Wie die IG Metall den Logistikriesen dazu brachte, über Löhne zu verhandeln

«Bei uns zahlt Ceva Löhne über dem Branchenschnitt»

Christian Egg

In der deutschen Autoindustrie zeigt sich: Auch bei Ceva sind deutliche Lohnverbesserungen möglich.

BEIDE GLÄNZEN: Chassis und Arbeits­bedingungen. (Foto: iStock)

In der Schweiz ist die Firma Ceva kaum bekannt, doch weltweit gehört sie zu den grossen Playern in der Logistik: An über tausend Standorten beschäftigt sie rund 110 000 Mitarbeitende. So haben deutsche Autohersteller viele Tätigkeiten an die Ceva ausgelagert. Ihre Leute arbeiten direkt in den Fabriken von VW, BMW oder Mercedes, bringen Teile quer durch die Werkhallen oder helfen gar bei der Montage mit.

Und dies oft zu ­anständigen Löhnen, ­anders als in der Schweiz. Der Ceva-Arbeiter Ingolf Meyer aus dem VW-Werk Wolfsburg sagt zu work: «Mit unseren Löhnen liegen wir deutlich über dem Schnitt der Branche.» Das sei allerdings nicht immer so gewesen: «Wir verdanken das unserer Kampfbereitschaft und dem hohen Organisationsgrad.»

2015 trat in Wolfsburg fast die gesamte Ceva-Belegschaft der Gewerkschaft IG Metall bei. Sie wählte eine Vertretung und zwang die Firma zu Verhandlungen. Als diese nicht vorwärtsgingen, machten die Ceva-Leute mit einem Warnstreik Druck. «Es war ein langer Kampf», sagt Meyer, Arbeitnehmervertreter im Betriebsrat bei Ceva. «Aber er hat sich gelohnt.»

Die Löhne stiegen auf einen Schlag um 15 Prozent, die Arbeitszeit sank um 1,5 Stunden.

GROSSER ERFOLG

Denn im Dezember 2015 einigte sich die IG Metall mit der Ceva auf einen Tarifvertrag (entspricht einem Schweizer GAV) für den Standort.

Und der war ein Meilenstein: Die Löhne stiegen mit einem Schlag um 15 Prozent, gleichzeitig sank die Wochenarbeitszeit von 39 auf 37,5 Stunden. Ähnliches erreichten Logistikerinnen und Logistiker zusammen mit der IG Metall an mehr als 30 weiteren Niederlassungen – meist allerdings auch erst nach einem oder mehreren Warnstreiks. Das zeigt klar: Die Ceva ist andernorts durchaus willens, mit Mitarbeitenden und Gewerkschaften an ­einen Tisch zu sitzen. Denn auch in Grossbritannien hat die Gewerkschaft Unite mit der Ceva einen Vertrag über Lohnverhandlungen abgeschlossen.

SCHWEIZER MANAGER MAUERN

Unia-Mann Roman Künzler sagt: «Dass das Ceva-Management in der Schweiz Verhandlungen bisher ablehnt, ist völlig unverständlich.» Künzler hat jetzt Kontakt zu Gewerkschaften in anderen Ländern aufgenommen, um den Druck auf die Ceva zu erhöhen.

Künzler sagt: «Ich bin zuversichtlich, dass sich auch bei den Schweizer Ceva-Chefs die Einsicht durchsetzt, dass es besser ist, mit den Mitarbeitenden gemeinsam eine Lösung zu finden.»

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.