Rosa Zukunft ‒ Technik, Umwelt, Politik

500-Watt-Rädli: Sind Kleinwindkraft-Anlagen die ­Alternative zu bisherigen Windkraftwerken ?

Peter Bodenmann

Die Windkraft in der Schweiz hat Blei in den Flügeln. Wird sich daran etwas ändern? Vielleicht dank kleinen innovativen Brummern aus Deutschland?

MIKRO-WINDANLAGE: Die kleinen Mowea-Windrädli können auf Hausdächern und an Funkmasten installiert werden. (Foto: Mowea)

Die neuen, erneuerbaren Energien gewinnen das Rennen gegen alte und neue Atomkraftwerke, gegen Kohlekraftwerke und gegen Gaskraftwerke. Nicht nur in Sachen CO2-Ausstoss, sondern auch in Sachen Preis pro pro­duzierte Kilowattstunde Strom.

NUFENEN-FLOP. Eigentlich ergänzen sich Windstrom und Solarstrom gar nicht schlecht. Der Wind bläst auch in der Nacht, wenn die Sonne schläft. Und Windkraftwerke produzieren 60 Prozent ihrer Energie im Winter. Der Anteil der Winterproduktion ist somit selbst höher als etwa bei den beiden im Wallis geplanten alpinen Solarparks Gondo Solar oder Grengiols Solar.

Doch in der Schweiz ist die Windkraft denkbar schlecht gestartet. Denken wir nur an die grossen Windräder westlich des Nufenenpasses, die die damalige Energieministerin Doris Leuthard 2016 eingeweiht hatte. Sie produzieren viel weniger Strom als ursprünglich berechnet. Und eine Sanierung jagt die nächste. Noch fehlt es an einer Aufarbeitung dieses Desasters.

Sind vielleicht kleine Windräder eine Alternative? Versuchen wir uns vorerst mit den wichtigsten Daten vertraut zu machen:

  • Ein Klein-Windrad des Berliner Start-up Mowea hat eine Leistung von 500 Watt. Man kann modular bis 100 solche Windräder zusammenstecken.
  • Die Dinger sollen mit maximal 35 Dezibel recht leise brummen. Aber zertifizierte Tests gibt es bisher noch nicht. Start-ups sind immer etwas knapp bei Kasse.
  • Jedes Windrad bestreicht eine Fläche von 1,8 Quadratmetern.
  • Jede der nur 35 Kilogramm schweren Einheiten kann über das Handy separat gesteuert werden. Auch dank bürstenlosen und deshalb effizienten Generatoren.
    Die Anlagen sollen auf Flachdächern in Käfige kommen, damit sie aus unseren Gliedmassen nicht Hackfleisch machen. Die Kosten sollen mittelfristig bei 500 Franken liegen. Und pro Jahr dürfte man an halbwegs windigen Lagen 500 Kilowattstunden Strom produzieren können. Wäre schon mal eine Hausnummer. 10 Windräder reichen für einen Haushalt.

Bis jetzt ungeklärt ist die Frage: Ist das mehr als Greenwashing und ein valabler Beitrag zur Rosa Zukunft? Wir bleiben dran.

Links zum Thema:

  • rebrand.ly/windrad-daten
    Ein paar spannende Informationen zum Klein-Windrad des Ber­liner Start-up Mowea.
  • rebrand.ly/windkraft-video
    Auf der Homepage des Telekomunternehmens Vodafone findet sich dieses Video, das erklärt, wie Kleinwindkraftanlagen funktionieren. Vielleicht.
  • rebrand.ly/masten-tauglich
    Die Funkmastbetreiberin Vantage Tower ist eine Tochter von Vodafone. Vodafone will 52 seiner Funkmasten mit Mowea-Windrädern ausstatten. Diese sollen zwei Drittel der Energie liefern, die ein Funkmast be-
    nötigt. Steckt darin mehr als nur Imagewerbung?
  • rebrand.ly/meteo-karten
    Meteo Schweiz macht digitale Windkarten, die immer besser werden. Wir können nachschauen, wie stark der Wind in Höhen von 50 bis 150 Metern über Boden im Durchschnitt eines Jahres pfeift. Mowea-Windräder sind – ausser wenn man sie auf Masten montiert – Bodenschleicher. Meteo Schweiz hat also noch Luft nach unten.

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.