Ratgeber

Frauenstreik 2023: Machen Sie sich bereit für den grossen Streiktag am 14. Juni

Maria Künzli

Auch 2023 braucht es einen Frauenstreik. Damit es mit der Gleichstellung endlich vorwärtsgeht statt rückwärts! In der ganzen Schweiz arbeiten Hunderte Frauen schon jetzt daran, dass der 14. Juni wieder ganz gross wird. Werden auch Sie laut!

FRAUENPOWER: In der Berner Marktgasse ent rollten am grossen Frauenstreik 2019 rund 200 Verkäuferinnen während einer Protestpause ein Stoffband mit ihren Forderungen. (Foto: Annette Boutellier / Lunax)

Wir alle haben die Bilder noch im Kopf: Ein Meer aus Violett und eine halbe Million Frauen und solidarische Männer, die in der ganzen Schweiz für mehr Gleichstellung auf die Strasse gingen.

Das war am 14. Juni 2019. Doch trotz der historischen Mobilisierung von damals gibt es noch viel zu tun! Ob bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, prekären Frauenlöhnen, Altersarmut, unbezahlter Care-Arbeit oder sexualisierter Gewalt. Und neuerdings geht es mit der Gleichstellung sogar wieder rückwärts statt vorwärts: Die Corona-Pandemie hat alte Rollenbilder wiederaufleben lassen. Der nicht erklärbare Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern ist wieder gestiegen. Und statt mehr Rente gibt’s für Frauen künftig weniger: Nach der AHV-Abstimmung im letzten Herbst müssen sie neu ein Jahr länger arbeiten. Das bedeutet eine AHV-Renteneinbusse von 1200 Franken. Pro Jahr und pro Frau, bis ans Lebensende!

Streikgründe gibt’s also mehr als genug. Finden Sie nicht auch? Dann werden Sie jetzt aktiv! Und so geht’s:

Werden Sie aktiv, auch am Arbeitsplatz. Ihre Gewerkschaft hilft Ihnen dabei.

MACHEN SIE SICH SCHLAU

In welchen Bereichen werden Frauen immer noch benachteiligt? Wie ist die Situation in der Schweiz? Was sagt die Statistik? Informieren Sie sich über den Ist-Zustand! Denn mit Fakten an der Hand lässt es sich besser argumentieren. Das Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlicht auf seiner Website regelmässig die ­sogenannten «Indikatoren der Gleichstellung von Mann und Frau» mit den neusten Zahlen ­(rebrand.ly/gleichstellungs-zahlen). Ebenfalls interessant ist es zu sehen, wie die Situation in Sachen Gleichstellung von Mann und Frau in anderen Ländern aussieht. Auch hierzu bietet das BFS aktuelle Zahlen (rebrand.ly/gleichstellung-international).

Argumente und Fakten liefern auch die Onlineportale des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (14juni.ch) und der Unia (unia.ch/frauenstreik).

Folgen Sie ihnen auch auf ­Social Media. Zum Beispiel auf
Instagram unter @14juni23 und
@unia_schweiz: Dort bleiben Sie auf dem Laufenden, finden alle Streikargumente einfach aufbereitet und können sie direkt mit anderen teilen. Genauso wichtig wie Fakten: Reden Sie über Ihre persönlichen Erfahrungen. Als Hausfrau, die Gratisarbeit leistet, als Frau in einem «klassischen» Frauen- oder Männerberuf oder als berufstätige Mutter, die Arbeit und Familie unter einen Hut bringen muss. Bringen Sie Frauenthemen aktiv ein, zum Beispiel am Familientisch, unter Freundinnen oder am Arbeitsplatz.

WERDEN SIE AKTIV

Wie läuft es an Ihrem Arbeitsplatz in Sachen Gleichstellung? Ist Ihr Lohn Ihrer Qualifikation und Ihrer Position angemessen? Falls Sie unsicher sind: Machen Sie den Test! Auf der Website der Unia können Sie Ihre Arbeitsbedingungen mit ein paar Klicks ganz überprüfen: rebrand.ly/gleichstellungs-test.

Falls Sie in Ihrem Betrieb etwas verändern und am Streiktag eine Aktion organisieren möchten, melden Sie sich bei der Unia oder bei der Gewerkschaft, die für Ihre Branche zuständig ist. Einen Überblick finden Sie hier: rebrand.ly/sgb-gewerkschaften. In vielen Betrieben und Branchen sind für den 14. Juni Aktionen geplant. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtouren.

work-Tipp: Warum Violett?

Violett ist die Frauenstreik-Farbe. Denn: Violett besteht aus einer ausgewogenen Mischung von Rot und Blau und symbolisiert damit die Gleichstellung der Geschlechter. So war Violett – oder Lila – schon Anfang des 20. Jahrhunderts die Farbe der Frauenbewegung.

