Laura mal laut

Laura und die ungefragte Hilfe

Laura Gonzalez

Laura Gonzalez Martinez ist Verkäuferin in Zürich und Gewerkschafterin.

Da stehe ich zwischen den tonnenschweren Rollis und setze meine ganze Kraft ein, um sie ins Rollen zu bringen. Meistens hat einer der Rollis ein defektes Rad, um es spannender zu machen. Aber ich gewinne immer!

Die gefüllten Rollis sind echte Tetris-Kunstwerke. In jeden Winkel sind Pakete reingepresst. Wenn ich die Spanngurte abnehme, kommt mir meistens etwas entgegen, und ich kann auch noch gleich meine Reaktionsfähigkeit unter Beweis stellen. Wir Verkäuferinnen und Verkäufer sind gut, meistens bleibt alles heil und wir auch.

«Die gefüllten Rollis sind echte Tetris-Kunstwerke. In jeden Winkel sind Pakete reingepresst.»

LÖWIN. Plötzlich, mitten im Kampf mit den schweren, unbeweglichen Riesen, kommt ungefragt eine helfende, meist männliche Hand. Und ich mutiere zu einer zähnefletschenden Löwin: «Ich schaffe das allein!» Was Unverständnis erzeugt und schockiert. Ich weiss, die Hilfsangebote sind gut gemeint. Ich darf mich glücklich schätzen, in einem so hilfsbereiten Team arbeiten zu dürfen. Aber trotzdem: Ich schaffe diese körperliche Herausforderung allein. Selten verlange ich Hilfe. Das hat Gründe: Es ist mein Job. Und ich habe den Ehrgeiz, selber Lösungen zu finden.

DAMENHAFT. Das Bild der hilfsbedürftigen Frau geht mir seit jeher auf den Senkel. Egal, wo ich gearbeitet habe, auf dem Bau, im Sicherheitsdienst oder im Verkauf, immer war es mir wichtig, selbständig alles zu erledigen, was anstand. Nie habe ich etwas nicht gemacht, weil ich eine Frau bin. Nie! Die bewältigten Herausforderungen geben mir Selbstvertrauen. Jetzt weiss ich genau: wenn ich will, kann ich ganze Häuser versetzen. Das ist gar nicht damenhaft, jawohl!

HELDEN. Komisch nur, dass es Männern oft unangenehm ist, wenn Frau ihnen hilft. Dann staunen sie Bauklötze. Andersrum wird erwartet, dass Frau die ungefragte Hilfe still akzeptiert und die Männer als Helden dastehen. Darum: Ich bin gerne gar nicht damenhaft.

Wenn ein Arbeitskollege in der Zwickmühle ist, helfe ich wo ich kann, natürlich. Aber ich frage immer, ob Unterstützung nötig ist. Ausser das Gspönli liegt unter dem Rolli, klar.

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