GAV-Verhandlungen: Swissport stellt sich weiterhin stur

Gibt es bis Ende Jahr keine Lösung, wird gestreikt

Darija Knežević

Die Swissport-Mitarbeitenden sind hässig! Sie sind ihrem Arbeitgeber in der Coronakrise sehr weit entgegengekommen. Jetzt läuft das Geschäft wieder. Doch Swissport will beim «Krisen-GAV» bleiben

SOMMERPROTEST: Swissport-Mitarbeitende protestierten im Juli im Flug­hafen Zürich lautstark gegen die mauernden Chefs. (FOTO: KEYSTONE)

Das Sommergeschäft am Zürcher Flughafen boomt. Nach dem fast zweijährigen Stillstand sind viele Reiselustige wieder mit dem Flugzeug unterwegs. Für die Passagiere beruhigt sich die Lage, für die Mitarbeitenden des Flughafens wird sie dagegen immer an­gespannter.

Besonders die Mitarbeitenden des Flugabfertigers Swissport leiden unter einer massiven Arbeitsbelastung. Unter Hochdruck wurde diesen Sommer das Gepäck sortiert, die Check-ins abgefertigt, Flugzeuge instand gehalten und vieles mehr. Während der Coronakrise, als fast alle Flugzeuge am Boden blieben, waren die Büezerinnen und Büezer zu grossen Konzessionen bereit. Sie verzichteten auf Ferientage und arbeiteten länger. Und sie verzichteten auf die Hälfte der Arbeitgeberbeiträge an ihre Krankenkassenprämien. Dafür durfte Swissport während dieser Zeit keine Mitarbeitenden entlassen. So wurde es im «Krisen-GAV» ausgehandelt.

Doch das boomende Fluggeschäft zeigt deutlich: Beim Fliegen ist die Krise vorbei. Die Forderungen der Gewerkschaften sind deshalb klar: Weg mit dem Krisen-GAV! Davon will Swissport aber nichts wissen.

«Zu diesen Löhnen will sich das keiner mehr antun.»

LEUTE LAUFEN DAVON

Philipp Hadorn, Präsident der SEV-Gata, weiss: «Aktuell fehlen in der Bodenabfertigung zwischen 350 und 500 Arbeitskräfte.» Einerseits aufgrund des zunehmenden Geschäfts, andererseits aufgrund der vielen Kündigungen. Selbst Angestellte, die Jahrzehnte für Swiss­port arbeiteten, kehren der Firma den Rücken. Hadorn sagt: «Mit dieser Entlöhnung und zu diesen ­Arbeitsbedingungen will sich das keiner mehr antun.» Swissport habe in naher Zukunft ein mas­sives Personalproblem, wenn die Arbeitsbedingungen nicht verbessert würden.

Im Juli kündigten die Gewerkschaften SEV-Gata und VPOD sowie der Kaufmännische Verband den Krisen-GAV. Ende Jahr läuft er aus. Ihre Mindestforderung: Ein neuer Gesamtarbeitsvertrag mit mindestens jenen Bedingungen, die vor der Coronapandemie galten. Und mit automatischem Teuerungsausgleich. Doch Swissport mauert. Und bewegte sich in unterdessen sechs Verhandlungsrunden kein bisschen.

STREIKS VORPROGRAMMIERT

In wenigen Monaten läuft der Krisen-GAV aus. Für Stefan Brülisauer, Regionalsekretär der Gewerkschaft VPOD, ist klar: «Gibt es bis Ende Jahr keine Lösung, finden im Januar Streiks am Zürcher Flughafen statt.» Auch SEV-Gata-Präsident Hadorn bestätigt work: «Unter den Mitarbeitenden brodelt es!» Die Arbeitsbelastung sei untragbar, viele der Angestellten zerbrächen daran. Wegen der fehlenden Ruhetage sind viele krankgeschrieben. Dass es zu einem wilden Streik in den nächsten Monaten kommen könnte, kann der Gewerkschafter nicht ausschliessen.

Swissport: Alles andere als «Swiss»

Swissport ist an knapp 300 Flughäfen rund um den Globus tätig. Der Flugabfertiger gehört zu den Grössten der Branche. Doch ausser dem Sitz und dem «Swiss»im Namen hat der Konzern nichts mehr mit der Schweiz zu tun. Swissport war bei ihrer Gründung 1996 noch Teil der Swissair. Nach deren Grounding im Jahr 2001 wurde Swissport an einen britischen „Heuschrecken“-Fonds verkauft. Und wechselte danach mehrmals die Besitzer.

MILLIARDEN. In der Coronakrise kauften US-amerikanische und britische Investoren das Unternehmen. Im vergangenen Jahr beschäftigte es 48’000 Mitarbeitende und fertigte rund 2 Millionen Flüge ab. CEO Warwick-Brady ging in einem Interview mit der «Aargauer-Zeitung» für 2023 von einem Umsatz von drei Milliarden Franken aus. (dak)

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