dann ist es schnell vorbei mit der künstlichen Intelligenz. Da geht es darum, die Augen offen zu halten. Gesunder Menschenverstand und ein Grundverständnis von Mechanik helfen mir im Arbeitsalltag.

Und wie sieht Ihr Arbeitsalltag in der echten Welt aus?

Iten: Ich bin für die Bewachung von verschiedenen Objekten verantwortlich. Pro Nacht bin ich über 300 Kilometer mit dem Auto unterwegs und lege bis zu 18 Kilometer zu Fuss zurück, auch bei Schnee und Eis.

Wie hat KI die Sicherheitsbranche verändert?

ChatGPT: KI-gestützte Videoüberwachungssysteme ermöglichen eine präzisere Erkennung von verdächtigem Verhalten, verdächtigen Personen oder Objekten. Gesichts- oder Iriserkennung verbessern die Genauigkeit und Geschwindigkeit der Identifikation von Personen. KI kann auch dazu verwendet werden, Vorhersagemodelle für kriminelles Verhalten zu entwickeln. KI-gesteuerte Drohnen können für Überwachungszwecke, Grenzkontrollen oder Such- und Rettungseinsätze eingesetzt werden. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der Einsatz von KI in der Sicherheitsbranche auch ethische Überlegungen und Datenschutzfragen aufwirft.

Macht Ihnen diese weitere Entwicklung von KI keine Angst?

Iten: KI bedeutet sicher nicht den Weltuntergang. Die menschliche Angst vor neuen Technologien gab es schon immer. Das war so beim Bau der Eisenbahnen oder auch bei den ersten Fabriken mit automatisierten Webstühlen. Produktionsstandorte wurden verlagert, aber der technologische Fortschritt hat auch zur Schaffung von neuen Berufen geführt. Natürlich braucht es aber auch die Gesetze, die uns Menschen vor den negativen Auswirkungen und den Risiken der neuen Technologien schützen.

 * Name geändert

Glossar

Bot: Abkürzung für Roboter oder auch Internetbot, bezieht sich auf ein Programm, das automatisierte Aufgaben ausführt, oft im Internet.

ChatGPT: ein Computerprogramm. Nutzt maschinelles Lernen und Netzwerke, um auf menschenähnliche Weise auf textbasierte Eingaben zu reagieren. Es kann in verschiedenen Anwendungen eingesetzt werden wie beispielsweise in Chatbots, um mit Benutzern zu sprechen oder um Texte zu schreiben.

Künstliche Intelligenz (KI): bezieht sich auf die Entwicklung von Algorithmen und Computerprogrammen, die Aufgaben ausführen können, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern.

Algorithmus: eine präzise und schrittweise Anleitung, die beschreibt, wie eine bestimmte Aufgabe oder ein Problem durch eine Abfolge von klar definierten Operationen gelöst werden kann.


IWF-Studie zu KI und Arbeit

Der Internationale Währungsfonds (IWF) untersucht in einer neuen Studie die globalen Auswirkungen von KI auf Jobs und Gehälter. Der IWF geht davon aus, dass KI in Ländern wie der Schweiz rund 60 Prozent der Jobs beeinflussen wird. Rund die Hälfte der betroffenen Berufe könnten von KI profitieren, weil die Produktivität gesteigert werde und damit auch höhere Löhne möglich seien.

Bei der anderen Hälfte der betroffenen Berufe könnte KI die Menschen ersetzen, die die Aufgaben momentan erfüllen, wie zum Beispiel in Callcentern oder sprachbasierten Berufen wie in der Übersetzung oder im Journalismus. Das könnte in diesen Bereichen zu weniger verfügbaren Stellen und zu tieferen Löhnen führen. Wegen dieser unterschiedlichen Auswirkungen warnt der IWF vor wachsender Ungleichheit. Er verweist aber gleichzeitig auf die Möglichkeit, dass durch den technischen Fortschritt auch neue Branchen entstehen können.


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