Bärtschi-Post

Die Briefträgerin & der Briefkasten

Katrin Bärtschi

Katrin Bärtschi ist Briefträgerin in Bern und Gewerkschafterin.

«Briefkasten» ist ein unpräziser Begriff, jedenfalls im Postjargon. Denn da gibt es die HBK, die Hausbriefkästen, und dann die «Briefeinwürfe», das sind die gelben am Strassenrand, die immer seltener geleert und von denen kürzlich etliche entfernt wurden.

Und dann ist da noch der, welcher neben den Lavabos im Boten- und Botinnenraum still vor sich hinhängt. Angeschrieben mit «PeKo». Ausgeschrieben: «Personalkommission». «Weisst du, wo sich der PeKo-Briefkasten befindet?» fragte die Briefträgerin kürzlich einige Kolleginnen und Kollegen. Die wenigsten wussten es. Der Spassvogel ging so weit zu fragen: «PeKo, was ist das?»

«Briefkasten» ist im Postjargon ein sehr unpräziser Begriff.

GRÜSSE. Pedro, ein anderer Kollege mit einem anderen Humor, sagte: «Ich schreib mal was, herzliche Grüsse oder so, und schaue, was passiert.» Dabei hätten die PeKos bei der Post «unheimlich viel Mitsprache- und sogar Mitentscheidungsrecht», wie der Regionalsekretär der Gewerkschaft Syndicom es ausdrückt. Und: «Ein Reglement, wie man es sonst in der Schweiz nirgends findet, und trotzdem nutzt diese Möglichkeit fast niemand. Die PeKos auszubauen, zu stärken, zu bilden scheint auf der Mitarbeitendenseite 1 von 100 zu interessieren. (…) Kommt dazu, dass die Post die PeKos kleinredet, sie, böse gesagt, manchmal sogar zu verhindern versucht.» Aber Syndicom und die Unia haben Pläne, das gemeinsam zu ändern. Wobei der Weg zurück ein langer sei, «wenn man erst mal davon abgekommen ist. Damit meine ich in etwa das letzte Jahrzehnt», gibt der Gewerkschafter zu bedenken.

BRATWÜRSTE. Dieser Briefkasten könnte also auch ein Zugangspunkt zur Gewerkschaft sein, zur Organisation, die sich für die Rechte der Arbeitenden einsetzen soll und einsetzt. Rechtlich, vertraglich, im Alltag und politisch. Und mit ihren Publikationen.

Eine kämpferische und selbstbewusste Gewerkschaftsführung ist wichtig und massgeblich. Aber letztlich ist eine Gewerkschaft so stark wie ihre Basis. Dass diese sich für mehr als die regelmässig dargebotenen gewerkschaftlichen Bratwürste interessiert, ist matchentscheidend.

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.