Ob Steinmetzin, Kosmetikerin oder Florist: rund 1000 Lernende stellten an der diesjährigen Berufsmeisterschaft in Bern ihr Können unter Beweis. work hat sie am Wettkampftag besucht.
BALD INTERNATIONAL UNTERWEGS: Für Steinmetzin Marlena Senne geht es nächstes Jahr an die Weltmeisterschaft. (Foto: Franziska Scheidegger)
In der Luft liegt der Geruch von Lack, Holz und Haarspray. Spitzt man die Ohren, so sind Schleifmaschinen, Instrumente und zischende Pfannen zu hören. Doch beim Betreten des Areals der Swiss Skills 2022 in der Berner Expo läuft man zuallererst direkt in die Arme der Sponsoren. Dabei sind die eigentlichen Stars der Berufsmeisterschaften die rund 1000 Lernenden.
Auch seltene Berufe gibt es zu bestaunen.
Die jungen Berufsleute stellen während dreier Tage ihr Können unter Beweis. Plötzlich stehen sie im Scheinwerferlicht statt in der gewohnten Werkstatt. Im Wettkampf tritt die Schweizer Crème de la crème der Köchinnen, Bäcker, Malerinnen, Gipser, Coiffeusen oder Fahrradmechaniker gegeneinander an. Auch rare Berufe wie Blasinstrumentbauer, Bootsbauerinnen oder Edelsteinfasser sind mit ihren Jungtalenten vertreten.
Nicole Cornu ist Zentralsekretärin des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes und dort zuständig für das Dossier Bildungspolitik und Jugend. Sie sagt: «Die Swiss Skills sind besonders für die Lernenden ein einmaliges Erlebnis und ein potentielles Karrieresprungbrett.» Cornu sitzt auch im Stiftungsrat von Swiss Skills und vertritt die Arbeitnehmenden. Aus gewerkschaftlicher Sicht sei wichtig, «dass Arbeits- sowie Erholungszeiten auch während der Wettkämpfe eingehalten werden und dass die Lernenden aus eigenem Willen bei den Meisterschaften mitmachen». Der Anlass sei zudem ähnlich wie ein Sportevent: professionelles Coaching, Fördermittel sowie die Qualifikation für internationale Wettkämpfe warten auf die Gewinner und Gewinnerinnen.
GEWONNEN! Bootsbauerin Hefti machte in ihrem Beruf den ersten Platz. (Foto: Franziska Scheidegger)
Bootsbauerin Chantal Hefti (19): «Ich will Matrosin werden!»
Für Chantal Hefti sind die Swiss Skills ein aufregendes Erlebnis. Die 19jährige hat ihre Lehre als Bootsfachwartin im vergangenen Sommer abgeschlossen. In ihrer Werkstatt ist Chantal die einzige Frau. Sie sagt: «Meine Kolleginnen sitzen im Büro.» Für die Lehrabgängerin ist der Beruf als Bootsfachwartin genau das Richtige: «Ich mag es, mit Kunststoffen zu arbeiten, kümmere mich um Reparaturen, Umbauten sowie Restaurationen.» Zudem übernimmt sie als Bootsfachwartin auch Arbeiten an der Elektronik und den Sanitäranlagen auf den Booten.
Der Wettbewerb an den Swiss Skills unterscheidet sich stark von Chantal Heftis Job in der Realität. «Normalerweise stehe ich in der Werft – egal bei welchem Wetter. Hier darf ich in einer schicken Halle meine Skills zeigen», sagt Chantal. Der Lehrabschluss ist für die Bootsfachwartin aber erst der erste Schritt. work verrät sie: «Irgendwann will ich Matrosin werden!» In der Disziplin Bootsfachwartin arbeitet sich Chantal Hefti bei den diesjährigen Swiss Skills auf den ersten Platz!
DIREKT AUFS PODEST: Florist Bundi schaffte es als Dritter aufs Treppchen. (Foto: Franziska Scheidegger)
Florist Massimo Bundi (18): «Hochzeiten verschönern»
Ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene – alle machen grosse Augen beim Begutachten der bunten Sträusse am Stand der Floristinnen. Inmitten der Frauen steht Massimo, der einzige Mann im diesjährigen Final der Floristinnen. «Ich kenne das nicht anders – auch in der Gärtnerei bin ich der einzige Florist», sagt Massimo. Dass Männer in seinem Beruf untervertreten sind, schreckte Massimo nicht ab, diese Lehre zu wählen. Der Traum, Florist zu werden, ist bei ihm schon früh gesprossen. Bereits als Kind spielte er gerne mit Blumen.
Der 18jährige ist im letzten Lehrjahr, nach der Ausbildung will er auf jeden Fall im Beruf bleiben. Rosige Zukunftspläne hat der junge Florist auch bereits: «Ich würde gerne als Hotelflorist arbeiten und Events wie zum Beispiel Hochzeiten mit Blumengestecken verschönern.» Die Meisterschaften bei Swiss Skills sind für Massimo herausfordernd und aufregend: «Das Publikum macht einen nervös. Ab und zu fliegt auch ein Blick zu den Werken meiner starken Konkurrentinnen.» Doch er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und schafft es in der Disziplin Florist auf den dritten Rang. Nach acht Jahren treten bei den Meisterschaften der Floristinnen wieder Männer an. Neben Massimo war ein weiterer Florist in den Vorrunden dabei.
GOLD GEHOLT: Kosmetikerin Luleski erreichte den Spitzenplatz. (Foto: Franziska Scheidegger)
Kosmetikerin Ajlin Luleski (18): «Ein Lächeln schenken»
Nur wenige Schritte weiter verschönern Kosmetikerinnen nicht Blumen, sondern die Kundschaft. Ganz zuoberst aufs Podest schafft es Kosmetikerin Ajlin Luleski. Sie sagt: «Das Beste an meinem Beruf: Ich kann den Menschen etwas Gutes tun, ihnen Selbstbewusstsein und ein Lächeln schenken. Das ist definitiv mein Traumberuf.» Die 18jährige hat vor einigen Wochen ihre dreijährige Lehre erfolgreich abgeschlossen, nur wenige Wochen später erlebt sie den nächsten Triumph an den Swiss Skills.
Die Arbeit beim Wettbewerb sei jedoch ganz anders als im Kosmetikstudio. Auch sie war es nicht gewohnt, vor einem Publikum zu arbeiten. Luleski sagt: «Normalerweise sind wir Kosmetikerinnen in einem geschlossenen Raum, alleine mit unseren Kundinnen und Kunden.» Für Luleski waren die Swiss Skills ein magisches Erlebnis.
Steinmetzin Marlena Senne (22): «Von Eisskulpturen begeistert»
Auch die 22jährige Marlena Senne kennt den Zauber der Meisterschaft. Sie hat 2020 die Goldmedaille als Steinmetzin geholt. Mit dem Titel geht sie nächstes Jahr an die Weltmeisterschaft. Der Beruf als Steinmetzin ist für die junge Frau genau das Richtige. Marlena Senne sagt: «Mich haben schon immer Schnee- und Eisskulpturen begeistert. Dass man etwas ähnliches auch aus Stein meisseln kann, macht den Beruf einzigartig.» Heute macht Senne eine Weiterbildung im Bereich der Denkmalpflege. «Ich bin oft in der Zürcher Altstadt unterwegs und helfe bei Restaurationen von Steinskulpturen oder geschichtsträchtigen Gebäuden mit», sagt die Steinmetzin.