Jetzt rechnet es der Bundesrat gleich selber vor:

So klein sind die Frauenrenten

Darija Knežević

Frauen verdienen nach wie vor massiv weniger als ­Männer. Weder die Lohn- noch die Rentengleichheit haben sich verbessert. Im Gegenteil.

NIX GLEICHHEIT: Die Frauenlöhne und -renten liegen immer noch weit hinter jenen der Männer. (Foto: Keystone)

Im neusten Bericht vom Bundesrat zu den «Lohnunterschieden zwischen den Geschlechtern» steht es schwarz auf weiss: Der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen blieb in den letzten acht Jahren unverändert gross. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit? Bislang ist dieser Appell nicht angekommen. Trotz revidiertem Gleichstellungsgesetz.

Alle Frauen im Erwerbsalter zusammengezählt — also die Berufstätigen sowie die Nichtberufstätigen –, verdienen heute ganze 43,2 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Und leisten zudem noch wesentlich mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Pro Woche arbeitet eine Frau durchschnittlich 30,2 Stunden gratis für Haus und Familie. Ein Mann dagegen nur 19,2 Stunden. (work berichtete: rebrand.ly/renten-lücke).

Die tieferen Frauenlöhne sind auf Lohndiskriminierung zurückzuführen, aber auch auf typische «Frauenberufe» in Niedriglohnbranchen sowie auf einen hohen Anteil an Teilzeitjobs.

Damit nicht genug: Die Ungleichheit setzt sich im Rentenalter fort. Die Frauenrentenlücke hat sogar zugenommen und beträgt über einen Drittel. Denn insbesondere Mütter unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit oft und arbeiten Teilzeit, um Haus- und Familienarbeit zu übernehmen. Mit direkten Folgen für die Renten. Ganz besonders schlägt dies in der beruflichen Vorsorge, der 2. Säule, zu Buche.

EIN DRITTEL WENIGER

Gabriela Medici, stellvertretende Sekretariatsleiterin des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), sagt: «Der Bericht bestätigt erneut, die Rentenlücken bei den Frauen sind nicht tragbar.» Statt notwendige Verbesserungen in der Rente vorzunehmen, steht eine AHV-Reform zulasten der Frauen zur Abstimmung.

Die Reform greift die AHV-Renten der Frauen an, obwohl für sie die Vorsorge aus der 1. Säule zentral ist. Nur jede zweite Frau hat überhaupt eine Rente aus der 2. Säule. Zudem sind die Pensionskassenrenten der Frauen durchschnittlich 47 Prozent tiefer als jene der Männer. SGB-Frau Medici ergänzt: «Das Konzept der 2. Säule ist schlicht frauen- und familienfeindlich. Eine brauchbare Reform der beruflichen Vorsorge wäre zwar nötig – aber letztlich kann eine bezahlbare Lösung für die Frauen nur in einer Erhöhung der AHV-Renten liegen!»

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