Fenaco: Ein Riese bei den Umsätzen, ein Zwerg bei den Gehältern

Lohn-Brösmeli bei Landi, Volg & Co.

Iwan Schauwecker

Der Fenaco-Konzern macht jedes Jahr riesige Gewinne und kann sich ­dennoch nur zu Mini-Lohnerhöhungen für die 11 500 Mitarbeitenden durch­ringen. Und doch gibt es kleine Fortschritte.

Die Lohnerhöhungen für die Landi-Mitarbeitenden fallen mager aus. (Foto: Keystone)

Stadtmenschen kaufen ihr Micarna-Poulet oder den Karma-Hummus häufig bei den orangen Riesen Migros und Coop ein. Aber für die Leute vom Land liegt der Volg oder das Prima-Dorflädeli oft näher. Dort gibt’s die Pouletschenkel von Suttero, den Wein von Provins oder den Apfelsaft von Ramseier. Sowohl Volg, Prima, Suttero, Provins wie auch Ramseier gehören zum Fenaco-Konzern. Und das sind nur 5 von über 100 Firmen und Marken, die im Besitz der Fenaco sind. Fenaco ist ein Agrar-, Energie- und Detail­handelsriese und auch einer der wichtigsten Arbeitgeber in der ländlichen Schweiz. Ein grüner Riese, der aber nicht unbedingt grosszügig ist.

DIE MILLIARDEN-UMSÄTZE

Anfang Jahr führte Fenaco einen Mindestlohn von 4000 Franken ein. Das war für die Verkäuferinnen und Verkäufer in den Volg-Landi-Prima-Läden und Agrola-Tankstellenshops eine gute Nachricht, denn viele von ­ihnen ­verdienen im Detailhandel Tiefstlöhne. Doch insgesamt ging der Lohnaufwand im Verhältnis zu den Gewinnen und Re­serven des Konzerns in den letzten Jahren stetig zurück. Mit ­seinen etwa 11 500 Mitarbei­tenden machte der Fenaco-­Konzern auch letztes Jahr ­Mil­liardenumsätze und ­einen Gewinn von 138 Mil­lionen Franken – macht 12 000 Franken Gewinn pro Mitarbeitenden. Ein Dämpfer waren die 70 Millionen Franken Verlust im spekulativen Getreidehandel wegen des Kriegs in der Ukraine. Aber die Fenaco verfügt weiterhin über grosse Reserven und ein solides Eigenkapital in der Höhe von über zwei Milliarden Franken.

Die Unia und die Gewerkschaft Syna ­organisierten im Hinblick auf die Lohn­verhandlungen eine Umfrage unter den ­Büe­zerinnen und Büezern. Zusammen mit der Per­sonalkommission wurde eine Lohnerhöhung von fünf Prozent für alle Mit­­ar­beitenden der Fenaco gefordert. Eine solche Erhöhung hätte die ver­gangenen Reallohnverluste ­und auch die voraussichtliche Teuerung von 2,2 Prozent in diesem Jahr kompensiert. Doch das Fenaco-Management war am Schluss nur zu einer generellen Lohnerhöhung von 1,2 Prozent und in­dividuellen Lohnerhöhungen von 0,84 Prozent bereit, also einer Lohn­erhöhung von insgesamt 2,04 Prozent. Zu wenig für die Gewerkschaften und die Personalkommission, welche die Vereinbarung am Ende der Verhandlungen nicht unterzeichneten.

NACHHALTIGE SOZIALPARTNERSCHAFT

Yves Defferrard, der Verhandlungsleiter der Unia, sieht dennoch Fortschritte: «Es ist das erste Mal, dass Fenaco zu einer generellen Lohnerhöhung bereit ist, und im Vergleich ­zu den Vorjahren spüren wir mehr Respekt für die Sozialpartnerschaft.» Auch Fenaco bekräftigt den Willen zur «vertrauensvollen ­Zusammenarbeit». Ausserdem bekennt sich der Konzern zu einer nachhaltigen Sozial­partnerschaft.

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.