Geschasste Bauarbeiter vom Genfer Flughafen berichten:

«Wir kannten unsere Rechte nicht!»

Darija Knežević

Beim Bau des neuen Logistikzentrums am Genfer Flughafen wurden Bauarbeiter ausgebeutet. Die Unia schritt ein.

SKANDAL-BAUSTELLE: Das Logistikzentrum am Flughafen Genf, gebaut mit Dumpinglöhnen. (Foto: Genève Aéroport)

Das monatelange Ringen der entlassenen Büezer am Genfer Flughafen ist noch nicht vorbei. Im Sommer flog auf: Beim Bau eines neuen Logistikzentrums in Genf wurde massiv gepfuscht – und zwar bei den Arbeitsbedingungen! Bauarbeiter aus Italien und Rumänien verdienten gerade einmal 9 Franken pro Stunde, arbeiteten sieben Tage die Woche und 12 Stunden pro Tag (work berichtete).

Bei einer Pressekonferenz der Unia Genf kamen die Bauarbeiter nun erstmals zu Wort: «Wir wurden monatelang unterbezahlt, hatten sehr lange Arbeitszeiten und sehr viele Überstunden.» Als diese Ausbeutung aufflog, schloss der Flughafen die verantwortliche Firma Mitel International SA kurzerhand von der Baustelle aus. Doch das traf auch die Arbeiter: Die knapp fünfzig geprellten Büezer mussten in ihre Heimat zurückkehren – ohne Lohn und ohne Job.

Dank der Unia haben die Arbeiter ihren Job wieder.

ZURÜCK IN GENF

Gewehrt hatten sie sich zuerst nicht: «Wir wussten nicht, welche Rechte wir haben. Wir dachten, dass so etwas in der Schweiz nicht vorkomme.» Doch die Unia schritt ein. Sie forderte, dass die Arbeiter weiter auf der Genfer Flughafenbaustelle arbeiten können – mit Erfolg.

Und wie war es, derart abserviert zu werden? Ein Büezer erzählt: «Das war sehr hart. Wir waren viele Monate lang völlig im Ungewissen über unsere Zukunft, mit Löhnen, die nicht gezahlt wurden oder die niedriger waren als das, worauf wir ein Recht hatten.»

Dank dem Einsatz der Unia haben die Büezer ihren Job am Genfer Flughafen jetzt aber wieder zurück! Allerdings nicht mehr bei der Mitel SA, die weiter von den Bauarbeiten ausgeschlossen bleibt. Sondern bei der PH Facility SA, einem Subunternehmen. Die Gewerkschaft wacht aber weiterhin streng über die Arbeitsbedingungen. Denn besonders das Geschäft mit den Subunternehmen ist für die Unia ein Dorn im Auge. Denn: Je mehr Firmen auf einer Baustelle unterwegs sind, desto undurchsichtiger werden die Bedingungen. Die Gefahr für Lohndumping steigt markant. Die Unia verlangt vom Flughafen Genf daher einen Notfallfonds, der geschädigten Arbeitern die Löhne nachzahlen könnte. Beim Fall der geschassten Arbeiter der Mitel SA wäre dies bereits sinnvoll gewesen: Sie warten nämlich weiterhin auf ihre vollen Löhne.

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