Neuer Bericht: Das reichste Prozent wird wieder 26 Billionen reicher

Oxfam stört Party der Reichen und Mächtigen in Davos

Christian Egg

Energieknappheit und Teuerung lassen die Schere zwischen Armen und Reichen weiter aufgehen. Jetzt fordert die Hilfsorganisation Oxfam höhere Steuern für Superreiche.

BLING BLING, WUFF WUFF: Ein Mops feiert in St. Moritz. (Foto: Keystone)

Für das reichste Prozent der Weltbevölkerung sind die Auswirkungen des Ukrainekriegs ein Bombengeschäft: Sie schnappen sich fast zwei Drittel des neu geschaffenen Vermögens des ganzen Planeten. Dieses misst sich in Billionen. Eine Billion sind tausend Mil­liarden. Und von Ende 2020 bis Ende 2022 ist das Gesamtvermögen der Weltbevölkerung um 42 Billionen Dollar angewachsen. 26 Billionen davon reisst sich das reichste Prozent unter den Nagel. Den Rest teilen sich die übrigen 99 Prozent der Erdenbürgerinnen und -bürger. Erstmals seit 25 Jahren haben extremer Reichtum und extreme Armut gleichzeitig zugenommen.

Tiefe Steuern für Superreiche — das war nicht immer so.

GEWINNE VERDOPPELT

Errechnet hat die Zahlen die Hilfsorganisation Oxfam. Pünktlich zum Treffen der Reichen und Mächtigen am WEF in Davos weist sie in einem neuen Bericht nach: Seitdem der Ukrainekrieg die Energie- und Lebensmittelpreise stark ansteigen liess, driften Arm und Reich noch schneller auseinander als bisher. Auch weil die Superreichen stark von der Krise profitiert haben: Im Kriegsjahr 2022 haben laut dem Bericht 95 Lebensmittel- und Energiekonzerne ihre Gewinne mehr als verdoppelt. Den Grossteil dieser Übergewinne, nämlich 257 Milliarden Dollar, zahlten sie reichen Aktionärinnen und Aktionären aus. Die darüber hinaus für ihre Milliardengewinne immer weniger Steuern zahlen müssen.

Elon Musk, Tesla-Tycoon und reichster Mann der Welt, zahlte auf seinen Vermögenszuwachs gerade mal 3 Prozent Steuern. Eine Marktfrau in Uganda muss dagegen 40 Prozent ihres knappen Einkommens dem Staat abgeben. Das war nicht immer so: In den 1950er Jahren lag etwa in den USA der Grenzsteuersatz für die höchsten Einkommen bei 91 Prozent, für Erbschaften bei 77 Prozent. Jahrzehnte des Steuerwettbewerbs hätten einen Kollaps der Steuersätze für Reiche und Unternehmen zur Folge gehabt, heisst es dazu im Oxfam-Bericht.

­MILLIARDÄRSTEUER

Oxfam fordert jetzt eine Umkehr dieses Trends. Und rechnet vor: Eine 2-Prozent-Steuer auf alle Vermögen über fünf Millionen Dollar, ansteigend auf 5 Prozent für Milliardärinnen und Milliardäre, würde weltweit 1,7 Billionen Dollar pro Jahr einbringen. Damit liessen sich gleich mehrere Probleme der Menschheit aufs Mal lösen: Es wäre genug, um zwei Milliarden Menschen aus der Armut zu befreien, einen globalen Plan zur Beseitigung des Hungers zu finanzieren und dazu noch allen Menschen in den ärmsten Ländern der Erde eine allgemeine Gesundheitsversorgung und soziale Absicherung zu bieten.

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