1x1 der Wirtschaft

Lohn nach der Lehre: 5000 Franken sind das minimum

Daniel Lampart

«Die Lehre ist der Königsweg.» So lautet ein Credo der Schweizer Bildungspolitik. In der Tat ermöglicht die Lehre den Zugang zu einer Vielzahl faszinierender und wichtiger Berufe. Umso bedenklicher ist es, dass die Löhne für Berufsleute mit einem Lehrabschluss in den letzten Jahren real gesunken sind. Zwischen 2016 und 2020 betrug der Rückgang fast 1 Prozent, während Mitarbeitende mit einem Hochschulabschluss mehr Lohn erhielten. Dabei wäre gerade für jene, die eine Lehre absolviert haben, eine Lohn­erhöhung dringend nötig! Denn ihre Löhne sind oft zu niedrig.

REALLOHN SINKT. So verdienen ein Viertel aller Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger mit einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) weniger als 5000 Franken pro Monat. Und das bei einer Vollzeitstelle ohne  13. Monatslohn. Obwohl ihre Ausbildung drei Jahre gedauert hat.

Die Liste der betroffenen Berufe ist lang. Und: Es sind vor allem Berufe mit einem hohen Frauenanteil. Oft handelt es sich dabei um anspruchsvolle ­Arbeiten, die mit grosser Verantwortung verbunden sind, wie etwa jene der Kita-Mitarbeitenden, die sich um das Wichtigste für die Familien und die Gesellschaft kümmern – nämlich die Kinder. Oder Pharmaassistentinnen, die kranke Menschen beraten und Medikamente verkaufen. Oder die Bäcker-Konditoren, die mitten in der Nacht ­unser Brot herstellen.

FACHKRÄFTE FEHLEN. Bei den immer teurer werdenden Energiekosten, Mieten und Krankenkassenprämien wird es schwierig, mit einem solchen Lohn über die Runden zu kommen. Bisher beruhte der hohe Stellenwert der ­Berufslehre in der Schweiz auf der Vorstellung, dass Ausgelernte mit ­ihrem Lohn eine Familie ernähren können. Dies ist heute praktisch nicht mehr möglich. Die Folge: Viele Menschen geben ihren erlernten ­Beruf auf. Und die Arbeitgeber beklagen sich über ­einen Fachkräftemangel. Kinderkrippen und Bäckereien etwa haben es heute deutlich schwerer, genügend qualifizierte Mitarbeitende zu rekrutieren. Für den Gewerkschaftsbund ist klar: Berufsleute mit einer abgeschlossenen Berufslehre müssen mindestens 5000 Franken pro Monat verdienen. Diese Forderung soll nun in den Gesamtarbeitsverträgen und in den ­öffentlichen Anstellungsverhältnissen umgesetzt werden. Damit sich die Lehre finan­ziell einigermassen lohnt – und vor ­allem auch die klassischen Frauenberufe aufgewertet werden.

Daniel Lampart ist Chefökonom des Schweiz­erischen Gewerkschaftsbunds (SGB).

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