PURPURSCHNECKEN. Ausserdem ist Violett die Farbe der Macht. Könige und Herrscher zeigten sich gerne in purpurfarbenen Umhängen. Das rötliche Violett wurde aufwendig aus dem Sekret von Purpurschnecken hergestellt und galt als die teuerste Farbe der Welt. Möchten Sie Ihre Kleider selbst färben, geht’s auch ohne Schnecken, zum Beispiel mit Kirschen und dieser Anleitung:
rebrand.ly/selber-faerben.

SCHLIESSEN SIE SICH EINEM KOLLEKTIV AN

Es gibt verschiedene regionale und kantonale Frauengruppen, Streikkollektive und Frauenorganisationen, die sich regelmässig treffen und bereits Aktionen für den 14. Juni planen. Haben Sie eine konkrete Idee und brauchen Unterstützung bei der Umsetzung? Oder möchten Sie einfach mal in die Arbeit eines Streikkomitees reinschnuppern und sich vielleicht in einer Arbeitsgruppe engagieren? Sie sind in jedem Fall willkommen. Eine Übersicht über alle Kollektive finden Sie unter: feministischerstreik.ch.

GRÜNDEN SIE IHRE EIGENE GRUPPE

Wenn Sie sich lieber nicht einem bestehenden Kollektiv anschliessen möchten, können Sie auch eine eigene Streikgruppe gründen – im Freundeskreis, unter den Arbeitskolleginnen, in Ihrem Verein oder im Quartier finden sich bestimmt Gleichgesinnte! Sie könnten zum Beispiel ein grosses Plakat mit Ihren gemeinsamen Forderungen gestalten und damit am Streiktag für Aufsehen sorgen. Inspiration für weitere Aktio­nen finden Sie auf den Websites der einzelnen Streikkollektive (siehe vorherigen Abschnitt).

MACHEN SIE SICH SICHTBAR

Wo Sie am 14. Juni auch sein werden: machen Sie auf sich und die Anliegen der Frauen aufmerksam. Dazu gibt es ganz einfache Möglichkeiten: Hängen Sie eine Streikfahne an Ihr Balkongeländer oder aus Ihrem Fenster, tragen Sie einen Streik-Button oder kleiden Sie sich in der Streikfarbe Violett. Im Shop des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes und auf der Unia-Website werden Sie fündig: 14juni.ch/#material und rebrand.ly/unia-streik-kit.

Sie können sich Ihr Streik-Outfit natürlich auch selber basteln: Bemalen Sie zum Beispiel ein weisses Kleidungsstück mit einem violetten Textilmarker (im Bastelladen erhältlich). Auf einem grossen weissen T-Shirt haben einige Forderungen Platz …

«Wir haben genug!»

Die Uhrenarbeiterinnen im Jura genauso wie die Reinigungsfrauen in Luzern: sie haben genug von Diskriminierung. Und sind dabei am 14. Juni. Im Unia-Video-Countdown erzählen sie, warum. Schauen Sie rein: rebrand.ly/14juni-countdown

SEIEN SIE DABEI!

Organisieren Sie am 14. Juni eine Aktion an Ihrem Arbeitsplatz, gehen Sie auf die Strasse, demons­trieren Sie mit und werden Sie laut. Auf der Website der lokalen Streikkomitees werden fortlaufend Aktionen und Treffpunkte aufgelistet.

Noch ist vieles in der Planungsphase und deshalb noch nicht online. Schauen Sie einfach regelmässig vorbei oder abonnieren Sie den Newsletter Ihres Kollektivs und Ihrer Gewerkschaft. Der feministische Newsletter der Unia hält Sie auf dem Laufenden: rebrand.ly/streik-newsletter.


Frauenstreik 2023 Lohn, Zeit, Respekt!

Gründe für einen neuen Frauenstreik gibt’s mehr als genug. Deshalb beschloss der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) im vergangenen November, den feministischen Streik am 14. Juni 2023 zu unterstützen. Mit diesen Hauptforderungen:

MEHR LOHN: Die sofortige Umsetzung der gesetzlich verankerten Lohngleichheit. Gezielte Lohnerhöhungen in Branchen mit tiefen und mittleren Löhnen und einem hohem Frauenanteil. Flächendeckende monatliche Mindestlöhne von 4500 respektive 5000 Franken bei abgeschlossener Berufs­lehre. Und: anständige sowie existenzsichernde ­Renten ohne weitere Er­höhungen des Renten­alters.

MEHR ZEIT: Die Einführung von Arbeitszeiten, die planbar und familienkompatibel sind. Eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 bis maximal 35 Stunden pro Woche zugunsten der unbezahlten Care-Arbeit. Und: Sicher­stellung einer flächen­deckenden und bezahl­baren Kinderbetreuung durch die öffentliche Hand.

MEHR RESPEKT: Nulltoleranz bei sexualisierter Gewalt und Sanktionen für die Täter und Täterinnen. Prävention zur Verhinderung von sexueller Belästigung und Sexismus am Arbeitsplatz. Und: Die sofortige ­Unterzeichnung und Umsetzung der ILO-Konvention 190 gegen sexualisierte Gewalt am Arbeitsplatz.

Weitere Infos und Forderungen: 14juni.ch und auf unia.ch/frauenstreik.

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