Bärtschi-Post

Die Briefträgerin a. D. & der Ausblick

Katrin Bärtschi

Katrin Bärtschi ist Briefträgerin in Bern und Gewerkschafterin.

Wenn die Briefträgerin a. D. im Zusammenhang mit der gelben Riesin an die Zukunft denkt, kommt ihr unweigerlich die Parole in den Sinn: «Die Post – der Motor für eine moderne Schweiz». Was für ein Anspruch! Was für eine Anmassung! Besonders, da der Motor ein selbsternannter ist.

Wohin will dieser Motor die Schweiz treiben? Wer bestimmt die Richtung? Wer bestimmt sie mit? «Do it yourself» lautet eine weitere Parole, die so allerdings nicht ausgesprochen wird. Einzahlungsscheine selber drucken, E-Banking selber machen, Auslandpakete selber verschicken, um keinen Aufpreis bezahlen zu müssen, und so weiter.

Die Zukunft: Drohnen und Robi, der Gepäckroborter aus Saas-Fee.

HAUPTSACHE DIGITAL. Durchdigitalisierung ist ein Hauptziel. Und damit die Entpersönlichung der Verhältnisse. Schalter werden weniger aufgesucht, weil die Post es so will und finanziell anreizt. Gleichzeitig wird der Rückgang der Schaltergeschäfte als Begründung für Poststellenschliessungen angegeben. Die Post forciert die Digitalisierung des Briefverkehrs, auch indem sie «Kundenlösungen» («Print & Send») anbietet, und fördert damit den Briefmengenrückgang, den sie gleichzeitig als Dauerargument für Rationalisierungsmassnahmen vorbringt.

Und der Datenschutz? Niemand verfügt vermutlich über ein auch nur annähernd so lü­cken­loses Verzeichnis aller in der Schweiz lebenden Menschen wie die Post. Wer an einem Hausbriefkasten angeschrieben ist, wird ­erfasst. Kennt die Post darüber ­hinaus auch zum Beispiel die Krankengeschichten ihrer «Nutzniessenden», weil sie für die Krankenkassen die Versände macht? ­Is big yellow sister watching you?

GNADENLOS: Selbstfahrende Postautos, Robi, der Gepäckroboter aus Saas-Fee – der «K-Tipp» spottete bereits im Januar 2022 über das «regelrechte Innovations­spektakel» der Post: «Reif fürs ­Museum». Die Post aber will dranbleiben.

«Und das mit den Drohnen, natürlich», meinte der IT-versier­te Kollege von Presto. «Die haben auch mit der Dunkelheit zur Frühzustellungszeit kein Pro­blem, die wissen, wo sie sind. Aber die Briefkästen müssen dann an das angepasst sein, was die Drohnen können. Und nicht umgekehrt. Denn die Drohnen sind – anders als das menschliche Zustellpersonal – rücksichtslos.»

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