Ratgeber

Haben Sie schon mal einen Fisch gefangen?

Maria Künzli

Viele sehnen die Pensionierung herbei und erleben dann doch den sogenannten Pensionsschock: Sie fallen in ein Loch. Das muss nicht sein. Eine gute Vorbereitung kann schon viel bewirken.

NEUES WAGEN: Die Pensionierung bietet Gelegenheit, Neues auszuprobieren oder vernachlässigte Hobbies wiederzuentdecken. (Foto: iStock)

Die ersten Tage habe er die neu gewonnene Freiheit genossen, erzählt Thomas Wenger – ausschlafen, kein Termindruck mehr, kein Müssen. Die Pension habe sich erst mal gut angefühlt. Wie Ferien. «Doch dann fiel ich in ein Loch», erzählt Wenger, der in einer leitenden Position gearbeitet hatte. Wie sehr er sich über den Beruf definiert hatte, realisierte er erst nach der Pensionierung. Wie viele andere musste Thomas Wenger neues Selbstvertrauen schöpfen. Und lernen, seine freie Zeit sinnvoll zu nutzen. Mit Geduld und Hilfe von aussen ist es ihm gelungen. Ein paar Tipps für einen harmonischen Übergang:

MACHEN SIE SICH GEDANKEN

Denken Sie bereits ab und zu an die Pension, während Sie noch im Berufsleben stehen. Stellen Sie sich vor, wie es sein wird, und vergessen Sie nicht: Die Pensionierung ist eine grosse Lebensumstellung!  Wer sich des massiven Einschnitts bewusst ist, meistert ihn besser als jene, die ihn bis zum letzten Arbeitstag verdrängen.

FANGEN SIE FRÜH MIT DER PLANUNG AN

Fachpersonen raten, sich bereits fünf Jahre vor der Pensionierung Gedanken darüber zu machen, wie die neue Freizeit genutzt werden könnte. Denn es ist wichtig, auch nach dem Berufsleben in irgendeiner Weise beschäftigt zu bleiben. Nur wer etwas tut, kann auch die freie Zeit geniessen. Das eine bedingt das andere. Sie wollten sich schon immer einen Balkongarten zulegen? Fangen Sie schon vor der Pensionierung damit an! Dann ist das Hobby schon etabliert, wenn das Berufsleben brachliegt.

LERNEN SIE DAZU

Wollten Sie nicht mal Japanisch lernen? Oder einen Blockbaukurs besuchen? Haben Sie noch nie einen Fisch gefangen? Tun sie’s jetzt! Ziemlich sicher schlummern Talente in Ihnen, die Sie bis jetzt nicht ausleben konnten.

BLEIBEN SIE IN KONTAKT

Oft fallen bei der Pensionierung auch soziale Kontakte weg, viele Freundschaften ergeben sich durch den Beruf. Die Gefahr ist gross, dass sich Kontakte verlieren, wenn jemand in Pension geht und die anderen weiterhin arbeiten. Versuchen Sie deshalb schon vor der Pension, ein soziales Netz ausserhalb der Arbeit zu knüpfen. Treten Sie einem Verein bei, oder schauen Sie sich in der Nachbarschaft um: Vielleicht ist da jemand, den Sie mal auf ein Bier einladen könnten?

SCHAFFEN SIE SICH EINE STRUKTUR

Bisher hat der Beruf die Tagesstruktur vorgegeben. Nun müssen Sie das selbst in die Hand nehmen. Setzen Sie sich jeden Abend hin und schreiben Sie auf: Was will ich morgen unternehmen? Wann gehe ich zur Post? Wen rufe ich an? Auch kleine Dinge bringen Struktur.

NEHMEN SIE BEWUSST ABSCHIED

Sich bewusst vom Berufsleben zu verabschieden kann den Übergang in den neuen Lebensabschnitt erleichtern. Organisieren Sie einen Abschiedsapéro für die Arbeitskolleginnen und -kollegen, feiern Sie den Schritt aber auch im Privaten: mit Ferien, einem Fest oder einem Essen nur für sich und Ihre Partnerin oder Ihren Partner – denn auch für die bessere Hälfte beginnt eine herausfordernde Zeit. Oder bestellen Sie einfach eine Pizza nur für sich. Und denken Sie sich dabei ganz bewusst: Ab morgen bin ich in Pension.


FreiwilligenarbeitSinnvolles tun

Wer im Alter zwischen 60 und 65 Jahren pensioniert wird, hat vielleicht noch 20 Jahre vor sich. Wer dabei gesund und fit ist, hat viele Möglichkeiten, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Auf der Website von Benevol, dem Dachverband für Freiwilligenarbeit, gibt es unzählige Angebote für motivierte Menschen mit Zeit: von der Mitarbeit bei Kleiderbörsen über die Begleitung einer betagten Person bis hin zur Mitgliedschaft in einem Sportverein.

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