Ratgeber

Lohnrunde 2022/2023: Im Mittel resultiert ein Plus von 2,5 Prozent

Noémie Zurlinden, Ökonomin Unia

Es brauchte engagierte Verhandlungen, um in der diesjährigen Lohnrunde zumindest die Teuerung für die meisten Arbeitnehmenden annähernd auszugleichen. Erfreulich: In verschiedenen Branchen werden die Mindestlöhne angehoben.

Die Teuerung ist so hoch wie seit dreissig Jahren nicht mehr. Bei gleichbleibenden Löhnen führt sie zu einem Kaufkraftverlust, der alle Arbeitnehmenden betrifft und bei jenen mit tiefen und mittleren Einkommen zu existentiellen Nöten führen kann. Darunter leidet längerfristig auch die Gesamtwirtschaft. Ein voller Teuerungsausgleich müsste also selbstverständlich sein.

Doch so weit reicht die Einsicht vieler Firmen nicht. Trotz hohen Gewinnen und anhaltendem Personalmangel waren und sind sie nicht oder nur nach zähen Verhandlungen bereit, die volle Teuerung auszugleichen. Trotzdem erreichte die Unia in der aktuellen Lohnrunde eine Erhöhung der Löhne um durchschnittlich rund 2,5 Prozent. In einigen Branchen konnten sogar reale Lohnerhöhungen durchgesetzt werden, also solche, die über die Teuerung hinausgehen.

Die Lohnpolitik von Coop ist eine glatte Enttäuschung.

KOLLEKTIV VERHANDELN BRINGT WEITER

Mitarbeitende in der Uhren- und Mikrotechnikindustrie erhalten mindestens den Teuerungsausgleich, viele sogar Reallohnerhöhungen. Und in der MEM-Industrie werden die Mindestlöhne um die volle Teuerung erhöht.

Im Bauhauptgewerbe gibt es nach langem Ringen generell 150 Franken mehr, die Mindestlöhne steigen um 100 Franken. Im Gastgewerbe werden die Mindestlöhne angehoben – je nach Lohnkategorie erhalten Mitarbeitende real 40 Franken mehr pro Monat. Anders bei Coop: Dort war keine Einigung möglich, da Coop trotz Rekordgewinn nicht einmal bereit war, die Teuerung für die tiefsten Einkommen auszugleichen. Genau wie die Migros. Im Gewerbe erreichte die Unia für viele Arbeitende Lohnerhöhungen von rund 2,5 Prozent. Auch bei den Mindestlöhnen gab es Fortschritte: Im GAV Gebäudehülle für die Deutschschweiz und das Tessin sowie in der Holz­industrie gibt es in Zukunft keine Löhne mehr unter 4000 Franken.

Die Lohnrunde ist noch nicht abgeschlossen. Doch die bereits erreichten Resultate zeigen: Kollektive Lohnverhandlungen steigern die Chance auf generelle und reale Lohnerhöhungen – und sind gerade für jene mit tiefen und mittleren Einkommen enorm wichtig. Das belegt auch eine neue Studie des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (sie ist nachzulesen unter: rebrand.ly/metastudie).

Fotos; Adobe stock (3), iStock (2), Pixabay (1), Zvg (2)

*allgemeinverbindlich

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