Frauenstreik-Video: Verkäuferin Laura Gonzalez (36) erklärt ihre Branche

Am Set mit work-Kolumnistin Gonzalez

Jonas Komposch

Die Zürcher Verkäuferin Laura Gonzalez steht für die Unia vor die Kamera – und verrät ihr Rezept gegen Macho-Chefs und altmodische Jobmodelle.

An Erfahrung mangelt es Laura Gonzalez nicht. Die 36jährige Zürcherin war einst Schreinerin, hat später in einem Ingenieurbüro gejobbt und wurde dann Club-Türsteherin. Anschliessend machte sie einen Abstecher in die Gastronomie, bevor sie Kioskverkäuferin wurde und schliesslich in den Detailhandel wechselte. Zudem ist sie Mutter eines siebenjährigen Sohnes. Und vor kurzem hat die talentierte Zeichnerin eine Ausbildung zur Illustrationsdesignerin begonnen.

VIELE CHEFS, KAUM CHEFINNEN

Vor der Kamera aber stand sie noch nie. Trotzdem sagte sie sofort zu, als work sie für ein Frauenstreik-Video anfragte. Doch jetzt, kurz vor dem Dreh, gesteht Gonzalez: «Etwas nervös bin ich schon.» Die Vorfreude überwiege aber. Denn: «All das zu thematisieren ist einfach befreiend!» Was also ist es genau, was Gonzalez zur glühenden Frauenstreik-Verfechterin macht? «Uff, wo soll ich beginnen?» Lang studieren muss Gonzalez aber nicht. «Ganz zentral ist der Lohn.» Im Verkauf verdienten fast alle zu wenig – und zwar Frauen wie Männer. Doch die Frauen hätten es nochmals schwerer. Lohngleichheit existiere oft nur auf dem Papier. Erst kürzlich habe sie gesehen, dass ein Verkäufer ohne besondere Verantwortung gleich viel verdiene wie seine Vorgesetzte. «Umgekehrt wäre so was doch unvorstellbar!» meint Gonzalez. Aber die Chefs kämen halt häufig durch damit. Gonzalez sagt bewusst «Chefs» und nicht «Chefinnen». Denn: «Im Detailhandel kannst du die Frauen in leitender Position an einer Hand abzählen.» Auch das habe einen einfachen Grund: «Wir müssen oft Teilzeit arbeiten – wegen der Kinder. Und Teilzeitangestellte haben im Verkauf praktisch keine Aufstiegsmöglichkeiten. Da sind die noch stockkonservativ!» Und das lassen sich die Verkäuferinnen gefallen?

«Wir haben genug!»

Das Frauenstreikvideo mit Laura Gonzalez gibt’s ab dem 16. Mai online zu sehen: unia.ch/countdown-frauenstreik

VERKÄUFERINNEN-DEMO

«Es gibt durchaus Frauen, die das Maul aufmachen», sagt Gonzalez. Doch dann heisse es sofort «Die ist halt emotional.» Oder es fielen Sprüche wie «Du siehst ja schon nicht schlecht aus. Mal schauen, ob du auch was kannst.» Solchen Sexismus kann Gonzalez nicht mehr hören: «Sagen Männer so was etwa auch zu Männern?!»

Sich zu wehren brauche aber eine gute Portion Mut. Gerade Kolleginnen über 50 trauten sich oft nicht – aus Angst, den Job zu verlieren. Das werde eiskalt ausgenutzt. «Ich habe schon oft gesehen, dass Frauen mit vielen Jahren Berufserfahrung einen tieferen Lohn haben als Neueingestellte.» Ein weiteres Dauerthema ist die Arbeitsleistung. Frauen müssten oft das Doppelte leisten, um gleich viel Anerkennung zu erhalten wie Männer. Auch das wüssten die Chefs zu nutzen: «Die sind ja nicht blöd. Die merken schnell: ‹Ah, die kann was, die arbeitet ja für zwei.› Und schon versuchen sie, dieses Tempo zum Standard zu machen.»

Diese Masche zieht bei Gonzalez schon lange nicht mehr. «Ich habe gelernt Stop zu sagen.» Ein extralautes «Stop» gibt’s von Gonzalez am 14. Juni. Schon am Frauenstreik 2019 war sie dabei, damals noch allein. Diesmal organisiert Laura mit der Unia einen Verkäuferinnen-Block. Auch ihre Arbeitskolleginnen machen mit. «Die sind nämlich ziemlich hässig!»

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