Skrupelloser Temporär-Chef (31) zockt Arbeiter ab

Mit Schimmelzimmer und Lohnbschiss

Jonas Komposch

Die Schwyzer Temporärbude Personal 365 bestellt einen Gärtner direkt aus Polen. Hier erwarten ihn ein feuchtes Kellerloch und 400 Franken Nettolohn für zwei Wochen chrampfen.

Gärtner Kampinskis «Schlafzimmer»: Ein Kellerloch mit schwarzem Schimmel und einem kaputten Fenster. (Foto: ZVG)

Sofort ins Flugzeug solle er steigen. In der Schweiz warte eine gute Stelle auf ihn und eine ordentliche Unterkunft. So habe man es ihm versprochen, sagt Gärtner Viktor Kaminski* (51) zu work. Unverzüglich flog der Pole nach Zürich. Dort angekommen, unterzeichnete er einen Arbeitsvertrag mit der Firma, die ihn so dringend einbestellt hatte, mit der Temporärbude Personal 365 aus Pfäffikon SZ. Der Vertrag liegt work vor und ist sauber, wenn auch alles andere als grosszügig: Mit brutto 27 Franken pro Stunde liegt der Lohn knapp noch im GAV-Rahmen. Gar nicht sauber war jedoch, was folgte.

JUNGSPUND-CHEF: Daniel Bovenzi (31). (Foto: ZVG)

WASCHKÜCHE ALS SCHLAFZIMMER

Kaminski wurde nach Schübelbach SZ geschickt, an die Kantonsstrasse 18. In der dortigen Liegenschaft waren aber schon über ein Dutzend andere Arbeiter untergebracht. Sie teilten sich eine Küche und ein einziges Bad. Kaminski schwante Böses, erst recht als er realisierte, dass sein Schlafplatz im Kellergeschoss lag: «Mein ‹Zimmer› war nichts anderes als die gammlige Waschküche! Das Fenster war kaputt, nur mit einer Plasticfolie geflickt. Da half auch der Luftentfeuchter nichts, die Wände waren schwarz vor Schimmel.» Kaminski protestierte sofort, doch geändert hat sich zunächst nichts. Denn schon am nächsten Morgen um 6 Uhr begann sein Gärtnerjob. In der Firma habe man ihn aber zunächst warten lassen. Dann erhielt er Firmenbekleidung und Schutzschuhe. Ganze fünf Stunden dauerte das Prozedere. So steht es im Stundenrapport, der work vorliegt.

Dann aber hiess es anpacken: 9 Stunden und mehr pro Tag. Nächtigen musste Kaminski weiter im Schimmelkeller. Erst nach einer Woche brachte ihn die Temporärfirma in ein Hotel. Dieses lag aber 50 Busminuten vom Arbeitsort entfernt. Dazu Kaminski: «Es hiess, ich solle halt ein Taxi nehmen, die Firma zahle dann schon.» Eine Woche machte er auch das mit. Dann kündigte er.

780 Franken Lohn zog das Temporärbüro für die Zimmermiete ab.

PHANTOMS-GESCHÄFTSWAGEN

Tatsächlich überwies Personal 365 dem ­Polen für zwei Wochen Arbeit bloss 411 Franken. Begründet wird dies auf der Lohnabrechnung nicht nur mit regulären, sondern auch mit dubiosen Abzügen. Etwa für einen angeblichen «Geschäftswagen», den Kaminski nie gesehen hat (180 Franken). Oder für nicht näher definierte «übrige Abzüge» (90 Franken) und für «Miete Zimmer»: Stolze 780 Franken zwackte die Temporärfirma dafür ab – notabene für bloss zwei Wochen Aufenthalt, davon eine im Schimmelkeller.

Ausserdem gab es keinen Lohn für jene fünf Stunden, während deren Kaminski an seinem ersten Arbeitstag bei der Gartenbaufirma warten musste. Dabei ist das Gesetz klar: «Als Arbeitszeit gilt die Zeit, während deren sich der Arbeitnehmer zur Verfügung des Arbeitgebers zu halten hat.» work hat den Personal-365-Chef Daniel ­Bovenzi kontaktiert. Der 31jährige ist nicht nur Personalvermittler, sondern besitzt auch ein Treuhandbüro und führt nebenbei noch eine IT-Firma. Selbst residiert er am Villenhügel in einem Schwyzer Steuerparadies. Am Telefon lacht er: «Ja ja, dieser Pole …» Seine Firma bezahle halt nur «unterzeichnete» Rapporte, was bei Kaminski nicht komplett der Fall sei. Der Abzug von 90 Franken sei «für die Arbeitsschuhe». Doch auch hier ist das Gesetz eindeutig. Die Suva schreibt: «Wenn Sicherheitsschuhe erforderlich sind, gehen die Kosten immer ganz zulasten des Arbeitgebers.»

KLAGE DROHT

Noch abenteuerlicher argumentiert Bovenzi beim Schimmelkeller und der horrenden Miete: Seine Firma habe «sofort reagiert», nachdem sie von den Zuständen erfahren habe. Und der Mietbetrag setze sich «aus beiden Unterkünften zusammen». Seine Firma sei überdies bloss «normale» Mieterin dieser Zimmer, für deren Sauberkeit sei der Vermieter zuständig. Soso. Gar keine Erklärung hat der Jungspund-Chef dagegen fürs 180 Franken teure Geschäftsauto, das es nie gab. Zurückgeben will er trotzdem keinen Rappen. Gärtner Kaminski aber lässt nicht locker: «Jetzt klage ich!»

*Name geändert

1 Kommentar

  1. Ott

    Herr Bovenzi ist der Schwigersohn von Herr Roberto Sousa Consalves, der div. Firmen in den Konkurs getrieben hat. Immer in Verbindung mit Personalbüros bei denen Herr Daniel Bovenci gearbeitet hat oder an Herr Robero Sousa Consalves verkauft hat.

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