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Magnet-Schwebezug: Es wird heiss in Polen und Brandenburg

Mit 550 Kilometern pro Stunde durch Europa: Das soll ein Superzug aus Polen möglich machen. Kommt dieser Zukunftssprinter wirklich zum Fliegen? Und was bedeutet das für den Energieverbrauch?

SCHNELLER ALS SCHNELL: Die polnische Firma Nevomo testet einen Zug, der bei einem Tempo über 70 km/h zu schweben beginnt. Voraussetzung ist eine Umrüstung des Schienennetzes. (Foto: Nevomo)

Der niedersächsische Landkreis Emsland ist nordwestdeutsche Pampa. Hier läuft wirtschaftlich und gesellschaftlich verdammt wenig. Deshalb haben die beteiligten Unternehmen die Transrapid-Teststrecke im Emsland aufgestellt.

Der Transrapid wollte die Eisenbahn revolutionieren, weil die Züge neu auf Magnetkissen und ohne Kontakt zu den Schienen pfeilschnell durch die Landschaft sausen sollten. Die Magnetschwebebahn galt lange als der Zug der Zukunft. Doch alles wurde viel zu teuer. Und im Rahmen der technologischen Restenverwertung blieb nicht viel übrig, denn China kopierte die Technologie. Und lässt den Transrapid-Nachfolger seit Ende 2002 auch verkehren, aber nur auf der kurzen Strecke von Schanghai zum Flug­hafen und zurück.

Magnetschienengetriebene Kompositionen sieht auch das Projekt «Hyperloop» vor, sie sollen mit 1000 km/h durch Vakuumröhren sausen. Doch irgendwie kommt das ganze Projekt nicht voran, obwohl viele Hochschulen – ­darunter auch die ETH – ­mitmachen. Auch Unternehmer Elon Musk hat den Hyperloop längst aufgegeben.

Doch jetzt will das polnische Unternehmen Nevomo die Eisenbahn mit seinem Superzug «Magrail» revolutionieren.

Revolution 1: Sobald ein Zug die Geschwindigkeit von 70 Kilometern pro Stunde erreicht, beginnt er auf dem bestehenden, aber umgerüsteten Schienennetz zu schweben.

Revolution 2: Die Umrüstung des bestehenden Schienennetzes soll nur 5 Millionen Franken pro Kilometer kosten.

Revolution 3: Schwebende Züge machen weniger Lärm. Und es gibt auch keinen lästigen Abrieb der Räder.

Revolution 4: Der polnische Magrail soll also ruhig durch die Landschaft düsen und erst noch 35 Prozent schneller sein als traditionelle Züge.

Gibt es nur den Hauch einer Chance, dass das funktionieren wird? Wir wissen es nicht. Immerhin ist Frankreich mit seinem TGV mit im Boot. Gelingt die polnische Revolution, würden neu auch die TGV-Kompositionen mit 550 Kilometern pro Stunde durch die Landschaften sausen statt «nur» mit 300. Die Strecke Paris–Marseille könnten wir in zwei Stunden zurücklegen. Flugzeuge und Hyperloops hätten keine Chance mehr.

ES GEHT RASCH VORAN. Hohe Geschwindigkeiten bedeuten immer auch hohen Energieverbrauch. Doch das wird in Zu-kunft kein Problem mehr sein. Wegen dreier Entwicklungen:

Erstens haben sich die Preise für Solarmodule im letzten Jahr halbiert. Aber niemand freut sich.

Zweitens werden auch die Aufständerungen für Freiflächenanlagen immer günstiger und leichter zu montieren.

Und drittens geht das deutsche Fraunhofer-Forschungsinstitut in einer neuen Studie davon aus, dass die Batteriekosten pro gespeicherte Kilowattstunde innert fünf Jahren auf 50 Franken fallen werden.

Noch haben das alles zu viele Menschen nicht begriffen, wie das Abstimmungsresultat zum sogenannten Mantelerlass im Unterwallis und die Beratungen dazu im Bundeshaus gezeigt haben. Der Erlass wollte das Baubewilligungsverfahren beschleunigen. Das Oberwallis, wo grosse Solaranlagen geplant werden, sagte klar Ja. Das Unterwallis Nein.

Es gibt keine Alpen in Brandenburg. Das deutsche Bundesland zeigt auf, dass es auch mit Photovoltaik-Frei­flächenanlagen im Flachland klappen kann.

Brandenburg will bis ins Jahr 2030 pro Einwohnerin und Einwohner 7 Kilowatt Solarleistung installieren. In der Schweiz leben 9 Millionen Menschen. Wenn wir vergleichbar schnell wie die Brandenburgerinnen und Bandenburger wären, würden wir 2030 mit 6,3 Gigawatt Leistung im Mittelland rund 70 Milliarden Kilowattstunden Solarstrom produzieren können. Davon mehr als 20 Milliarden im Winter. Und nur darauf kommt es an.

Links zum Thema:

  • rebrand.ly/schnellzugvideo Gehört die Zukunft schwebenden Zügen? Steigt Stadler-Rail-Chef Peter Spuhler auf diesen Zug auf? Oder ist alles nur ein Ballon, der platzt wie viele vor ihm?
  • rebrand.ly/batterietechnik Die Preise für Solarmodule sausen in den Keller. Die Preise für Batterien werden folgen. Faustregel: Pro installiertes Kilowatt Solarenergie braucht es sinnvollerweise, um den Tag-und-Nacht-Ausgleich sicherzustellen, ­4 Kilowattstunden dezentrale Batteriekapazität.

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