So dreist stellen die Genfer Meister die Büezer dar:

Alles nur manipulierbare Marionetten

Jonas Komposch

Für viel Geld verbreiten die Genfer Baumeister Falschinformationen in der Presse. Und sogar ihre Büezer beleidigen sie.

UNVERSCHÄMT: Das Marionetten-­Inserat der Baumeister. (Foto: «20 Minutes»)

Das Ringen um den Landesmantelvertrag im Bauhauptgewerbe (LMV) treibt immer seltsamere Blüten. Etwa in Genf, wo sich die Baumeister als besonders verbissene Hardliner hervortun. Auf ihr Drängen hin hatte sich der Nationalverband bereits ins Klage-Abenteuer gegen die Gewerkschaften gestürzt. Weil die Baustreiks angeblich illegal seien. Der Plan ging nicht auf. Denn die angerufene Genfer Kammer für kollektive Arbeitsbeziehungen ist gar nicht zuständig. Sondern das schweizerische Schiedsgericht in Zürich. So steht’s klipp und klar im LMV.

Doch die Genfer Meister haben nicht genug. Am 4. November schaltete ihr Verband ein halbseitiges Inserat mit einem Comic in der welschen Ausgabe von «20 Minuten». Kostenpunkt: mindestens 15 000 Franken. Zu sehen sind streikende Bauarbeiter-Marionetten mit dummem und ängstlichem Blick. «Mehr Lohn» fordern sie, «mehr Ferien» und «weniger Arbeit». Aber in Tat und Wahrheit, so suggeriert der Comic, seien es die Gewerkschaften Unia, Syna und SIT, die im Hintergrund die Fäden ziehen und die ahnungslosen Büezer manipulieren. Und sie auf die Strasse schicken! Dort verursachen die Büezer-Puppen dann Stau und machen aus ­Automobilisten Wutbürger. Sogar von einer «Geiselnahme der Bevölkerung» schreibt der Verband.

IRREFÜHRUNG

work hat beim Comic-Urheber Thomas «Grib» Schyrr (35) nachgefragt: «Für mich war das nur ein Job!» sagt er. Die Zeichnung entspreche nicht seiner Meinung, sondern jener des Genfer Baumeisterverbands. Dieser habe ihm für zwei Comics 1000 Franken gezahlt. Das zweite von Gribs Auftragswerken ist noch platter, zeigt die Gewerkschaft als zerstörerischen Abrissbagger. Erschienen ist es in der «Tribune de Genève» am 8. November, dem zweiten Protesttag der Westschweizer Bauleute. 7000 von ihnen demon­strierten an diesem Dienstag in den Strassen. So wie bereits am Tag zuvor. Doch das wollten die Meister nicht wahrhaben. In ihrem «Tribune»-Inserat behaupten sie: «Mehr als drei Viertel» der Genfer Bauleute hätten nicht protestiert. Kostenpunkt dieser Irreführung: 10’000 Franken.


Jetzt Petition unterschreiben  Solidarität mit den Bauleuten, für eine starken LMV!

Der Kampf für einen starken Landesmantelvertrag (LMV) auf dem Bau läuft auf Hochtouren. Der Baumeisterverband will die Büezer 58 Stunden pro Woche chrampfen lassen und die Löhne der älteren Abeiter senken. Die Bauarbeiter hingegen kämpfen für besseren Schutz und mehr Zeit für die Familie.

Um die Bauleute zu unterstützen, hat die Unia die Petition «Bauarbeiter verdienen mehr!» lanciert. Denn: Jede Unterschrift hilft, den Meistern Druck zu machen. Aber nicht nur ihnen. Für Erstunterzeichner und Gewerkschaftsbund-Präsident Pierre-Yves Maillard ist klar: «Der Kampf der Bauarbeiter um die Arbeitszeit betrifft am Ende alle Arbeitnehmenden.»

Jetzt unterschreiben unter: unia.ch/petition-lmv-bau

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