Zwei Stunden mehr arbeiten, dafür eine Woche weniger Ferien

Geht’s noch, SFS?

Darija Knežević

Bei der Autozulieferungssparte der Firma SFS kommt es zu radikaler Verschlechterung der Arbeitsbedingungen. Die Stimmung im Betrieb ist auf dem Nullpunkt.

KNALL: Kein Airbag für die Büezer. (Foto: ZVG)

Die Mitteilung erreichte die rund 950 Mitarbeitenden der Firma SFS in Heerbrugg SG am 27. Oktober: Per 1. November kommt es für die Arbeiterinnen und ­Arbeiter der Autozulieferungssparte zu erheblichen Vertragsänderungen. Konkret: Die Mitarbeitenden müssen wöchentlich zwei Stunden mehr arbeiten, der Lohn bleibt aber gleich. Und dazu kommt noch der Ferienhammer: Ab 2024 werden fünf Ferientage gestrichen.

Eine langjährige SFS-Mitarbeiterin hat der Redaktion das Dokument mit der Hiobsbotschaft via Instagram-Kanal von work zugespielt. Sie sagt: «Im näheren Umfeld überlegen sich ein paar Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ob sie den neuen Vertrag unterschreiben sollen oder nicht. Sie befürchten jedoch, dass sie nicht so schnell eine neue Arbeitsstelle finden werden.»

EINE FRECHHEIT

Auch arbeitsrechtlich sind die Massnahmen bedenklich. Denn: Änderungen im Arbeitsvertrag müssen beide Vertragsparteien zustimmen. Und: Änderungen dürfen nur nach Ablauf der Kündigungsfrist geschehen. Diese Frist beträgt in den meisten Betrieben zwei bis drei Monate. Im Fall von SFS trat die Änderung aber praktisch übers Wochenende in Kraft.

Anke Gähme, Regionalleiterin der Unia Ostschweiz-Graubünden, spricht Klartext: «Die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen ist bei der aktuellen Teuerung eine Zumutung für die Betroffenen. Denn rechnet man die Arbeitszeitverlängerung und die Ferienkürzung zusammen, fällt unter dem Strich fast ein ganzer Monatslohn weg.»

LAUWARME BEGRÜNDUNGEN

SFS begründet die einschneidenden Massnahmen gegenüber work mit Kostendruck, ­Ertragsschwierigkeiten und «uneinheitlicher» Kapazitätsauslastung. Heisst: Die Profite stimmen nicht, und jetzt müssen die Arbeiterinnen und Arbeiter den Kopf hinhalten.

Weiter heisst es in der Mitteilung: «Die Mitarbeitenden haben die Möglichkeit, der Vertragsänderung stillschweigend zuzustimmen oder die Ablehnung schriftlich mitzuteilen. In diesem Fall werden in einem persönlichen Gespräch die Hintergründe der Ablehnung besprochen.» Und: Das Management verzichte freiwillig auf ­einen Teil des Lohnes. Um wie viel es sich konkret handelt, wird nicht kommuniziert.

Für die work-Informantin ist klar: «Für uns Mitarbeitende werden die Lebensunterhaltskosten auch immer teurer. Jede drohende Krise wird immer auf uns abgewälzt, und das macht uns sauer!»

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